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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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eingestehen, dass es ihm schwer fiel, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Aus seiner Sicht behinderte der Staatsanwalt die Ermittlungen massiv. Einen Grund dafür konnte er sich allerdings nicht vorstellen. Es sei denn, er ließe nun persönliche Gefühle an ihm aus. Das würde nicht zu König passen. Er handelte stets kühl und abgeklärt. Allerdings kam es in der Vergangenheit auch nie zu einer derartigen Eskalation ihrer Streitereien wie auf dem Hof seiner Eltern.
    »Herr König, wir ermitteln hier gegen eine Wand. Unsere Spuren führen eindeutig in dieses Labor.« Joshua zeigte mit dem ausgestreckten Arm in dessen Richtung.
    »Meine geringe Erfahrung sagt mir, dass wir nicht weiterkommen, ohne es zu durchsuchen.«
    König nickte nur abfällig und ließ ihn alleine. Joshua war jetzt außer sich vor Wut. In diesem Augenblick kam Daniel zu ihnen. Er war blass, seine Augenlider zitterten. Nervös zupfte er an dem Knoten seiner Krawatte.
    »Was hast du mit dem Jag gemacht?«
    Seine Frage klang leise, fast depressiv. Das hatte Joshua völlig verdrängt.
    »Daniel, … es tut mir Leid. Ich konnte sie doch nicht einfach entkommen lassen. Ich werde dir den Schaden natürlich ersetzen.«
    Joshua fragte sich gerade, ob seine Haftpflichtversicherung oder die Dienststelle dafür aufkommen würde. Falls nicht, hätte er ein Problem.
    Daniel reagierte völlig unerwartet. Er legte Joshua den Arm auf die Schulter und begann zu lachen. Zunächst unsicher, verkrampft, dann herzhaft und laut.
    »Ist okay, der Jag ist Vollkasko versichert. Denen habe ich schon soviel Geld in den Rachen geworfen, die können jetzt auch mal was abdrücken. Hauptsache, dir ist nichts passiert.«
    Joshua atmete erleichtert durch.
    »Habt ihr was erreicht?«
    »Die meisten haben Scheuklappen auf, kennen nur ihre eigenen Aufgaben. Aber einer konnte ein paar interessante Aussagen machen. Sieht so aus, als ob du mit deiner These gar nicht mal so falsch liegst.«
    Joshua wollte sich eine Zigarette drehen, hielt aber inne.
    »Er sagte mir, sie forschen auf dem Gebiet der subliminalen Botschaften. Sie hätten bereits einige Erfolge verbuchen können. Die konkreten Forschungsergebnisse verlassen allerdings nicht das Labor. Da gibt es nur einen kleinen Kreis Eingeweihter. Einer von ihnen war Ansgar Skopje. Der Mann wunderte sich darüber, dass sie ihn zu Schändler ziehen ließen. Gerade Skopje, er war besessen von dieser Arbeit.«
    Joshua spürte eine innere Anspannung. Sie waren ganz dicht davor und kamen nicht weiter, weil König sich verweigerte. Inzwischen traf Viktor ein. Er trug eine bayrische Trachtenjacke. Joshua dachte, ob er wohl demnächst in Knickerbocker zum Dienst erscheinen würde. In knappen Sätzen tauschten sie sich aus. Er hatte insgesamt dieselben Aussagen bekommen wie seine Kollegen. Mit einer Ausnahme.
    »Eine Mitarbeiterin brauste richtig auf, als sie den Namen Ansgar Skopje hörte. Angeblich wollte er, beziehungsweise die Firma Schändler, dieses Institut aufkaufen. Sie sagte wörtlich, erst macht der mit unserer Arbeit die große Kohle und später will er uns schlucken.«
    »Was meinte sie damit?«
    Joshua hatte sich inzwischen eine Zigarette angesteckt. Die Dame vom Empfang brachte ihm mit grimmiger Miene den Untersetzer eines Blumentopfes.
    »Sie ist der Meinung, dass er diese Bewusstseinsforschung für die Werbung ausnutzt, Käufer damit auf mieseste Art und Weise, wie sie sich ausdrückte, beeinflusst.«
    »Wofür sollte diese Forschung denn sonst gut sein?«
    Kalles Einwand war leider berechtigt, dachte Joshua.
    »Eigentlich nur zu medizinischen Zwecken. So genau habe ich das aber auch nicht verstanden. Schließlich müssen die doch von irgendwas leben? Die Forschungsgelder, die ihnen von Staat und Land zur Verfügung gestellt werden, reichen schon lange nicht mehr. Und sie sollen noch weiter gekürzt werden.«
    Sie kamen hier nicht mehr voran. Da sie aber nun mal komplett waren und sich noch besprechen wollten, beschlossen sie, gemeinsam zu Viktor zu fahren. Der Vorschlag kam von Joshua. Den Jaguar hat die Kriminaltechnik eingeschleppt und sein Golf stand ja noch bei seinem Kollegen. Joshua gab vor, etwas vergessen zu haben und bat die Kollegen, am Parkplatz auf ihn zu warten. Kurz darauf war er in dem Büro von Bönisch. Ihm war vorhin aufgefallen, dass ein Schlüsselbund auf dem Fußboden unter dem Schreibtisch lag. Er steckte es ein und ging hinaus. Ein Polizeihubschrauber kreiste über der Stadt.

    Eine halbe Stunde

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