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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Infrarot- beziehungsweise Funksignal, das von den Fahrzeugschlüsseln ausgesandt wird, auffangen und abspeichern. Mit einem eingebauten Sender lassen sich die Fahrzeuge völlig spurenfrei öffnen. Die Wegfahrsperre deaktiviert sich selbstverständlich auch gleich mit. Wie mit dem richtigen Schlüssel eben. Neue Diebstahlsicherungen zu entwickeln, bedeutet für die Industrie lediglich noch, sich einen kleinen Vorsprung auf das ›Fachpersonal‹ zu erarbeiten.«
    Für Joshua war die Sache jetzt klar. Es war die Antwort, auf die er gehofft hatte. Daniel zögerte noch.
    »Wie groß sind diese Geräte denn?«
    »Unterschiedlich. Meistens sind sie in Form und Größe von einem Laptop kaum zu unterscheiden.«

    Unterwegs nach Krefeld diskutierten sie die Ereignisse durch. Daniel tendierte schon lange dazu, Groding für den Mörder zu halten. Die Möglichkeit, jemand könnte bewusst sein Auto gestohlen haben, um eine falsche Spur zu legen, erschien ihm absurd. Dazu war die restliche Beweislast zu erdrückend. Nach dem Mord an Schändler könnte Groding auch in einen Schockzustand geraten und wie in Trance rauchend am Tatort stehen geblieben sein. Ebenso könnte er sich bewusst Schuhe besorgt haben, die zu groß waren, um eine falsche Spur zu legen. Nur für die Sache mit der Alarmanlage fiel ihm keine plausible Erklärung ein.
    »Gib auf, Joshua. Der Fall ist geklärt.«
    »Geklärt?«
    Daniel klappte die Sonnenblende herunter und prüfte in dem kleinen Spiegel den Sitz seiner Krawatte. Er drehte sich zu seinem Kollegen herum. Joshuas Blick wirkte verbissen.
    »Ja, mein Gott. Was willst du denn noch? Vergiss deine Verschwörungstheorien doch endlich. Wer sollte denn den Wagen von Groding klauen und all die anderen Spuren legen und vor allem warum?«
    »Wer? Der anonyme Anrufer natürlich. Warum finde ich noch heraus. Wie kann man nur so borniert sein und auf solche Tricks hereinfallen. Dem Groding wurde ein Doppelmord untergeschoben.«
    »Ah ja? Und weil wir ihn nicht verhaftet haben, hat er sich nun selbst bestraft, oder was? Wer ist denn hier borniert? Wer ignoriert denn die dicksten Indizien?«
    Joshua machte eine abfällige Handbewegung und stellte das Radio an. Gegen achtzehn Uhr dreißig erreichten sie ihre Dienststelle. Im Flur kam ihnen Kalle entgegen. Sein Gesichtsausdruck verhieß keine guten Nachrichten.
    »Da seid ihr ja. Hier ist vielleicht was los. Die lieben Kollegen aus Düsseldorf haben eine Pressemitteilung herausgehauen. Der Alte hat für morgen früh eine Pressekonferenz angesetzt. Hat aber auch was Gutes. Der Fall ist erledigt. Bisschen Schreibkram noch und aus die Maus.«
    »Wer sagt, dass der Fall erledigt ist?«
    Joshuas Gesicht verfärbte sich.
    »König persönlich. Er wertet den Selbstmord als Schuldeingeständnis und nachdem sich noch ein Zeuge gemeldet hat«, Kalle sah in die fragenden Gesichter seiner Kollegen, »das wisst ihr ja noch gar nicht. Ein LKW-Fahrer aus Gera. War an dem Rastplatz pinkeln und hat gesehen, wie ein dunkelblauer BMW mit quietschenden Reifen dort weggefahren ist. Düsseldorfer Kennzeichen, mehr wusste der Typ nicht, aber König hat es gereicht.«
    Daniel klopfte Joshua auf die Schultern.
    »Na denn. Komm, lass uns Feierabend machen.«
    Joshua ignorierte diesen Satz. Eine Befürchtung kam in ihm hoch.
    »Wird Rosalinde Schändler noch bewacht?«
    Kalle lachte kurz auf, als habe Joshua etwas sehr Naives gefragt.
    »Natürlich nicht. Das hat König sofort veranlasst. Kennst doch den alten Schotten.«
    Joshua wurde nervös. Fieberhaft überlegte er seine weitere Vorgehensweise. Er musste Rosalinde Schändler in Sicherheit bringen. Aber wohin? Er zog Daniel am Arm in Richtung Ausgang.
    »Hey, wo willst du hin?«
    »Ins Krankenhaus, die kleine Schändler ist in Gefahr!«
    Van Bloom riss sich los und blieb abrupt stehen.
    »Jetzt reicht es mir aber! Niemand ist in Gefahr. Wenn du weiter deinen Spinnereien hinterherrennen willst, meinetwegen. Aber ohne mich. Das grenzt ja schon an Paranoia!«
    »Denk was du willst. Dann fahre ich eben alleine.«
    Daniel kehrte um und ging zurück. Kalle stand immer noch da und hatte alles mitbekommen.
    »Warum ist der eigentlich so verrückt auf den Fall?«
    Daniel zuckte mit den Schultern.
    »Ich denke, er macht sich Vorwürfe.«
    Gemeinsam liefen sie die Treppe zum ersten Stockwerk hoch. Kalle schüttelte immer wieder mit dem Kopf.
    »Das passt nicht zu ihm. Du kennst ihn noch nicht so lange. Joshua hat überhaupt keine Probleme damit, einen

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