Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
Vom Netzwerk:
nach vorne. Natürlich! Das war’s!
    »Um an seinen Rechner zu kommen, brauchen wir einen richterlichen Beschluss.«
    »Stimmt. Und gegen Baker haben wir auch nicht viel in der Hand. König wird dir was husten.«
    »Dann stelle ich den Antrag eben persönlich beim Richter, verdammt noch mal.«
    Jack nahm den Telefonhörer ab und machte ein ernstes Gesicht.
    »Wir kommen sofort.«
    Er legte den Hörer auf und sprang hoch.
    »Verkohlte Leiche in einer alten Lagerhalle in Uerdingen.«

    Joshua unterrichtete unterwegs Kalle von den Erkenntnissen der LKA-Kollegen. Dieser war mitten im Gespräch mit Baker und hatte ihn bereits nach Skopje befragt. Baker gab an, ihn nicht näher zu kennen.
    Nach einer Viertelstunde hielt Joshua vor einer alten verfallenen Fabrik.
    Meterhoch umwucherte Unkraut die Grundmauern der alten Halle. Kaum eine der zahlreichen Fensterscheiben war noch intakt. Die roten Ziegel wirkten verblasst. Überall lagen zerbrochene Dachpfannen herum. Vereinzelt stiegen kleine Rauchschwaden aus den Maueröffnungen. Der Boden war sumpfig und mit Asche bedeckt. Es roch nach kaltem Rauch. Vier Löschwagen der Bayer Werksfeuerwehr umsäumten das Gebäude. Dazu noch ein Löschzug der städtischen Feuerwehr. In der Halle gingen einige Kollegen in weißen Overalls ihrer Arbeit nach. Zwei Männer trugen einen schlichten Sarg hinaus. Max Drescher hob wie immer, wenn er die Kommissare sah, zunächst abwehrend die Hände.
    »Schon gut«, begann Joshua, »Details wie immer von der Gerichtsmedizin. Aber Vermutungen hast du doch, oder?«
    Drescher nickte und lachte kurz auf.
    »Ich vermute, das Loch in seiner Stirn ist kein Geburtsfehler.«
    »Das ist doch schon was. Ich tippe mal stark auf Makarov.«
    Joshua sah seinen Kollegen auffordernd an.
    »Also bitte. Den Haufen Asche, der hier lag, konnte man nur noch mit viel Phantasie als die Überreste eines Menschen definieren. Ich musste schon dreimal hinsehen, um das Loch in seinem Schädel zu erkennen. Das Projektil haben wir dort drüben in der Wand gefunden. Ist bereits bei der KT.«
    Joshua verkniff sich die Frage nach der Identität. Jack zog ihn am Arm.
    »Also wenn wir mal annehmen, dass es kein völlig neuer Fall ist, können wir wohl einen unserer mutmaßlichen Täter aus dem Spiel nehmen.«
    »Ich tippe mal auf Skopje.«
    Jack streckte den rechten Daumen in die Höhe und wackelte damit. Joshua wusste, seine Überlegung war vorschnell. Skopje konnte genauso gut der Mörder sein und das Opfer Bönisch heißen oder eine bislang unbekannte Person sein. Sie mussten den abschließenden Bericht der Spurensicherung abwarten, um Schlüsse zu ziehen. Vor dem Zaun der ehemaligen Werkshalle versammelten sich die ersten Schaulustigen. Zwei Kollegen spannten rot-weiße Flatterbänder und drängten die Neugierigen dahinter. Jack und Joshua gingen dazu.
    »Wer hat den Brand gemeldet?«
    Ein graumelierter, uniformierter Kollege mit stattlichem Bauch, drehte sich zu den beiden um.
    »Anwohner. Hier aus Uerdingen. Sie saßen auf dem Balkon im vierten Stock und haben die Rauchschwaden gesehen. Soll ich euch die Adresse aufschreiben?«
    »Nein, nicht nötig. Wem gehört das Gelände hier?«
    Der Polizist nahm seine Mütze ab und strich sich die Haare glatt.
    »Schwer zu sagen. Also früher war hier mal eine Tuchfabrik drin. So bis Ende der Siebziger. Seitdem steht die Hütte leer. Hab’ gehört, hier soll alles abgerissen werden. Angeblich will so ein Werbefuzzi hier ein Filmstudio hinbauen.«
    »Heißt dieser Werbefuzzi zufällig Schändler?«
    Der Kollege zuckte hilflos mit den Schultern und zog seine Mütze wieder auf. Es setzte leichter Nieselregen ein. Jack trug eine dunkelblaue Regenjacke und zupfte an Joshuas Jeansjacke.
    »Ist die wasserdicht?«
    »Beim LKA ermittelt ihr wohl auch das Wetter, bevor ihr vor die Tür geht, was? Lass uns reingehen. Die sollen alles auf den Kopf stellen. Sieht so aus, als machen unsere Spezies hier ihre Drecksarbeit.«
    »Jetzt bestimmt nicht mehr.«
    Als Joshua in der Halle die Anweisung gab, den Tatort besonders gründlich zu untersuchen, baute Drescher sich vor ihm auf und stemmte wütend die Arme in die Hüfte. Joshua hatte ihn offensichtlich in seiner Berufsehre verletzt. Es tat ihm Leid. Gerade Drescher gehörte zu den gründlichsten Mitarbeitern, die jemals Spuren gesichert haben. Freundschaftlich legte er ihm den Arm auf die Schulter.
    »Entschuldige, ich weiß, dass ihr euer Bestes gebt.«
    Joshua atmete tief durch und sah Drescher in die

Weitere Kostenlose Bücher