Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
Vom Netzwerk:
einen großen Fladen und eine Cola.

17
    Die beiden dunklen Limousinen passten nicht in das heruntergekommene und verdreckte ehemalige Fabrikgelände. Bönisch wurde es unheimlich. Man sagte ihm lediglich, der Boss wolle ihn sprechen. Eine Begründung würde ihm mehr Sicherheit geben. Skopje stieg aus und begleitete ihn zu einer der leer stehenden Hallen. Sie durchquerten den riesigen Raum, der durch verdreckte Scheiben diffus erleuchtet wurde. Die wenigen Sonnenstrahlen vermischten sich mit der staubigen Luft zu einer schmutzigen Wolke. Vor einer verrosteten Spinnmaschine lagen eine alte Wolldecke und ein verwaschener, zerschlissener Schlafsack auf dem Fußboden. Daneben befanden sich einige leere Flaschen und alte Zeitungen. Am Ende der Halle gelangten sie in einen kleinen Raum, der wohl früher mal als Büro gedient hatte. Alte verdreckte Tische und Schränke standen herum. Die Wände waren schmutzig und von Spinnweben übersät. Der Boss und sein Assistent standen hinter einem Schreibtisch und erwarteten ihre Besucher. Bönisch überlegte, warum sie sich gerade hier trafen. Die einzigen Erklärungen, die ihm dafür einfielen, verdrängte er sofort wieder, sie machten ihm Angst. Einige Sonnenstrahlen, die sich durch die verschmutzten Fenster unter der Hallendecke ihren Weg ins Innere bahnten, beleuchteten den Wissenschaftler wie ein Spot. Sein Gegenüber war aus einem Halbschatten heraus nur schemenhaft zu erkennen.
    »Bönisch, ich hörte, es gibt Schwierigkeiten«, seine Stimme wirkte bedrohlich, »und Schwierigkeiten mag ich nicht. Also?«
    Bönisch begann zu schwitzen. Sein Puls wurde schneller. Es lag doch nicht an ihm. Was konnte er dafür? Danach wurde nicht gefragt. Er spürte einen Tropfen Schweiß, der seine Wange hinunterlief.
    »Es wird mir zu gefährlich. Die Polizei war gestern bei mir und sie haben uns beschattet.«
    Der Boss sah zu Skopje herüber, ohne ein Wort zu sagen.
    »Kein Problem, wir haben sie abgeschüttelt.«
    »Ihr habt sie abgeschüttelt, soso.«
    Jetzt wurde auch Skopje nervös. Er kannte diesen leisen, betont freundlichen Tonfall. Den wählte der Boss immer vor einem Wutausbruch. Noch sprach er in diesem ruhigen, für Leute die ihn kannten, beunruhigenden Tonfall weiter.
    »Ich nehme an, eure Handys waren kaputt, oder ihr hattet kein Netz, was?«
    Das letzte Wort wurde schon erheblich lauter und unfreundlicher.
    »Äh, doch … ich verstehe nicht …«
    Bönisch schrak zusammen, sein Herz bebte, als er los schrie.
    »Habt ihr vielleicht auch ein großes Plakat aufs Heck geklebt? Liebe Bullen, ihr seit auf der richtigen Spur, ja?«
    Skopje sah betreten zu Boden. Daran hatte er nicht gedacht. Sie hatten sich dadurch natürlich erst recht verdächtig gemacht.
    »Und nun zu dir Bönisch. Du vertraust uns also nicht mehr.«
    »Ich … doch, ja doch.«
    Seine Stimme wurde urplötzlich wieder freundlich.
    »Das kannst du auch, Bönisch. Der leitende Ermittler, ein gewisser Trempe, ist abserviert zur Sitte. Wird dir also höchstens gefährlich, wenn du dich an Kindern vergreifst, klar?«
    Bönisch nickte zustimmend. Die Schweißflecken unter seinen Achseln nahmen mittlerweile unangenehme Ausmaße an. Sein weißes Oberhemd klebte ihm am Körper, die Krawatte schien ihn erwürgen zu wollen. Aber er glaubte, das Gröbste überstanden zu haben. Ein Anflug von Erleichterung befiel ihn. Er atmete tief durch.
    »Was mir mehr Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass das LKA sich mittlerweile mit uns beschäftigt. Trempe hat dort einen Freund, dem er das gesteckt hat. Wir sollten uns also beeilen. Das Bahnfahren ist den Leuten ja gestern gründlich vergangen. Wir sind sehr zufrieden. Wie weit seid ihr für einen bundesweiten Test?«
    »Kein Problem, müsste eigentlich genauso funktionieren.«
    Bönisch erkannte den funkelnden Blick seines Gesprächspartners und begriff seinen Fehler sofort.
    »Es funktioniert, hundertprozentig, Boss!«
    »Dazu brauchen wir aber erhebliche finanzielle Mittel.«
    Er sah Skopje an, als habe er auf diesen Satz gewartet.
    »Womit wir beim Thema sind, mein lieber Freund. Uns ist aufgefallen, dass ein großer Batzen Aktien an eine Firma mit dem Namen: ›AllPromotions‹ gegangen ist. Eine Firma, die zum Schändler-Konsortiums gehörte.«
    Skopje wurde bleich.
    »Ja, das ist richtig. Schändler hat sie voriges Jahr gegründet, um …«
    »Um unser Geld ein wenig, äh, sauberer zu bekommen. Nun ist es aber vorige Woche zu einem kleinen Besitzerwechsel dieser Firma gekommen.

Weitere Kostenlose Bücher