Zugzwang
seiner Mutter saßen sein Vater und Janine. Joshua freute sich, sie hier anzutreffen und begrüßte sie mit einem Kuss auf die Wange. Janine trug kein Parfüm, diesen Duft mochte er am liebsten.
Sie hatte immer ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter gehabt. Mit Vater hatte sie oft Streit, sie mochte den alten Sturkopf nicht, wie sie immer wieder betonte.
»Das ist lieb, dass ihr alle hier seid«, seine Mutter strahlte, es schien ihr besser zu gehen.
»Janine sagt, du möchtest dich zum Landeskriminalamt versetzen lassen.«
Joshua sah seine Frau an. Sie versuchte, ein Lächeln zu verbergen, er konnte ihr die Freude aber ansehen.
»Ja, das möchte ich, sobald wir diesen Fall abgeschlossen haben.«
»Das ist auch das Beste«, sie sprach leise und bedächtig, »ich kann Janine jetzt voll und ganz verstehen. Dein Vater und ich haben ihr oft Unrecht getan«, Janine legte ihre Hand auf die ihrer Schwiegermutter, »nein wirklich, das meine ich ernst. Wenn dein Vater noch im Dienst wäre, würde ich darauf bestehen. Ich habe Angst. Richtig große Angst um meinen Sohn. Hoffentlich klappt das mit der Versetzung.«
Einige Tränen liefen über ihr Gesicht. Ihre Stimme begann zu zittern. Sein Vater räusperte sich.
»Janine, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe das falsch gesehen. Es ist keine Schwäche, sich um seinen Mann zu sorgen. Ich bin ein sturer alter Trottel.«
»Nein, das bist du nicht«, ihre rechte Hand drückte seine, »du bist nur so erzogen worden. Deine Einsicht zeugt von Größe.«
Joshua schluckte bei so viel Pathos.
Auf dem Flur zog Joshua seine Frau an sich. Sein Vater verstand und ging einige Schritte vor.
»Können wir unseren Abend wiederholen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen.«
»Erlauben das denn deine Ermittlungen?«
Sie blieb stehen und sah ihn mit ernstem Blick in die Augen. Joshua seufzte. Noch ein gebrochenes Versprechen konnte er sich nicht erlauben.
Nervös suchte er nach einem sicheren Zeitpunkt.
»Wenn du kein fürstliches Mahl erwartest, komm einfach, wenn es geht.«
Joshua nahm sie in den Arm und küsste sie auf die Wange. Sein Vater stand zwei Meter neben ihnen und sah dabei zu. Joshua sah ihn an, als würde er bei irgendetwas ertappt.
»Einen Kuss erwarte ich ja gar nicht, es wäre aber schön, wenn ihr mir noch die Hand gebt, ich muss nämlich los.«
Joshua schüttelte seine Hand und Janine drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor er hinausging.
Joshua wollte sich gerade von seiner Frau verabschieden, als sich sein Handy meldete. Sie winkte stumm und ging.
»Hallo Joshua, Jack hier. Enkel ist mit zwei Mitarbeitern seit drei Wochen in Deutschland. Den genauen Aufenthaltsort kennen die Kollegen vom CIA nicht. Die schicken morgen einen ihrer Leute rüber. Sie meinten, die Sache sei äußerst brisant; Enkel ist mit seinen Forschungen schon sehr viel weiter, als allen recht sein kann. Sie vermuten schon lange, dass er seine Forschungen ins Ausland verlagern will, weil es ihm in den Staaten zu heiß wird.«
Joshua setzte sich auf eine Bank vor dem Krankenhaus und fummelte mit einer Hand umständlich sein Päckchen Tabak aus der Jackentasche. Während er mit einer Hand eine Zigarette drehte, erzählte er Jack von seiner Versetzung zur Sitte.
»Damit bin ich wohl raus aus dem Spiel, Jack.«
»Was? Spinnen die? Pass auf, was hältst du davon, wenn du bei uns mit einsteigst?«
»Das wird meine Dienststelle nicht zulassen.«
»Brauchen die gar nicht. Wir haben einen exzellenten Draht zum Innenministerium. Ein Anruf und du wirst zu uns abbestellt. Was ist?«
»Dann mache ich mal schnell die Leitung frei. Bis bald, Kollege.«
»In Ordnung. Kannst dich schon mal von deinem Dienststellenleiter verabschieden.«
König wird toben, die Versetzung zur Sitte kam mit Sicherheit auf seinen Druck zustande, davon war er überzeugt. Genussvoll zündete er die arg konische Zigarette an und inhalierte den Rauch mit Blick zum wolkenfreien Himmel. Ein Pärchen in seinem Alter spazierte vorbei und grinste ihn zweideutig an. Er hatte zumindest schon mal einen Fuß in der Tür des LKA. Damit konnte er bei Janine punkten. Natürlich würde er nicht erwähnen, dass es nicht der versprochene Schreibtischposten war, sondern die Fortführung seiner Mordermittlung auf einer höheren Ebene. Langsam lief er zum Parkplatz und genoss diesen Augenblick. Vor einer Minute noch fast bei der Sitte und nun kurz davor zum LKA zu wechseln.
Joshua steuerte eine Dönerbude an und bestellte sich
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