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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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schien mit seinen Gedanken woanders zu sein.
    »Verwandte, nein, ich wüsste nicht. Seine Eltern sind schon lange tot und Freunde, hm. Nein, seine Freunde waren eigentlich die Kollegen, nein ich wüsste nicht …«
    Sie verabschiedeten sich von Dennis Felgenhauer und gaben ihm noch eine Visitenkarte, bevor sie die Agentur verließen.
    »Tja, das wird wohl heute nichts mehr«, konstatierte Daniel, »sag mal, was ist denn mit dir los, du hast kein Wort gesagt?«
    »Lass uns zurückfahren, es ist gleich sieben.«
    Joshuas Stimme klang resigniert, fast enttäuscht. Er wurde das Gefühl nicht los, etwas Entscheidendes übersehen zu haben. Ein kleines, aber wichtiges Detail. Groding konnte nicht wissen, dass sie wiederkamen. Warum sollte er verschwinden? Oder warum jetzt und so überhastet. Die Wohnung machte nicht den Eindruck, als wollte sie jemand für längere Zeit verlassen. Sein Auto befand sich noch in der Nähe, was ebenfalls nicht auf eine überstürzte Flucht hindeutete.
    Um halb acht saßen sie im Büro. Elsing hatte seitlich von ihnen auf dem Besucherstuhl Platz genommen.
    Joshua berichtete ihm alles und wies noch einmal darauf hin, dass er Groding nicht für den Mörder hielt.
    »Meine Güte, Joshua. Was ist mit dir los?«, Elsing sah ihn an wie ein Vater seinen Sohn, der nicht gehorchen wollte, »die Kriminaltechnik hat eben angerufen. Es ist einwandfrei die Tatwaffe! Die DNA an den Zigaretten aus seiner Wohnung und denen von den Tatorten sind ebenfalls identisch. Ebenso stammen die Fußabdrücke bei Schändler von Sportschuhen, die wir bei ihm gefunden haben. Was willst du denn noch. Wir können nur hoffen, dass wir ihn schnell genug kriegen.«
    Joshua fand keine Erklärung dafür. Langsam kamen ihm erste leise Zweifel.
    »Was ist eigentlich mit diesem Maiboom. War der mitt-lerweile hier?«
    »Ja, da war ein Jörg Maiboom. Kalle hat ihn vernommen. Der hat aber schon Feierabend gemacht. Das Protokoll müsste auf deinem Schreibtisch liegen.«
    Joshua fand es auf dem Stapel Fahrtenbücher. Die mussten sie noch zurückbringen, er hatte es versprochen. Maiboom erklärte in dem Protokoll, dass er sein Dienstfahrzeug in der letzten Zeit häufig mit nach Hause genommen habe und es auf der Straße parkte. Für die Tatzeitpunkte besaß er jeweils ein Alibi, ebenso für die Zeit, als Schändlers Alarmanlage außer Betrieb gesetzt wurde. Die überschüssigen Kilometer konnte er sich nicht erklären. Entgegen der Vorschrift habe er das Fahrtenbuch meistens nur einmal im Monat ausgefüllt.
    »Alibis überprüft« stand handschriftlich daneben vermerkt. Wortlos hielt er Daniel das Protokoll hin. Tatsächlich schien alles auf Groding hinzudeuten. Aber Joshua konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Groding es geschafft haben sollte, das Auto der Security-Firma zu stehlen und die Alarmanlage zu manipulieren. Sollte Groding tatsächlich der Täter sein, so war Joshua sich sicher, müsste er einen Komplizen gehabt haben. Aber welches Motiv sollte dieser Komplize haben. Es ergab keinen Sinn. Vielleicht lag die Lösung ja in Schändlers Tresor?

8
    Daniel fuhr über die Sankt-Anton-Straße in Richtung Stadtzentrum. Joshua dachte daran, dass er bislang überhaupt nicht wusste, wo sein Kollege wohnte. Er hatte noch schnell die Sporttaschen aus seinem Wagen geholt und war zu Daniel ins Auto gestiegen. Im Wagen zog es aus allen Ritzen. Das Verdeck müsste dringend erneuert werden. Daniel verstand die Blicke seines Kollegen.
    »Der Wagen ist vierzig Jahre alt. Damals hat man noch nicht soviel Wert auf Verarbeitung gelegt.«
    Nachdem Daniel den Rückwärtsgang eingefädelt hatte wie einen Faden in ein Nadelöhr, bogen sie in eine Parklücke ein.
    »Das Schätzchen hat eben noch Charakter.«
    Das zwölfstöckige Haus in der Nähe des Bahnhofes verfügte über zwei Aufzüge und ein marmorvertäfeltes Treppenhaus. Als wolle er die Stille des Hauses, die nur vom Surren der Aufzugmotoren unterbrochen wurde, erklären, merkte Daniel an, dass sie allein im ganzen Haus wären. In dem Haus befanden sich, bis auf seine Penthousewohnung ausschließlich Büros.
    Joshua war sprachlos, als er die riesige Wohnung seines Kollegen betrat. Das Wohnzimmer hatte beinahe die Ausmaße eines Tennisfeldes. An der Stirnseite befand sich eine durchgehende Fensterfront, durch die man kilometerweit über die Stadt blicken konnte. Überall lagen dicke, helle Teppiche auf dem aus dunklem Granit gefliesten Fußboden. In der Mitte des Raumes befand sich eine

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