Zugzwang
Daumen, dann seinen Zeigefinger, »Schändler hatte eine komplizierte Alarmanlage, eine, die nur ein technisch versierter Spezialist außer Betrieb setzen kann.«
Hinter ihnen hupte es. Joshua schloss zu seinem Vordermann auf.
»Und wer sagt dir, dass Groding das nicht kann. Du kennst ihn doch überhaupt nicht.«
Joshua atmete genervt ein.
»Daniel, der Typ ist zu blöd, um die Lampen zu wechseln. Sein Kühlschrank, der angeblich schon die ganze Woche kaputt ist, war einfach nur ausgeschaltet. Ich wette, der bekommt noch nicht einmal einen Nagel in die Wand. Der kann Alarmanlagen noch nicht einmal buchstabieren, geschweige denn manipulieren. Und noch was ganz Entscheidendes: Warum sollte Till Groding nach dem Mord an Schändler zu dessen Villa fahren, dort einbrechen und seine Frau erschießen?«
»Nur weil wir das nicht wissen, bedeutet es noch lange nicht, dass er es nicht war!«
Das Gespräch erreichte nun eine hitzige Atmosphäre.
»Und dass er im Augenblick der einzige Tatverdächtige sein soll, macht ihn noch nicht zum Doppelmörder.«
Mit zusammengekniffenen Augen sah Daniel seinen Partner an.
»Ich hoffe, du weißt, was du tust, Sherlock.«
Sie hatten das Ende des Tunnels erreicht und waren fast auf der A 52. Der Stau löste sich auf der dreispurigen Autobahn rasch auf. Aber es waren nur noch fünf Minuten bis zur Pressekonferenz.
»Das gibt Ärger mit König«, konstatierte Daniel nach einem kurzen Blick auf die Uhr. Statt dabei verstohlen auf seine Armbanduhr zu sehen, beugte er sich umständlich zur Fahrerseite herüber und las die Zeit vom Armaturenbrett ab. Joshua machte eine abfällige Handbewegung.
»Du wirst es überleben und mein Freund wird der König sowieso nie.«
Eine halbe Stunde zu spät trafen die beiden im Präsidium ein. Im Eingangsbereich liefen ihnen bereits einige hektische Medienvertreter entgegen. Fast alle hielten sich dabei eine Hand ans Ohr. Sie sahen beinahe aus wie eine andere Spezies Mensch.
Kurz vor ihrem Büro, das sie bis zu diesem Augenblick unbehelligt zu erreichen glaubten, trafen sie auf Elsing. Seine dunkle Gesichtsfarbe ließ eine wenig geruhsame Pressekonferenz erahnen.
»Sieh mal einer an. Die Kollegen Trempe und van Bloom lassen sich auch noch mal blicken. Ich komme gerade von einer Veranstaltung, zu der sie als Hauptattraktion geladen waren. Leider musste ich die Herrschaften entschuldigen«, sein bis dahin eher ruhiger, dafür aber umso zynischer Tonfall wechselte nun abrupt Lautstärke und Klang, »ich gehe davon aus, dass Sie einen triftigen Grund hatten, der Pressekonferenz nicht nur fernzubleiben, sondern auch auf jegliche telefonische Meldung zu verzichten!«
Joshua spürte seinen Puls nach oben schnellen. Wenn er eines nicht leiden konnte, so war das, sich durch die Medien von den Ermittlungen abhalten zu lassen. Doch das würde ihm nicht erspart bleiben. Laufend kamen neue Erlasse, die eine ausgedehntere Öffentlichkeitsarbeit verlangten. Der Umgang mit den Medien müsse moderner, zeitgemäßer werden. Was immer das zu bedeuten hatte, für Joshua war klar, dass es seine Arbeit nicht erleichtern würde. Irgendwann würde ein Fernsehsender die Exklusivrechte für eine Mordermittlung erwerben und Kreuzverhöre nachmittags live übertragen.
»Wenn du es als triftig ansiehst, einen Tatverdächtigen zu befragen. Wir können unsere Arbeit nicht immer mit den Medien absprechen«, giftete Joshua zurück.
»Mit den Medien nicht, aber mit mir«, Elsing brauste jetzt richtig auf, »wie stehe ich denn jetzt da, wie so ein Dorftrottel! Apropos Befragung, wo habt ihr denn diesen Groding?«
Van Bloom verschluckte sich an seinem Kaugummi und hustete lauthals los. Joshua konnte sich die Frage seines Vorgesetzten nicht erklären.
»In Düsseldorf, wir sahen keinen Grund, ihn festzunehmen.«
Elsing sah ihn mit offenem Mund an. Seine Atmung wurde hektischer, sein Gesicht verfärbte sich noch dunkler.
»Keinen Grund? Das glaube ich jetzt nicht. In der Redaktion des ›Blitz‹ hat sich ein Zeuge gemeldet, der am ersten Tatort einen dunkelblauen BMW gesehen hat. Das Kennzeichen konnte er sich auch merken. Und nun ratet mal, wer der Halter ist, hä?«
Daniel hatte sein Husten beendet und wollte gerade antworten, als Elsing ihm das Wort abschnitt.
»Genau, Till Groding aus Düsseldorf. Ich habe den versammelten Medienvertretern mitgeteilt, dass unsere besten Leute bereits nach Düsseldorf unterwegs sind, um den Mann festzunehmen. Prima Leute habe ich da.«
Van
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