Zugzwang
vorbei, sah dabei rechts und links in leere Parkbuchten. Nach zweihundert Metern sah er den Mercedes rechts neben sich auf einem langen LKW-Parkplatz stehen. Im gleichen Augenblick knallte es mehrmals und einige Geschosse durchschlugen Seitenscheiben und Bleche des Wagens. Joshua warf sich auf den Beifahrersitz. Mühevoll zog er seine Dienstpistole aus dem Schulterhalfter, während sie weiter schossen. Der Motor des Mercedes heulte auf. Das Geräusch kam näher. Joshua wagte es nicht, seinen Kopf zu heben. Ein Aufprall ließ den Jaguar erschüttern und Joshua in den Fußraum fallen. Das Motorgeräusch entfernte sich. Joshua sah hoch und den Mercedes gerade noch um die Ecke biegen, an der er vorher mit dem Gabelstapler kollidiert war. Sie hatten das Heck seines Wagens erwischt und ihn herumgeschoben, um aus ihrer Lücke zu kommen. Joshua griff zum Handy. Marlies war am Apparat und versprach, umgehend eine Ringalarmfahndung einzuleiten. Joshua startete den Wagen und fuhr den gleichen Weg zurück. Als er am Ende der Reihe um die Ecke bog, sah er einige Männer um einen am Boden liegenden Menschen stehen. Neben ihnen stand ein verlassener Gabelstapler schräg auf der Fahrbahn. Er stieg aus und erkundigte sich, was passiert sei. Der Fahrer des Mercedes hatte ihren Mitarbeiter überfahren. Er schien schwer verletzt zu sein, der Notarzt war bereits alarmiert. Joshua gab ihnen die Anweisung, sich zur Verfügung zu halten und telefonierte noch einmal, um einige Kollegen dorthin zu beordern. Er hielt vor einem großen Rolltor, stieg aus und drückte auf einen roten Plastikknopf. Einige Sekunden später öffnete sich das Tor langsam. Ein junger Mann in einem dunkelgrünen Arbeitsanzug sah ihn erstaunt an. Sein Blick schien allerdings mehr dem Jaguar zu gelten. Joshua hielt ihm seinen Dienstausweis dicht vor sein Gesicht.
»Kripo Krefeld, Trempe. Wer waren die beiden Männer in dem weißen Mercedes?«
»Welche Männer? Was für ein Mercedes? Ich verstehe nicht.«
»Junge, jetzt mime hier nicht den Ahnungslosen«, Joshua schrie ihm ins Gesicht, »es geht um Mord. Vor ein paar Minuten hielt hier ein weißer Mercedes mit zwei Insassen genau vor diesem Tor. Du sagst mir jetzt sofort, wer diese beiden Männer sind oder ich kriege dich wegen Beihilfe dran, verstanden?«
Der junge Mann wurde sichtlich unruhig, seine Augenlider flackerten. Ängstlich trat er einen Schritt zurück.
»Das … das weiß ich wirklich nicht. Ich bin gerade erst wieder hier. Ich … ich sollte für zehn Minuten verschwinden, weil eine streng geheime Lieferung kommen würde. Vor einer Minute hat man mir gesagt, ich könne wieder an meine Arbeit gehen und …«
»Wer hat dir gesagt, dass du verschwinden solltest?«
»Ich weiß nicht, ich sollte kein Wort darüber …«
Joshua krallte seine Hände in den Arbeitsanzug des jungen Mannes und zog ihn ganz nah zu sich heran. Er schrie ihm ins Gesicht.
»Wer?«
»Der neue Sekretär von Herrn Doktor Bönisch. Herr Hellström.«
»In Ordnung. Wie komme ich von hier in das Büro von Bönisch?«
Der junge Lagerist war kreidebleich.
»Da dürfen Sie nicht …«, Joshua sah ihm tief in die Augen, »okay. Aber von mir wissen Sie das nicht. Ich flieg raus, wenn ...«
»An deiner Stelle würde ich mich schon mal auf dem Arbeitsmarkt umsehen, danke. Und keine Warnungen. Du verhältst dich ganz ruhig und weißt nicht mehr, dass ich hier war, hast du das verstanden?«
Joshua ließ den nickenden Jungen zurück und folgte seiner Wegbeschreibung durch das Gebäude. Unterwegs rief er in der Dienststelle an und berichtete in Kurzform von den Ereignissen und dass er dringend Verstärkung und die Spurensicherung bräuchte. Außerdem bat er sie darum, sich schnellstmöglich um eine Durchsuchungsanordnung für das Institut zu kümmern. Marlies versprach ihm, alles zu erledigen und teilte ihm noch mit, dass sie einige Neuigkeiten hätten und sich unbedingt heute noch austauschen müssten. Joshua schlug einen kurzfristigen Termin vor und legte auf. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Wenn es stimmte, dass Bönisch in Gefahr sei, sollte er vorhin möglicherweise von seinen Mördern abgeholt werden. Von den Männern, die zumindest Rosalinde Schändler getötet haben. Nach Skopje war Bönisch nun das zweite Sicherheitsrisiko. Ihm fielen Marga Karmans Worte ein, die Stelle von Skopje würde nicht mehr neu besetzt, seine Arbeit sei erledigt. Das könnte bedeuten, dass sie Bönisch ebenfalls nicht mehr benötigten. Auch
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