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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Und kurz darauf waren, schwuppdiwupp, die Konten dieser Firma leer. Hast du dafür vielleicht eine Erklärung. Immerhin hast du doch mittlerweile die Generalvollmacht bei Schändler?«
    Skopje wurde es heiß, sein Körper vibrierte. Der Flug nach Argentinien war für heute Abend gebucht. Sein Ausstieg war genau geplant. Mit sechs Millionen neu anfangen. Die ganze Angelegenheit nahm eine Dimension an, der er nicht gewachsen war. Keiner hatte sich bislang in die Geschäfte bei Schändler eingemischt. Er verstand das alles nicht. Ja, das war es. Norman Hellström. Er hatte mitbekommen, dass ich am Flughafen war. Plötzlich wurde Ansgar Skopje schmerzlich bewusst, dass der Privatsekretär, den der Boss ihm so großzügig spendierte, sein Aufpasser war. Seine Atmung wurde ungleichmäßig, das Herz schien ihm den Brustkorb zu zersprengen, als der Hüne die Makarov mit aufgeschraubtem Schalldämpfer aus dem Jackett zog.
    »Kommen Sie«, sprach der Boss zum leichenblassen und ebenfalls zitternden Bönisch, »Sie fahren mit uns zurück. Herr Skopje ist leider verhindert.«
    Er riss den ihm gegenüber stehenden Bönisch an der Schulter herum und drückte ihn nach vorne. Als sie die Halle betraten, vernahmen sie ein dumpfes Plop und Sekunden später Schritte. Bönisch sackte zusammen, fiel der Länge nach auf den verstaubten Hallenboden. Sie ohrfeigten ihn einige Male und zogen ihn hoch. Wie benommen torkelte er mit ihnen zum Auto.
    Bönisch saß im Fond und war noch immer wie benommen.
    »Bönisch, wissen Sie, was mir an Ihnen nicht gefällt?«
    »Nein«, gab er mit zitternder Stimme zurück.
    »Dass Sie Angst haben. Eine Scheißangst. Wer Angst hat, neigt zu Fehlern, ist Ihnen das klar?«
    Bönisch versuchte sich zu beherrschen. Er keilte seine Finger ineinander, damit sie nicht mehr zitterten. Er hatte wirklich Angst. Soviel wie nie zuvor. So sehr er sich auch bemühte, er bekam seinen zitternden Körper nicht unter Kontrolle.
    »Ich werde mich zusammenreißen. Es ist nur … alles so ungewohnt. Ja genau, das ist es, ungewohnt.«
    »In Ordnung. Ich werde Ihnen jemand an die Seite stellen. Einen persönlichen Sekretär. Norman Hellström. Der ist ja jetzt gewissermaßen arbeitslos. Ich denke, der wird gut auf Sie aufpassen, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    Bönisch verstand sehr gut. Sie wollten ihn also ab sofort ständig kontrollieren. Seit dem heutigen Tag bereute er, eingestiegen zu sein. Aber seit dem heutigen Tag schien es auch keine Möglichkeit mehr zu geben, wieder auszusteigen. Sie brauchten ihn. Vermutlich war das der einzige Grund, weshalb er jetzt nicht neben Skopje im Dreck der Halle lag. Was aber, wenn sie ihn nicht mehr bräuchten? Er sah aus dem Fenster. Alles begann sich langsam und gleichmäßig zu drehen.
    In der Krefelder Innenstadt, auf dem Parkplatz eines Supermarktes, ließen sie ihn aus dem Wagen. Unterwegs hatten sie ihm ein Taxi bestellt, das bereits auf ihn wartete.
    »Lass die Halle noch säubern, vielleicht brauchen wir diesen Treffpunkt noch«, er sprach so gefühllos, als würde es um die Entsorgung von Sperrmüll gehen.

18
    Elsing schnaubte vor Wut. Ausgerechnet Trempe wollten sie. Soeben kam eine Anweisung vom Innenministerium, Hauptkommissar Trempe ist ab sofort dem LKA Düsseldorf unterstellt. Als wenn das noch nicht genug wäre, arbeiteten sie jetzt gemeinsam an dem Fall. Der, wie es aus dem Fax hervorging, das Elsing gerade zerknüllte, von landesweitem Interesse sei. Trempe würde hier also morgen mit seinen neuen Kollegen auftauchen. Es würde einem Triumphmarsch gleichen. Elsing stand nun die Aufgabe zu, es Joshua mitzuteilen. Mehrmals hatte er bereits das Telefon in der Hand und versuchte, der Situation entsprechend, einen möglichst sachlichen Text zu formulieren, der ihm sein Gesicht einigermaßen wahren ließ. Diesen Text schien es jedoch nicht zu geben. Er fühlte sich hintergangen und der Lächerlichkeit preisgegeben. König war heute mit Gerichtsverhandlungen beschäftigt und hatte anschließend private Termine. Der würde morgen Augen machen. Auf einmal kam ihm die rettende Idee. Er griff hastig zum Hörer und wählte Trempes Festnetznummer.
    »Elsing, guten Tag Frau Trempe. Ich kann Ihren Mann leider nicht erreichen, er scheint sein Handy ausgeschaltet zu haben, vielleicht hat er ja auch keinen Empfang. Dabei ist es wichtig.«
    »Kein Problem, kann ich ihm was ausrichten?«
    »Das wäre nett. Er ist ab sofort dem LKA unterstellt und möchte sich bitte morgen früh dort

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