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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Hause bedeutete. Joshua atmete tief durch und stieg aus. Unterwegs hatte er noch einen großen Strauß Blumen gekauft und stand nun mit diesem vor der Haustür.
    Er wollte gerade klingeln, als die Nachbarin ihn ansprach.
    »Guten Morgen, Herr Trempe. Das sind aber schöne Blumen. Hat Ihre Frau Geburtstag?«
    Das war keine Frage, das war der Anfang eines Verhörs. Warum sieht man Sie denn gar nicht mehr? Sind Sie etwa ausgezogen? Was wird denn jetzt mit den armen kleinen Kindern?
    »Nein, sie hat immer Blumen verdient.«
    »Ah, das ist aber schade. Sie ist vorhin mit den Kindern weggefahren. Soll ich ihr etwas ausrichten, Herr Trempe?«
    Joshua biss die Lippen zusammen. Er würde es heute Abend noch einmal versuchen. Sie jetzt über ihr Handy anzurufen, hätte wenig Sinn. Sein Blick fiel auf den bunten Strauß.
    »Können Sie meiner Frau bitte die Blumen geben, wenn Sie wiederkommt? Ich melde mich später noch mal.«
    Er hielt der verdutzten Nachbarin den Strauß hin. Ihre Mundwinkel glitten nach unten, als sie ihn entgegennahm. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, gar keine Informationen zu bekommen. Immerhin wusste sie jetzt, dass Joshua keinen Schlüssel mehr hatte. Sie murmelte noch ein paar Worte und verschwand.
    Wieder saß Joshua in seinem Wagen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Versunken blätterte er in seinem Notizblock. Langsam malte er eine Skizze auf eine leere Seite. Einen Kreis in der Mitte, in den er den Namen Schändler schrieb. Von dort ausgehend zog er Striche rundherum und malte an deren Ende neue Kreise. In diese schrieb er die Namen BioPharmaca, Rennbahn Dinslaken, Forschungsinstitut Bönisch, Groding. Bei dem letzten stutzte er. Welche Rolle spielte Till Groding in dem Ganzen? War er Täter oder Opfer? Er hoffte, dass seine Kollegen zu dem Treffen am Nachmittag einen Bericht der Gerichtsmedizin mitbringen konnten. Joshua suchte nach Zusammenhängen. Das Institut von Bönisch und Ramon Schändler hatten Skopje als gemeinsame Schnittmenge. Aber das war noch nicht alles. Er erinnerte sich wieder an Skopjes Aussage, sie müssten das Bewusstsein ihrer Kunden erreichen. Bewusstseinsforschung wiederum dürfte ein Aufgabengebiet dieses Institutes sein. Zwischen der BioPharmaca und der Rennbahn schien es keinen Zusammenhang zu geben. Bei beiden geschahen Dinge, die sehr merkwürdig waren. Bönisch hatte gesagt, diese Art Forschung koste sehr viel Geld. Vielleicht gab es einen Zusammenhang mit den Kursschwankungen der BioPharmaca. Er musste herausfinden, ob die BioPharmaca zu den Kunden dieses Institutes gehörte. Joshua ärgerte sich, nicht eher darauf gekommen zu sein und fuhr erneut nach Kamp-Lintfort. Bönisch würde ihm vermutlich keine Auskunft darüber geben, aber seine Mimik und Reaktion könnte vielleicht aufschlussreich sein.
    Frech grinsend teilte die Empfangsdame ihm mit, Bönisch sei außer Haus und würde heute nicht mehr zurückkehren. Wohin er gefahren sei, entzöge sich leider ihrer Kenntnis. Das Wort ›leider‹ betonte sie dabei besonders ironisch. Von der Firma BioPharmaca hatte sie noch nie gehört. Es gelang ihm noch, auf dem Parkplatz einige Mitarbeiter des Institutes zu befragen. Niemand kannte diese Firma.

    Joshua fielen Janine und ihre Angstzustände ein. Sie waren vor ein paar Monaten bei einem Neurologen, der eine absolute Kapazität auf diesem Gebiet war. Jutta von Ahlsen hatte ihn empfohlen, sie behauptete, er sei der Beste auf diesem Gebiet. Doktor Hans Wickum in Wesel. Joshua sah auf die Uhr. Kurz nach eins. Vielleicht hatte seine Mittagspause noch nicht begonnen. Wickum hatte eine zweite Praxis im evangelischen Krankenhaus in Wesel. Joshua rief die Telefonauskunft an und ließ sich mit dem Krankenhaus verbinden. Er hatte Glück. Wickum war noch in seiner Praxis. Joshua erklärte ihm sein Anliegen und worum es ging.
    »Bis zwei geht meine Mittagspause, wenn Sie es schaffen. Ansonsten morgen oder …«
    »Schon gut, ich schaffe es, bis gleich.«
    Joshua startete den Wagen und fuhr los. Fünfzig Minuten bis Wesel müssten zu schaffen sein. Als er sich an einer Ampel im Innenspiegel sah, erschrak er. Erst jetzt fielen ihm die langen Bartstoppeln auf, die fast sein gesamtes Gesicht übersäten. So wollte er nicht zum Arzt seiner Frau gehen. Der Drogeriemarkt hatte geschlossen, an der Tankstelle konnten sie ihm nicht weiterhelfen. Joshua wurde nervös. Endlich bekam er an einem Kiosk einen Fünferpack Rasierklingen und eine kleine Spraydose Rasierschaum. Auf

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