Zuhause in deinen Armen
maskenhaft starr. Er hatte sich mit verschränkten Armen an den Herd gelehnt und betrachtete Jodie ohne jedes Anzeichen von Gefühl.
"Dein Vater wird nie wieder gesund werden, Jodie. Seine Leiden werden sogar noch zunehmen. Fühlst du dich stark genug, die ganze Wahrheit zu hören?"
Es gelang Jodie, ihre Fassung zu bewahren. "Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben", antwortete sie und sah Morgan entsetzt an.
"Ich hole dir einen Brandy."
Während Morgan fort war, saß Jodie zitternd am Tisch. Die Ereignisse der letzten halben Stunde hatten ihr so zugesetzt, dass sie sich sterbenskrank fühlte und gegen würgende Übelkeit ankämpfte.
"Trink das." Morgan drückte ihr ein Brandyglas in die Hand. Als sie nicht reagierte, hielt er es ihr an die Lippen und wiederholte: "Trink! "
Der Brandy war stark und brannte ihr in der Kehle, aber er tat seine Wirkung.
"Vor einigen Jahren führte ein Projekt Matt in den Fernen Osten", erzählte Morgan, "in eine Gegend, wo gerade Giftgas eingesetzt wurde. Er bekam häufig Kopfschmerzen, musste sich erbrechen, und gelegentlich setzte sein Gedächtnis aus. Im letzten Sommer ließ er sich gründlich untersuchen. Dabei wurde festgestellt, dass wichtige Organe seines Körpers schwer geschädigt sind."
Jodie presste eine Hand auf den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Morgan sah, wie weh er ihr tat. Vergib mir, dachte er und wandte ihr den Rücken zu. Mit unnötig viel Lärm nahm er Becher aus dem Schrank und brühte Pulverkaffee auf.
"Was ... was kann man gegen die Krankheit tun?" fragte Jodie endlich stockend.
"Nichts."
"Gott im Himmel!"
Vergiss den Zucker nicht, dachte Morgan. Drei Löffel für jeden Becher. Das beruhigt die Nerven. Nur nicht umdrehen. Nur nicht ihr verzweifeltes Gesicht sehen!
"Hat er mir deshalb geschrieben?"
„Ja. Er wollte dich sehen und Teresa heiraten, solange noch Zeit war."
"Sag mir ehrlich, was geschehen wird", flüsterte Jodie und setzte lauter, fast schreiend hinzu: "Hör auf, mit der Zuckerdose herumzuspielen, und dreh dich zu mir um! "
Wahrscheinlich war das seine Pflicht. Seine Strafe. Er verrührte Kaffee und Zucker und brachte die Becher an den Tisch. Jodie war sehr blass geworden, und in ihren Augen standen Tränen. Genau, wie er erwartet hatte.
"Ich liebe Matt“, beteuerte er.
"Das weiß ich. Erzähl mir, was geschehen wird."
Jm Lauf der Zeit werden sich seine Gedanken zunehmend verwirren. Er wird unter Fieberanfällen leiden und nur noch selten zu sich kommen. Seine Lungen und sein Herz werden nur noch teilweise funktionieren. Er wird vergesslich und schwierig werden, wie jemand, der an der Alzheimerkrankheit leidet.
Schließlich wird er auch seine Körperfunktionen nicht mehr beherrschen."
Jodie schwieg. Der Schock schien ihr die Sprache verschlagen zu haben, aber Morgan konnte das Schweigen nicht ertragen. Er stand auf und ging mit großen Schritten durch die Küche.
"Wir müssen tun, was am besten für ihn ist. Ich möchte, dass er seine letzten klaren Augenblicke glücklich verbringt. Daher soll alles ruhig und friedlich ablaufen. Ich will ehrlich sein, Jodie. Ich finde dich äußerst anziehend, aber ich muss mich auf Jack und Matt konzentrieren."
"Natürlich", murmelte sie.
"Du musst entscheiden, ob du deinen Vater auch unter diesen Umständen wiedersehen willst", fuhr Morgan fort. "Vielleicht nicht. Es wäre nur ein kurzes, für dich äußerst schmerzliches Zusammensein, und ich könnte verstehen, wenn du dich dagegen entscheidest. Falls du jedoch auf einem Wiedersehen beharrst, möchte ich dich bitten, es uns beiden möglichst leicht zu machen."
"Und wie?"
Morgan blieb unvermittelt vor ihr stehen. "Indem du ausziehst. Such dir ein Hotel oder eine Wohnung ... für die Kosten komme ich auf. Ich möchte dich nur nicht länger hier haben. Wenn es Matt gut genug geht - etwa nach einem Aufenthalt in einem Pflegeheim -, werde ich ihm von dir erzählen und es so einrichten, dass du ihn hier besuchen kannst.“
"Wie lange kann das dauern?“
Morgan zuckte die Schultern. "Zwei bis drei Wochen, vielleicht auch länger.
Und wenn er dich nicht mehr erkennt, musst du versprechen ... "
Morgan schwieg, um nicht von seinen Gefühlen übermannt zu werden. Gerade, wenn dieser schreckliche Augenblick kam, würde er Jodie am nötigsten brauchen.
„Ja, Morgan? Was muss ich versprechen?"
Er nahm sich zusammen und sah sie kalt an. "Dass du dann für immer von hier verschwindest."
Jodie sprang mit einem Satz auf. Ihre Beine wollten
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