Zugzwang
Bloom sah Joshua provozierend an.
»Okay, es war meine Schuld. Wir fahren sofort wieder zurück.«
»Das will ich meinen. Die Kollegen aus Düsseldorf sind bereits verständigt. Eine Durchsuchungsanordnung liegt bereits vor, Haftbefehl ist erlassen.«
»Haben wir die Adresse von diesem Zeugen?«
Elsing stieß einen leisen Seufzer aus und hob hilflos die Arme.
»Nein, es war ein anonymer Anruf.«
Daniel und Joshua schwiegen bis kurz vor Düsseldorf. Joshua verstand das alles nicht. Sollte ihn sein Instinkt verlassen haben? Er traf oft Entscheidungen spontan aus dem Bauch heraus und lag meist richtig. Sein Verstand sagte ihm immer noch, dass Groding nichts damit zu tun hatte. Es machte einfach keinen Sinn. Einen Doppelmord begehen und dann friedlich in seiner Wohnung auf die Polizei zu warten. Dieser anonyme Anruf. Warum anonym? Warum erst jetzt?
Daniel nahm seine Krawatte ab und knotete sie vor der heruntergeklappten Sonnenblende neu. Der Verkehr in der Düsseldorfer Innenstadt war auf seinem Höhepunkt. Im Schneckentempo quälten sie sich von Ampel zu Ampel. Joshua wurde nervös. Sollte Elsing Recht behalten, würde er in der nächsten Zeit wohl kaum mit einer Beurteilung rechnen können, die ihm den Weg ins LKA ebnete. Plötzlich musste Joshua an seine Kinder denken, an David und Britt. Er vermisste sie sehr. Ohne seine Familie würde er nie mehr glücklich werden. Heute Abend, nahm Joshua sich erneut vor, würde er mit Janine telefonieren. Er setzte sehr viel Hoffnung in dieses Gespräch. Seine Gedanken flogen hin und her wie ein Tennisball und abrupt war er wieder bei seinem Job. Er spürte Energie in seinen Körper steigen. Zentimeter um Zentimeter, vom Kopf abwärts bis in alle Muskeln. Er war sich nun wieder ganz sicher, richtig gehandelt zu haben. Dieser Fall lag ganz anders und das würde er beweisen. So ehrgeizig und kämpferisch wie selten in letzter Zeit, brach er das Schweigen.
»Na Daniel, freust du dich schon auf deinen Mörder?«
Van Bloom zuckte zusammen. Er schien in Gedanken ganz woanders gewesen zu sein. Nachdenklich sah er ihn an.
»Mein Gott, mach dir doch jetzt keine Vorwürfe. Jeder kann sich mal irren. Das biegen wir schon wieder hin.«
Joshua grinste seinen Kollegen an. Van Bloom schien sich völlig sicher zu sein. Er hielt ihn für oberflächlich.
»Klar doch. Groding hat kein Alibi, dazu noch ein anonymer Zeuge und das Motiv. Scheint ja alles klar zu sein.«
»Es fällt dir schwer, einen Fehler zuzugeben, richtig?«
»Eigentlich nicht. Das Problem ist nur, ich sehe den Fehler nicht.«
Daniel schüttelte den Kopf und ließ sich in den Sitz zurückfallen. Umständlich zog er sich eine Falte aus seiner Hose. Danach spuckte er auf ein Papiertaschentuch und strich mit diesem über seine Schuhe.
Joshua gestand sich ein, er hätte Groding zur erkennungsdienstlichen Behandlung mitnehmen sollen. So wäre ihm diese Panne, wie es seine Kollegen jetzt offensichtlich sahen, erspart geblieben. Aber hätte er gegen seine Überzeugung handeln sollen? Das war es eigentlich, was ihm schwer fiel.
Joshua parkte dieses Mal nicht im Parkhaus, sondern fuhr durch die Fußgängerzone. Von der Kasernenstraße aus konnte man jederzeit ungehindert in die Wallstraße einbiegen. Daniel sah verwundert aus. Das hätte sein Kollege ihm auch vorhin sagen können, schien er zu denken. Auf der Wallstraße parkten drei Polizeifahrzeuge. Die Haustür stand auf, oben angekommen, zeigten sie einem Kollegen in Uniform ihre Dienstausweise.
»Ah, die Krefelder Kollegen.«
Ein kleiner muskulöser Mann um die fünfzig kam ihnen im Flur entgegen. Er hielt Joshua seinen ausgestreckten Arm entgegen. Sein Händedruck war äußerst fest, die Innenfläche seiner Hand schweißfeucht. Angewidert wischte Joshua sich seine Hand an der Hose ab. Der Kollege, der sich als Hauptkommissar Ginster vorstellte, grinste ihn breit an.
»Ja, so ist das. Wenn man nicht alles selber macht. Ihr hättet uns mal eher einschalten sollen, jetzt ist euer Vögelchen ausgeflogen. Habe gehört, der soll zwei Morde begangen haben. In eurer Haut möchte ich jetzt auch nicht stecken.«
Ist aber auch eine richtige Frohnatur, dieser Ginster, dachte Joshua. Er war sich sicher, dass Groding wiederkommen würde. Diese Sicherheit sollte jedoch rasch verfliegen. Ginster ließ sich von einem Kollegen einen Spurenbeutel geben.
»Voilà, die Tatwaffe, wie ich annehme. Eine Makarov PB, neun Millimeter. Lag friedlich unter seinem Kopfkissen.«
»Schöne
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