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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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bekam seine Hoffnung zurück. Die Bedingung hatte er schließlich erfüllt, fast jedenfalls. Mit aufgesetztem Humor und einer Spur von Lässigkeit unterbrach er seine Frau.
    »Hast du denn meine Bettwäsche noch drauf?«
    Die plötzliche Stille ließ seinen Puls hochfahren. Warum sagte sie nichts? Es war doch so ausgemacht. Sie selbst hatte doch …
    »Joshua, lass uns in Ruhe darüber reden, in Ordnung?«
    »Wieso, du hast doch gesagt, wenn ich beim LKA bin, dann …«
    »Joshua, bitte. Heute Abend, ist dir das recht?«
    Einsilbig sagte er zu und sie verabschiedeten sich. Josh-ua begriff allmählich, dass es mehr war als der Job, der sie trennte. Die Unwissenheit über die wahren Gründe zermürbte ihn allmählich. Zwischen ihren Seelen tat sich ein Abgrund auf, dessen Boden er schon lange nicht mehr sehen konnte. Sie mussten reden. Schonungslos und über alles. Ein paar Tage Urlaub, nur Janine und er, träumte Joshua. Aber daran war nicht zu denken. Er war mitten in einer komplizierten Mordermittlung, seine Familienprobleme hatten zu warten. Nervös hoffte er, dass sich die Schlucht zwischen ihm und Janine während dieser Zeit nicht unüberbrückbar ausdehnte.
    Der Jaguar überquerte den Rhein vor der Düsseldorfer Altstadt. Joshua versuchte, sich auf den Fall zu konzentrieren. Er stellte sich die Gesichter von Skopje und Bönisch vor. Welchen Blick haben die Augen eines Mannes, der vier Menschen ermordet hat? Er sah den gefühllosen Blick von Norman Hellström vor sich. Augen voller Kälte. Er hatte es versäumt, ihn nach seinem Alibi zu fragen. Joshua stellte fest, wie sehr ihn die Trennung von seiner Familie mitnahm. Er ermittelte vordergründig, zuweilen hektisch. Die Einfahrt zum Hafen säumten zu beiden Seiten Wahlplakate. Jede Laterne, jeder Papierkorb, alle möglichen Flächen waren mit Plakaten zugeklebt. Als Joshua auf den Firmenparkplatz wollte, musste er zunächst eine Reihe von Fahrzeugen dort herausfahren lassen. Er parkte direkt vor dem Eingangsportal.
    »Herr Skopje ist noch nicht erschienen. Wir machen uns die größten Sorgen«, flötete eine schlanke, gut aussehende Blondine am Empfang. Ihre Stimme passte nicht zu ihrer Aussage. Sie hörte sich wie die freundlich-monotone Stimme der Flughafenansagerin an.
    »Könnte ich vielleicht seinen Sekretär, Herrn Hellström, sprechen?«
    »Tut mir Leid, aber Herr Hellström arbeitet nicht mehr bei uns. Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    Ihr Tonfall verriet nun eine Spur von Nervosität. Möglicherweise waren ein halbes Dutzend blinkende Lämpchen an ihrer Telefonanlage der Grund dafür. Routiniert verband sie in wenigen Sekunden die Telefonate. Joshua rieb sich nachdenklich sein Kinn. Skopje verschwand und Hellström direkt hinterher. Die Blondine sah ihn wieder fragend an.
    »Können Sie mir sagen, warum Herr Hellström nicht mehr hier arbeitet, seit wann und wo er jetzt ist?«
    »Puh … also gestern war er noch hier. Warum er hier aufgehört hat und wo er jetzt ist, keine Ahnung.«
    »Könnte ich denn jemanden von der Geschäftsleitung sprechen?«
    »Also das tut mir jetzt furchtbar Leid, aber ohne Termin ist da gar nichts zu machen.«
    Joshua zog seinen Dienstausweis aus der Jackentasche und hielt ihn ihr hin. Erschrocken sah sie ihm in die Augen.
    »Trempe, ich ermittle in einem Mordfall. Ist das Termin genug?«
    Die Empfangsdame griff zum Telefonhörer und fragte nach einer Frau Karman. Kurz darauf erklärte sie ihm den Weg in das Büro der Dame. Marga Karman, wie sie sich vorstellte, trug ein eng anliegendes, anthrazitfarbenes Kostüm. Ihre brünetten Haare waren hochgesteckt. Ihre dunkle Stimme wirkte streng. Sie bot Joshua einen Platz vor ihrem Schreibtisch an. Er kam gleich zur Sache und fragte sie nach Ansgar Skopje und Norman Hellström. Frau Karman verzog ihr Gesicht, sie atmete tief durch und zündete sich eine Zigarette an.
    »Die Sache mit Skopje hat uns tief getroffen. Wir hielten ihn für absolut integer und nun so was.«
    »Er ist also mit sechs Millionen Euro abgehauen?«
    Marga Karman zog ihre zierliche Brille herunter und sah ihn darüber an.
    »Sie scheinen ja bestens informiert zu sein. Haben Ihre Kollegen das in unseren Unterlagen gefunden? Wie dem auch sei«, sie gab ihm keine Chance zu antworten, »es scheint so, als ob Sie Recht haben. Skopje hat vorhin angerufen, er befindet sich irgendwo in Argentinien. Wir erstatten natürlich Anzeige gegen ihn, obwohl es kaum etwas bringen wird.«
    Joshua machte sich fortwährend

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