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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Notizen. Warum sollte Skopje ausgerechnet jetzt flüchten? Wurde es ihm zu heiß? Hatte er etwas mit den Morden zu tun oder war er ein Bauernopfer?
    »Warum hat er Sie angerufen, was wollte er?«
    Die Unternehmerin zuckte mit den Schultern.
    »Es ist vielleicht seine Art ›Adieu‹ zu sagen. Vielmehr hat er auch nicht gesagt. Wissen Sie, wir verstanden uns nicht sonderlich gut. Er wollte mir wohl einfach noch einen mitgeben, verstehen Sie?«
    »Wie geht es jetzt weiter? Wer leitet die Firma nun?«
    »Darüber muss der Aufsichtsrat noch entscheiden. Bis dahin leite ich die Firma protokollarisch.«
    »Wo befindet sich Norman Hellström zur Zeit, ist der etwa auch flüchtig?«
    »Nein. Hellström arbeitet seit heute Morgen wieder bei seiner alten Firma und zwar als persönlicher Sekretär von Doktor Bönisch.«
    Joshua zuckte zusammen.
    »Da hat er aber schnell reagiert. Woher wusste Herr Hellström denn heute Morgen schon, dass Skopje nicht wieder kommen würde?«
    Joshua spürte die aufkommende Unruhe bei seiner Gesprächspartnerin. Hastig drückte sie ihre Zigarette aus.
    »Das war schon länger geplant. Die Sekretärsstelle bei Skopje ist Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen. Zudem wussten wir ja schon gestern von der Untreue unseres Mitarbeiters. Skopje ist mit der Flucht seiner Entlassung lediglich zuvor gekommen.«
    »Wer wird Skopjes Aufgaben übernehmen?«
    Joshua erinnerte sich an sein Gespräch mit Skopje. Er stellte sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Werbung dar. Diese Verbindung würde neu hergestellt werden müssen.
    »Niemand. Skopje war für ein ganz bestimmtes Aufgabengebiet verantwortlich. Er hat hervorragende Arbeit geleistet. Diese Arbeit kann aber als beendet angesehen werden. Es geht fortan einzig um die praktische Anwendung. Dafür brauchen wir keine Kapazität seines Schlages. Sie werden verstehen, dass ich nicht detaillierter antworten kann. Es handelt sich um sehr wichtige Betriebsinterna.«
    Joshua hatte das Gefühl, auf eine Mauer gestoßen zu sein. Sie schien ihm etwas zu verschweigen. Er versuchte, diese Mauer mit Gewalt einzureißen.
    »So wichtig, dass Menschen dafür sterben mussten?«
    Sie zündete sich erneut eine Zigarette an und hustete kurz, als sie den Rauch aus ihren Lungen ließ. »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz, Herr Trempe.«
    »Frau Karman, wir ermitteln in vier Mordfällen. Immer wieder taucht in diesen Ermittlungen der Name Ihrer Firma auf. Ich muss Sie also bitten, mir alles zu sagen, was Sie wissen.«
    Frau Karman lachte kurz auf.
    »Dann können Sie anschließend Ihren Dienst quittieren und eine Werbeagentur gründen. Einen Teufel werde ich tun. Ich denke, ich habe Ihre Fragen ausreichend beantwortet, Herr Trempe. Wenn Sie mich nun entschuldigen würden, ich habe zu arbeiten.«
    Joshua sah ein, dass er bei dieser Dame nichts mehr erreichen würde und stand auf. Ihm fiel noch ein Detail auf.
    »Sagen Sie mir nur noch, woher Sie meinen Namen kennen.«
    »Hatten Sie sich nicht vorgestellt?«
    »Ich habe es versäumt und Ihre Kollegin hat mich als einen Herrn von der Polizei angekündigt.«
    Marga Karman wurde nervös, sie verhaspelte sich ein wenig.
    »Dann … dann werde ich Sie wohl aus der Zeitung kennen. Da stand ja neulich so ein interessanter Artikel über Sie drin.«
    Sie stellte ein provokantes Lächeln zur Schau. Joshua wünschte ihr noch einen schönen Tag und ging hinaus. In der Zeitung wurde sein Nachname mit T. abgekürzt. Eigentlich konnte sie ihn gar nicht kennen. Angesichts der bedeutend rätselhafteren Ereignisse der vergangenen Tage maß er diesem Umstand allerdings keine größere Bedeutung mehr bei. Seine Gedanken drehten sich um Skopje und Hellström. Da Skopje ohnehin nicht erreichbar war, konzentrierte er sich auf seinen Sekretär. Auf dem Weg zum Parkplatz zog er sein Handy aus der Jackentasche und wählte Daniels Nummer.
    Daniels Stimme wurde zum Teil von Fahrgeräuschen verschluckt. Er war bereits auf dem Rückweg.
    »Bönisch gab an, sich nicht über dich beschwert zu haben. Er hat übrigens jetzt einen eigenen Sekretär.«
    »Ich weiß, Norman Hellström. Was machte Bönisch für einen Eindruck auf dich?«
    Die Fahrgeräusche wurden deutlich leiser. Offensichtlich hatte Daniel das Verdeck geschlossen.
    »Was du alles weißt. Also ich hatte den Eindruck, Bönisch macht sich jeden Moment in die Hose. Ein Kerl wie ein Baum und nervös, wie eine Espe praktisch. Dieser Hellström hat ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen. Ich

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