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Titel: Zugriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Pallay
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flüchtete in die Herrentoilette, griff sich dort einen harmlosen 26-jährigen Reisenden als Geisel und verlangte anschließend mit vorgehaltener Pistole von dem zweiten Zivilbeamten die Herausgabe des Dienstwagens. Anschließend zwang er den jungen Mann, sich hinter das Steuer des Audi A4 zu setzen und trotz schneeglatter Fahrbahn mit Volldampf loszubrausen und am Inntaldreieck Richtung Kufstein und Innsbruck abzubiegen. Kurz hinter der Grenze verlor sich die Spur zunächst einmal.
    Jetzt waren wir gefragt. Mein Chef, der 20 Kilometer von München entfernt wohnte, gab telefonisch Order, ich solle mich vorerst nur mit der Hausbereitschaft und » schwachen Kräften« des MEK , die bei mobilen Geiselnahmen grundsätzlich einbezogen wurden, zum Grenzübergang Kiefersfelden begeben. Vierzehn SEK -Männer und zehn Observanten waren es schließlich, mit denen ich bei miserablen Witterungsverhältnissen aufbrach. So ein Wetter konnten wir für unser Skirennen nicht gebrauchen, dachte ich noch, bevor mich die aktuellen Ereignisse voll und ganz in Anspruch nahmen. Als wir gegen drei unser Ziel erreichten, fehlte nach wie vor von Uwe B. jede Spur. Irgendwie schien es ihm gelungen zu sein, sich im an Tälern und Seitentälern reichen Tiroler Land zu verbergen. Wie sollten wir ihn da bloß aufstöbern?
    Dann ein Lichtblick. Über das eingeschaltete Funkgerät des gekaperten Dienstfahrzeugs gelang es, einen ersten Kontakt zu dem Flüchtigen herzustellen. Weil unsere Verhandlungsspezialisten noch nicht einsatzbereit waren, übernahm eine junge Polizeiobermeisterin die Gesprächsführung. Die Hauptforderung von Uwe B. bestand darin, eine Verbindung zu seiner minderjährigen Geliebten zu bekommen.
    Eine Stunde später war es mit der Ruhe vorbei. Eine Zivilstreife entdeckte den gesuchten Audi auf bayerischem Boden nahe der österreichischen Grenze, und wir mussten mit Vollgas dorthin. Der Einsatzleiter, ein äußerst fähiger und erfahrener Polizeidirektor, der später noch eine beachtliche Karriere hinlegte, stellte es uns überdies frei, bei günstiger Gelegenheit nach eigenem Ermessen zuzugreifen. Eine zweischneidige Angelegenheit. Es bedeutete zum einen, dass ich frei entscheiden konnte, zum anderen aber auch die volle Verantwortung trug. Auftragstaktik heißt das im Fachjargon.
    Kurz darauf überstürzten sich die Ereignisse. Wir waren gerade aufgebrochen, als wir eine neue Mitteilung erhielten. Uwe B. hatte die Richtung geändert und erneut die Grenze passiert, befand sich wieder auf der Autobahn Richtung Innsbruck. Nichts wie umgedreht und hinter ihm her. Immer wieder behinderten uns starker Schneefall und glatte Straßen, da halfen auch Sondersignale nicht weiter.
    Mir schwirrte zudem der Kopf: Über vier Funkgeräte und zwei Telefone, die in meinem Dienst-Mercedes installiert waren, musste ich Kontakt zu allen beteiligten Einheiten und Dienststellen halten. Die Drähte liefen heiß. Beinahe gleichzeitig kommunizierte ich mit meinen Leuten und dem Observationsteam vom MEK , die auf einem eigenen Kanal funkten. Informierte regelmäßig den Polizeiführer über eine Handystandleitung und meine Dienststelle sowie nachrückende Einsatzkräfte über eine zweite. Und via Sonderkanal verfolgte ich die Gespräche zwischen der Verhandlungsführerin und Uwe B. Mein Fahrer Willi schüttelte nur noch den Kopf. » Wie schaffst du das?«, meinte er, während er mit hoher Geschwindigkeit über die Autobahn bretterte.
    Ausgerechnet in der heißesten Phase erreichte mich über Handy mein Chef. Er war zu Hause geblieben in der irrigen Annahme, die Geschichte werde ein Fall für die österreichischen Kollegen. Jetzt war es ohnehin zu spät, und so ließ er den Einsatz in meiner Verantwortung. Und weil keine Zeit für lange Gespräche war, würgte ich das Telefonat schnell ab. Zu viele Informationen, Lageänderungen und Aufträge prasselten auf mich ein. Der Versuch, mit den Spezialeinheiten der österreichischen Polizei Verbindung aufzunehmen, scheiterte an der nicht ausreichenden Funkfrequenz.
    Wir bewegten uns noch auf bayerischem Boden, als Uwe B. meldete, dass er tanken müsse, und uns zugleich warnte, seinem Wagen zu nahe zu kommen. Wir hielten uns daran, denn der Mann hatte seine Entschlossenheit mehrfach unter Beweis gestellt. Damit nicht genug verlangte er außerdem einen Korb mit Essen und Getränken, der an der Raststätte Irschenberg abgestellt werden sollte. Wie bitte? Irschenberg? Fuhr der doch glatt wieder in nördlicher Richtung,

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