Zugzwang
Viktor sich zu Wort.
»Winnie rotiert. Er möchte so schnell wie möglich Berichte sehen und über alles informiert werden. Außerdem erscheint König gleich hier. Er will dich persönlich nach dem Grund fragen, dieses Institut durchsuchen zu lassen.«
»Das werde ich ihm schon erklären. Ich möchte, dass in der Zwischenzeit alle Mitarbeiter dieser Firma befragt werden, womit sie von der Firma Schändler beauftragt worden sind, was es mit dieser Bewusstseinsforschung auf sich hat, nach ihren Alibis, wer sie bezahlt und einfach alles. Ich will endlich Klarheit, vorher verlässt hier keiner das Gelände!«
»Das kann dauern, am besten rufe ich mal Marlies und Kalle an.«
Sie teilten sich auf und gingen von Büro zu Büro. Joshua ließ sich von der Empfangsdame zuvor eine Namensliste aller Mitarbeiter in dreifacher Ausfertigung geben. Jeder hatte ungefähr zwanzig Mitarbeiter zu befragen. Wie sich sehr schnell herausstellte, wusste jeder Einzelne nur soviel, wie für seinen Arbeitsbereich notwendig war. Ein Mitarbeiter um die fünfzig sagte, er habe von etwas Revolutionärem gehört. Jedenfalls konnte er sich nicht an ein derartig geheimes Forschungsprogramm der Vergangenheit erinnern. Einer seiner Kollegen wusste von amerikanischen Forschern, mit denen die Geschäftsleitung in Kontakt stand. Es handelte sich dabei um das Forschungsinstitut von Carl Enkel. Zumindest dieser Zusammenhang war bestätigt, ansonsten kam es Joshua so vor, als stochere er in den Innereien eines Geheimnisses, ohne die geringste Ahnung von dessen Ausmaß zu haben. Von der Firmenleitung konnte er niemanden erreichen. Bönisch hatte zwei Vertreter und beide weilten zur Zeit in Amerika. Ohnehin konnten sie lediglich das Personal in den Büros befragen. Das Labor war hermetisch abgeriegelt, der Zutritt wurde ihnen verweigert. Er wollte gerade in das nächste Büro gehen, als sein Handy sich meldete. Es war König, der in der Eingangshalle auf ihn wartete. Unterwegs keimte wieder Hoffnung in ihm auf. Er war davon überzeugt, eine Durchsuchung dieses Labors würde endlich Licht in den Fall bringen und die Hintergründe aufdecken.
Lässig stand König mit den Händen in den Taschen an einem Pfeiler lehnend, als Joshua das Foyer betrat. Neben ihm standen Marlies und Kalle, die scheinbar gerade eingetroffen waren.
»Schönen guten Tag, Herr Trempe«, Königs übertrieben höflicher Tonfall wirkte abstoßend, »wenn Sie die Freundlichkeit hätten, mich über den neuesten Ermittlungsstand in Kenntnis zu setzen, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
Da König seine Hände immer noch in seiner Hose vergraben hatte, verzichtete Joshua darauf, ihm seine Hand hinzuhalten.
»Die mutmaßlichen Mörder von Rosalinde Schändler und Einbrecher in Skopjes Wohnung waren hier. Laut Aussage eines Mitarbeiters dieses Institutes wurden sie hier von Herrn Norman Hellström, dem Sekretär des Leiters Herrn Doktor Bönisch, erwartet. Hellström ist flüchtig, vermutlich in Begleitung Bönischs. Die Fahndung wurde bereits eingeleitet. Hellström war bis gestern der persönliche Sekretär von dem ebenfalls seit gestern vermissten Skopje. Dieser wiederum war bis vor kurzem in diesem Institut hier tätig.«
Joshua setzte sich neben König auf die Lehne eines schwarzen Ledersofas und atmete durch.
»Es besteht der dringende Verdacht, dass von diesem Institut hier Forschungsergebnisse an die Firma Schändler weitergegeben worden sind, die letztendlich als Motiv für vier Morde dienten. Details kennen wir noch nicht. Ich denke, das wird nach der Untersuchung dieses Labors hier anders sein.«
König sah ihn zunächst nur an, sagte aber nichts. Der Staatsanwalt stieß sich von dem Pfeiler los, schlenderte hin und her und stellte sich dann vor Joshua. Mit einem leichten Grinsen blickte er auf ihn herab.
»Es wird keine Durchsuchung dieser Räume geben, Trempe.«
Kalle und Marlies sahen sich verwundert an. Joshua sprang plötzlich hoch. Instinktiv hob König schützend seinen rechten Arm. Kalle schmunzelte.
»Was heißt das?«
»Was Sie bis jetzt haben, sind Vermutungen. Wissen Sie, was es heißt, ein Forschungsinstitut zu durchsuchen? Dort lagern hochsensible Daten, die der strengsten Geheimhaltung unterliegen. Da kommen Sie mit irgendwelchen Mutmaßungen daher und verlangen daraufhin eine Durchsuchungsanordnung. Ihnen fehlt es an Erfahrung und Reife, Trempe.«
König stand jetzt dicht vor ihm. Joshua kam es so vor, als wolle er ihn provozieren. Er musste sich
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