Zukunftsmenue
Blätter wurden früher als Stalleinstreu genutzt.
Für unser Essen ist die Qualität des Samens, der Sorte, der Art und der Rasse entscheidend. Haben wir eine alte Gemüsesorte oder Nutztierrasse? Oder haben wir eine auf ein einziges Merkmal gezüchtete Hybrid-Pflanze, die reichlich Mehrertrag nur in der ersten Generation bringt, und Turbo-Schweine, -Hähnchen oder -Rinder aus Intensivhaltung, unter der Tiere so stark ausgebeutet werden, dass sie deformiert, auf ein einziges Merkmal gezüchtet werden und ohne den menschlichen Eingriff nicht lebensfähig sind? Tiertransporte und Massenschlachtungen am Fließband lassen mich erschaudern. Und das gestresste, unglückliche Fleisch mag ich auch nicht essen.
Wir züchten heute Pflanzen und Tiere in hohem Maße für die Weiterverarbeitung in der Industrie. In vielen Fällen entscheidet sich beispielsweise ein Obstbauer lieber für eine Erdbeersorte, die auch noch fünf Tage nach der Ernte frisch und knallrot ist. Denn das verlangt der Handel: Ware, die gut aussieht und von der Masse gekauft wird. Die Natur kennt aber keinen standardisierten Massengeschmack. Jede Pflanze, jedes Tier hat einen eigenen Zyklus und braucht Zeit, um zu wachsen und zu reifen. Gemüse und Obst brauchen einen guten, lebendigen Boden, Wasser, frische Luft und Sonne, um vielfältige Aromen zu entwickeln. Schweine, Hühner und Rinder, die auf Weiden herumlaufen dürfen und sich hier weitgehend wesensgemäß ernähren, haben ein gut marmoriertes, wohlschmeckendes Muskelfleisch, das für jeden Koch und Genießer eine wahre Freude ist. Eine solche Tierhaltung, ein solcher Anbau braucht seine Zeit und kostet den Bauern Geld. Geld, das viele Händler – aber auch Konsumenten – nicht bereit sind zu zahlen. Auch von den Konzernen wird es ihnen nicht leicht gemacht. So beanspruchen einige wenige internationale Agrarkonzerne wie Monsanto, Bayer, Syngenta und Dupont ein Monopol auf Saatgut für sich. Wer bis vor Kurzem noch beispielsweise die Kartoffelsorte »Blauer Schwede« anbauen wollte, tat das am Rande der Illegalität. Denn nach der EU-Saatgutrichtlinie von 2002 dürfen eigentlich nur Sorten gehandelt werden, die in einem amtlichen Register eingetragen sind. Voraussetzung dafür ist unter anderem der kostspielige Nachweis, dass sich diese Sorten über mehrere Vermehrungszyklen hinweg als beständig erweisen und ihr Erscheinungsbild sich nicht verändert. Für kleinere, regionale Samenhändler bedeutete dies eine finanzielle Hürde. Mittlerweile gibt es nach einem Richterspruch des Europäischen Gerichtshofs im Juli 2012 in Europa eine Ausnahmeregelung für die sogenannten »alten Sorten«. Diese dürfen jetzt auch ohne amtliche Zulassung wieder vermehrt und verkauft werden. 2
Bunter Kartoffelsalat
Für 4 Personen
1 kg bunte Kartoffelsorten, überwiegend festkochend
3 mittelgroße Zwiebeln
100 ml Raps- oder Sonnenblumenöl
1 EL mittelscharfer Senf
Salz
Pfeffer aus der Mühle
30 ml Apfelessig
100 ml warme Gemüse- oder Fleischbrühe, alternativ warmes Wasser
1 Bund glatte Petersilie
Die Kartoffeln in der Schale gar kochen, noch heiß schälen und in Scheiben schneiden.
Die Zwiebeln schälen, würfeln und in der Hälfte des Öls anschwitzen. So kann man den Salat länger aufheben, denn rohe Zwiebeln schmecken nach einer Weile penetrant metallisch.
Senf, Salz, Pfeffer, restliches Öl, Essig und Gemüsebrühe zu den Zwiebeln geben und alles gut mischen. Das Dressing über die Kartoffeln gießen und alles vorsichtig vermengen.
Zum Schluss die Petersilie waschen und fein hacken. Unterheben und den Salat servieren.
Tipps
Mischen Sie die Farben nach Belieben und nach Angebot: Der Blaue Schwede und Violetta sind blau, die Rote Emmalie ist rot, Linda ist gelb. Fragen Sie beim Gemüsehändler, welche Farbe das Fleisch hat, denn viele Kartoffelsorten mit farbiger Schale sind innen weiß oder gelb. Soll der Salat sämig sein, dann können Sie auch mehlig kochende Kartoffeln dazu nehmen.
Varianten
Man kann den Salat mit wachsweich gekochten und geviertelten Eiern, grünen gekochten Bohnen, Gurkenscheiben, klein geschnittenem rohem Fenchel und halbierten Radieschen ergänzen. Dann wird daraus ein vollwertiges, wunderbares Frühlings- oder Sommeressen.
Wenn uns die Qualität unseres Essens wichtig ist, müssen wir etwas ändern: Das können wir mit unserer Kaufentscheidung und indem wir alte Obst- und Gemüsesorten, die in einigen Gärtnereien wieder gezüchtet werden, unterstützen.
Die Macht
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