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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Scheiße«, entfuhr es Daniel van Bloom. Joshua sah wie in Trance auf die Tüte mit der Pistole.
    »Eine Ringfahndung ist eingeleitet«, nahm Ginster den Faden wieder auf, »sein Fahrzeug haben wir bereits sichergestellt. Es befand sich im Parkhaus am Carlsplatz. Wir haben eine Monatsabrechnung von denen gefunden und sind gleich …«
    »Der Wagen muss sofort zur Kriminaltechnik, da ist was faul«, unterbrach Joshua ihn.
    »Natürlich, wir sind hier nicht alle blöd!«
    Ginsters Grinsen war mit einem Mal verschwunden.
    »Zwei Kollegen sind bereits bei der Taxizentrale an der Kölner Straße. Aber so dämlich wird er wohl nicht sein.«
    »Immerhin flüchtet Groding zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, obwohl sein Auto praktisch nebenan steht.«
    Daniel versuchte sich einen Reim darauf zu machen, warum Groding so handelte. Joshua ging derweil langsam durch die Wohnung und inspizierte alle Räume. Die Kollegen befanden sich im Aufbruch. Sie hatten noch einen Teil seiner Kleidung und einige Paar Schuhe mitgenommen. Joshua sah sich im Wohnzimmer um. Alles sah noch so aus wie am Nachmittag bei ihrem Besuch. Und doch schien irgendetwas anders zu sein. Ginster rief ein lautes »Tschüss und viel Spaß noch« durch den Flur. Joshua antwortete nicht, setzte sich stattdessen in den Sessel, in dem er am Nachmittag auch gesessen hatte. Daniel setzte sich neben ihm auf die Lehne.
    »Was wird das denn jetzt?«
    Joshua sah ihn kurz an und blickte sich wortlos weiter um. Daniel sprang hektisch auf und lief nervös im Zimmer auf und ab.
    »Also, ich will dir ja nicht reinreden. Aber wir sollten uns schleunigst darum kümmern, den Mieter dieser Wohnung zu bekommen. Wenn wir ohne Groding zurückkommen, kriegt Winnie einen Herzkasper und das möchte ich nicht unbedingt erleben.«
    »Irgendwas stimmt hier nicht«, murmelte Joshua. Daniel wurde langsam wütend.
    »Mit dir stimmt irgendwas nicht, Joshua! Die Kollegen haben vorhin die Tatwaffe hier in dieser Wohnung gefunden. Was willst du denn noch? Gib doch verdammt noch mal zu, dass du falsch gelegen hast.«
    Joshua stand langsam auf und ging auf seinen Kollegen zu.
    »Das glaube ich nicht. Ich kann dir nicht erklären, warum. Aber ich glaube es nicht.«
    Im Türrahmen des Korridors drehte er sich noch einmal um und ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer gleiten. Es kam ihm so vor, als hielte dieser Raum eine wichtige Antwort vor ihm versteckt. Nachdenklich ging er zur Wohnungstür. Im Treppenhaus dreht er sich zu seinem Kollegen herum.
    »Okay, wo fangen wir an?«
    Daniel stieß erleichtert Luft aus der Nase.
    »Bei den Nachbarn, würde ich sagen.«
    Es stellte sich heraus, dass Groding so gut wie keine nachbarschaftlichen Kontakte pflegte. Über die Werbeagentur Schändler bekam er die Adresse seiner ehemaligen Agentur heraus. Sie befand sich auf einem alten Fabrikgelände in Oberbilk. Nach zwanzig Minuten standen sie vor dem gläsernen Neubau. Neben den ehemaligen und zum Teil verfallenen Lagerhallen einer Speditionsfirma wirkte dieses Haus wie ein Mausoleum auf einem katholischen Friedhof. Die kleine Theke im Foyer war verwaist. Joshua wollte gerade rufen, als ein junger Mann sie abholte und in sein Büro geleitete. Dennis Felgenhauer, ein junger Grafiker, begrüßte sie freundlich und bot ihnen Mineralwasser an.
    »Nein danke, Herr Felgenhauer, wir kommen wegen Till Groding.«
    Felgenhauers Miene verdunkelte sich. Nachdenklich sah er zur Decke, bevor er antwortete.
    »Das war schon eine miese Geschichte … Der Till hat mich damals in die Firma geholt. Ich bin neben der Marita auch der Einzige, der von der alten Garde noch hier ist. Die anderen wurden mittlerweile alle von Schändlers Leuten ersetzt. Ist alles Mist, aber was soll ich machen? Die Jobs liegen nicht auf der Straße.«
    Van Bloom räusperte sich.
    »Herr Felgenhauer, unser Besuch hat leider einen traurigen Grund. Herr und Frau Schändler sind gestern ermordet worden. In diesem Zusammenhang suchen wir Till Groding. Haben Sie eine Ahnung, wo er sich im Augenblick aufhalten könnte?«
    Felgenhauer sackte in sich zusammen und wurde kreidebleich.
    »Nein …, bloß das nicht«, stammelte er. Sekunden später fasste er sich wieder.
    »Nein, ich weiß es nicht. In seiner Wohnung waren Sie ja vermutlich schon.«
    »Ja, natürlich. Hat er Freunde oder Verwandte, bei denen er sich aufhalten könnte?«
    Joshua verhielt sich die ganze Zeit ruhig, überließ seinem Kollegen die Befragung. Er wirkte leicht zerstreut,

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