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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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gemacht.«
    Breit grinsend sah er Daniel und Joshua an, in offensichtlicher Vorfreude, seine Informationen loszuwerden.
    »Sie gehören zu einem weißen Mercedes, der vorige Woche gestohlen wurde«, Daniel sorgte mit diesem Satz für ein enttäuschtes Gesicht bei dem Kollegen.
    »Ja … woher weißt du das?«
    »Intuition.«
    Sie hatten also die Nummernschilder gewechselt. Es konnte nur eines bedeuten. Sie waren immer noch mit diesem Fahrzeug unterwegs.
    »Hast du die Nummer von Reiner oder Bruno?«
    Daniel zog sein Handy aus der Tasche, tippte ein paar Zahlen ein und ging mit dem Telefon am Ohr einige Schritte den Bürgersteig entlang. Nach drei Minuten kam er zurück.
    »In der Wohnung konnten sie nichts Verdächtiges finden, aber davor.«
    Joshua verdrehte die Augen.
    »Vor einer halben Stunde ist ein schwarzer Cadillac verdächtig langsam am Haus von Rahn vorbeigefahren. Aus Langeweile haben die Kollegen mal eine Halterfeststellung gemacht. Der Caddy ist auf die Firma Schändler angemeldet. Bei Schändler sagten sie, es sei der Dienstwagen von Norman Hellström. Sie haben sofort Verstärkung angefordert. Im Augenblick sind alle verfügbaren Kräfte damit beschäftigt, diesen Hellström zu finden.«
    »Verdammte Scheiße«, schrie Joshua, »wozu machen wir denn Dienstbesprechungen und schreiben Berichte. Die mussten doch wissen, welchen Wagen Hellström fährt!«
    Daniel winkte ab.
    »Wären sie hinterhergefahren, hätte vielleicht in der Zwischenzeit jemand die Wohnung von diesem Rahn leer geräumt. Denk mal an Groding und Skopje. Es waren deine Worte, dass die Wohnungen observiert werden sollten. Außerdem wissen wir jetzt, dass wir richtig liegen.«
    Daniels Einwand stimmte. Joshua versuchte sich zu beruhigen. Er war übermotiviert, drohte Fehler zu machen.
    Es gab kaum noch einen Zweifel. Rahn und Kaiser arbeiteten für die Gegenseite. Auf dieser Seite stand auch Hellström, soviel dürfte jetzt zweifelsfrei sein. Zwei Polizisten als Mörder.
    »Vielleicht taucht dieser Hellström wieder in Kamp-Lintfort auf. Scheint ja sein neuer Arbeitsplatz zu sein.«
    Joshua stimmte ihm zu. Er zog Daniel ein Stück zur Seite und erklärte ihm sein Vorhaben, nach Feierabend in dieses Labor zu gehen. Daniel zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich komme mit.«
    »Nein, es reicht schon, wenn einer seinen Job riskiert.«
    Nur widerwillig ließ van Bloom sich davon abhalten, musste aber schließlich erkennen, dass sich sein Kollege nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen würde. Joshua ging etwas anderes durch den Kopf.
    »Es muss noch mehr geben.«
    »Was meinst du damit?«
    »Jemand muss Hellström verständigt haben. Wem hast du davon erzählt, dass wir Rahn und Kaiser festnehmen wollten?«
    Daniel lehnte sich an einen Streifenwagen.
    »Marlies, Bruno, Winnie und Reiner natürlich und den Kollegen der Altstadtwache.«
    Joshua widerstrebte es, seinen engsten Mitarbeitern zu misstrauen. Sollte eine ganze Polizeiwache oder zumindest ihr Leiter korrupt sein? Die Düsseldorfer Kollegen konnten unmöglich wissen, dass sie noch einmal zu Groding wollten. Joshua begann zu schwitzen. Einer aus ihren Reihen verriet sie. Jemand aus dem engsten Stab.

23
    Das Schweigen wirkte bedrohlich. Die Nervosität der Anwesenden schien die Luft vibrieren zu lassen. Sie rechneten mit einem Wutausbruch ihres Chefs.
    Er ging mit gesenktem Haupt vor ihnen auf und ab vergrub sein Kinn dabei in seiner rechten Faust.
    »Wo sind diese Idioten?«
    Der Hüne sagte nichts. Als der Boss näher an ihn herantrat, brach er sein Schweigen.
    »Ich weiß es nicht. Die Wohnungen wurden bewacht, ich kam nicht heran.«
    »Na prima.«
    »Wer kam überhaupt auf die beiden?«
    »Trempe. Er hat sie in Kamp-Lintfort gesehen und wieder erkannt.«
    Er nickte stumm, ging wortlos zu seinem Schreibtisch und setzte sich auf die Kante.
    »Acht Tage, meine Herrschaften. Acht Tage noch, dann kommt uns keiner mehr in die Quere. Wir müssen von jetzt an besonders vorsichtig sein. Was macht das LKA?«
    »Sie dürften es nicht mehr schaffen.«
    Dieses ›dürften‹ ärgerte ihn. Er konnte nicht begreifen, wieso seine Leute mitunter so lässig reagierten. Es ging schließlich um nichts Geringeres als die politische Macht in diesem Land. Darum, einmal in den Geschichtsbüchern zu stehen. Es ging um alles und seine Leute sprachen lapidar davon, dass sie es nicht mehr schaffen dürften. Direkt nach der Wahl würde er sie durch fähigere Mitarbeiter ersetzen. Gut zwei Dutzend hatte er schon im

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