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Zugzwang

Zugzwang

Titel: Zugzwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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eine Wahlveranstaltung gleich eine ganze Arena benötigte.
    Vor dem Eingangsbereich standen ein halbes Dutzend Bodyguards. Sie zeigten ihre Dienstausweise und baten darum, Herrn Knofs, den Parteisekretär zu sprechen. Man geleitete sie durch abgelegene Flure zu einem Büro. Ein dunkelblonder, drahtiger Mitarbeiter der Partei mit ernstem Gesichtsausdruck begrüßte sie.
    »Van Bloom, guten Abend Herr Knofs. Das ist mein Kollege Trempe. Ist Herr Nagel zu sprechen?«
    »Ich habe ihm bereits Bescheid gegeben. So bald er es einrichten kann, kommt er. Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit etwas anbieten?«
    Joshuas Laune verschlechterte sich zusehends. Er hasste es, hingehalten zu werden.
    »Wollen wir mal hoffen, dass Herr Nagel es bald ein richten kann, sonst müssen wir ihn leider vorladen. Unsere Zeit ist nämlich auch begrenzt, wissen Sie?«
    »Ja natürlich. Vielleicht kann ich Ihnen in der Zwischenzeit weiterhelfen?«
    »Kannten Sie Ramon Schändler?«
    Joshua kreuzte die Beine übereinander und zückte seinen Notizblock.
    »Aber sicher. Herr Schändler war schließlich ein Parteifreund.«
    »Sagen Sie«, Daniel übernahm nun, »wie ist es eigentlich zu erklären, dass Ihre Partei in so kurzer Zeit eine so enorme Beliebtheit erreicht hat? Die Arena in Oberhausen mietet man sich ja nicht für drei Dutzend Parteifreunde?«
    Knofs räusperte sich und kontrollierte dabei den Zustand seiner Fingernägel.
    »Offensichtlich haben wir den Nerv des Volkes getroffen.«
    »Herr Knofs, Ihre Partei gibt es seit knapp vier Monaten. Sie treten in fast neunzig Wahlkreisen an. Sie ziehen hier eine Riesenshow ab. Das sieht danach aus, als wurde dafür eine Menge Kapital benötigt.«
    »Herr Schändler war nicht nur Parteifreund, er war auch einer unserer Gönner. Darüber hinaus leitete er, wie s ie ja sicherlich wissen, eine der größten Werbeagenturen des Landes. Dadurch war es uns in relativ kurzer Zeit möglich, unsere Gedanken zu publizieren.«
    »Um welche Gedanken handelt es sich denn dabei, Herr Knofs?«
    Joshua sah ihn fordernd an.
    »Nun ja, unser Parteiprogramm liegt hier überall aus, Sie können es sich gerne mitnehmen.«
    »Herr Knofs, Sie können es uns doch sicherlich in groben Zügen erläutern?«
    Knofs wand sich in seinem Ledersessel. Er drückte sein Kreuz durch und faltete seine Hände wie zum Gebet.
    »Ich will es mal in Kurzform versuchen. Zunächst werden wir die Arbeitsmarktpolitik völlig neu gestalten. Unser Motto lautet: ›Arbeitsplätze statt Überstunden.‹ Jede Überstunde wird dabei mit einer Sonderabgabe belegt, die in ein Programm zur Förderung neuer Arbeitsplätze führt. Wäre doch auch was für die Polizei, nicht wahr?«
    Er grinste sie dabei an, als wolle er eine neuartige Zahnpasta verkaufen.
    »Des Weiteren wollen wir das Gesundheitssystem nach amerikanischem Vorbild revolutionieren. Jeder Bürger wird praktisch Privatpatient. Für Härtefälle gibt es natürlich einen sozialen Ausgleich. Wir hoffen auf einen kostenbewussteren Umgang mit medizinischen Leistungen. Außerdem, dies hat Herrn Schändler besonders gefallen, werden wir es ausländischen Fachkräften leichter machen, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dadurch werden wir wieder eine technisch hoch entwickelte …«
    In diesem Augenblick betrat ein kleiner, schlaksig wirkender Mann in Begleitung zweier Herren in Kleiderschrankformat das Büro. Mit durchdringender Stimme und stechendem Blick begrüßte er Daniel und Joshua.
    »Sie sind also die Herrschaften, die mich vorladen wollten.«
    Joshua stand auf und gab ihm die Hand.
    »Wir möchten lediglich unter vier Augen mit Ihnen reden.«
    Nagel musterte ihn ausgiebig. Sein Blick ließ offenkundiges Missfallen an Joshuas Kleidung erkennen. Mit einer Armbewegung deutete er seinen Leuten an, sie alleine zu lassen. Wenn ihre schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiten würden, dachte Joshua, stand der zukünftige Ministerpräsident des Landes vor ihm. Seine Motivation, das zu verhindern, stieg sprunghaft an. Sie setzten sich um einen kleinen Glastisch. Per Blickkontakt einigten sie sich darauf, dass Daniel beginnen sollte. Er fragte Nagel direkt nach seinen Alibis zu den Mordfällen. Der Politiker schüttelte verächtlich den Kopf und klärte sie über das Wahlkampfprogramm auf. Er schien für jeden Zeitpunkt mehr als genug Alibis zu haben. Mit jedem seiner Worte und Gesten drückte er Verachtung für die Polizisten aus.
    »Herr Nagel, mich interessiert die schnell ansteigende

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