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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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hier sowieso nichts mehr zu tun.«
    Die Kollegen der Spurensicherung stellten ein Gerät von der Größe eines Fernsehers auf den Wohnzimmerteppich. Anschließend justierten sie es durch drehen an kleinen Rädchen. Joshua sah ihrem Treiben neugierig zu. Drescher stellte sich aufrecht hin und grinste Joshua an.
    »Mit diesem Gerät kann man Fußabdrücke auf Teppichfasern sichtbar machen. Gelingt zwar selten, ein brauchbares Ergebnis zu bekommen, aber dieses Mal haben wir Glück. Bevor du jetzt drängelst, ihr bekommt so schnell wie möglich Bescheid.«
    Joshua ging zu Kalle herüber, der gerade ein Telefonat beendete.
    »Wir müssen schnellstmöglich herausfinden, wonach die hier gesucht haben und was fehlt. Dieser Skopje muss doch irgendwelche Bezugspersonen haben, die uns weiterhelfen könnten.«
    »Also es wird eine ganze Menge fehlen. Es befindet sich nicht ein Aktenordner in der Wohnung. Keine private Post, nicht einmal die letzte Telefonrechnung. Wir haben seine Haarbürste zum DNA-Vergleich mitgehen lassen, aber sonst?«
    Kalle wirkte hilflos und frustriert. Sie hatten sich alle mehr von dieser Durchsuchung versprochen. Es war die erste Gelegenheit, gegen eine Person der Firma Schändler vorzugehen. Joshua spürte Resignation in sich aufsteigen. Sie hatten vier Morde aufzuklären und waren noch keinen entscheidenden Schritt weiter. Und doch schienen sie auf der richtigen Spur zu sein. Skopjes Verschwinden war wohl die erste ernst zu nehmende Reaktion auf ihre Ermittlungen. Langsam schritt er in der Wohnung umher. Er hatte schon viele Räume nach einem Einbruch betreten. Irgendwas war hier anders. Er stand nun in einem kleinen Büro. Sein Blick fiel auf eine Schublade mit Schloss. Sie stand offen und war unbeschädigt. Er ging noch einmal ins Wohnzimmer zurück. Kalle begleitete ihn stumm. Auf einem Sideboard befand sich eine Stahlkassette. Auch sie war geöffnet ohne Spuren von Gewalt erkennen zu lassen.
    »Die Täter haben sich anscheinend sehr viel Zeit gelassen. Sie haben zuerst die Schlüssel gesucht anstatt die Kassette aufzubrechen oder mitzunehmen.«
    »Stimmt. Die Festplatte ist auch vorsichtig ausgebaut worden. Eilig hatten sie es nicht. Sie konnten ja auch nicht wissen, dass wir kommen.«
    Joshua verzog nachdenklich sein Gesicht. Kalle hatte natürlich Recht, es konnte Zufall sein.
    »Ist die Fahndung nach dem Fluchtfahrzeug raus?«
    »Natürlich«
    Würde Bönisch der Nächste sein? Eine innere Vermutung sagte ihm, dass Bönisch morgen nicht kommen würde. Es war paradox, aber Joshua musste wohl einem Verdächtigen Polizeischutz geben. Für die Täter musste klar sein, dass Bönisch nun ins Fadenkreuz der Ermittlungen geriet. Es gab nur einen Ausweg, er musste Bönisch sofort vorladen. Während er durch den Flur lief, informierte er Kalle über sein Vorhaben, Bönisch zu besuchen. Wenige Minuten darauf fuhr er in Gartenstadt auf die Autobahn. Eine Viertelstunde später wollte er auf den Parkplatz des Institutes fahren, als er in den Augenwinkeln einen hellen Mercedes die einspurige Straße neben dem Gebäude entlang fahren sah. Blitzschnell setzte er zurück und stellte sich quer vor die Ausfahrt. Ein Schild wies darauf hin, dass dieser Weg zur Warenannahme führte. Der Fahrer des Mercedes wartete offensichtlich darauf, dass ein Tor geöffnet wurde. Joshua erkannte die Umrisse von zwei Personen in dem Wagen. Er setzte ein Stück zurück und fuhr in die Zufahrtsstraße. Fast im selben Augenblick beschleunigte der Mercedes und fuhr geradeaus weiter. Joshua trat aufs Gaspedal, der Jaguar schoss nach vorne. Er konnte das Kennzeichen nicht erkennen, war sich aber sicher, um welches Fahrzeug es sich handelte. Schleudernd schoss die helle Limousine um die Ecke des Gebäudes. Joshua bremste zu spät. Er vernahm einen dumpfen Aufprall, als das Heck des Jaguars in der Kurve ausscherte. Der Mercedes verschwand auf das links angrenzende Firmengelände einer Spedition. Als Joshua das Gelände erreichte, sah er noch die Bremslichter seines Vordermannes zwischen Reihen geparkter LKWs und Anhänger verschwinden. Ohne zu zögern riss er Sekunden später das Lenkrad herum und bog ebenfalls dort ein. Den Gabelstapler konnte er nicht mehr rechtzeitig erkennen. Mit einem schrillen Geräusch schrammten die Eisengabeln an der linken Seite des Jaguars entlang. Joshua machte eine Vollbremsung und sah sich um. Der Mercedes war verschwunden. Langsam rollte er wieder an und fuhr im Schritttempo an den parkenden Sattelzügen

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