Zukunftsmenue
wissenschaftliche Erkenntnis lässt sich gewöhnlich nicht so darstellen, dass ihre Gegner überzeugt sind. Diese sterben vielmehr aus, und eine nachwachsende Generation ist von Anfang an mit der Wahrheit vertraut!«
Kochen lernen, Weil Geniessen so anfängt
Dass meine Mutter eine ausgezeichnete Köchin ist, habe ich ja schon erwähnt. Sie lernte das Kochen ganz professionell in ihrer Heimat Westfalen im ersten Haus am Platz, brach dann aber doch ihre Lehre ab, um bildende Künstlerin zu werden. Wenn meine Mutter brutzelte, konnte man das im ganzen Hausflur riechen. Aber ich habe mich nie zu ihr an den Herd gestellt und mitgemacht. Ich kam einfach nicht auf die Idee.
Meine Küchentätigkeit beschränkte sich meist aufs Tischdecken und Abtrocknen. Aber Grießbrei habe ich als Kind oft selbst gekocht. Mit Marmelade oder Zimt und Zucker. Das war so schön schnell und einfach. Und süß! Auch Margarinebrote habe ich im Dutzend verschlungen: Auf das frische, selbst gebackene und oft noch warme Brot kam Margarine – das war jedenfalls der Alltag, die teure Butter, den höchsten Genuss, gab es nur am Feiertag –, dann Wurst oder Tomaten und Gurken obendrauf, ein wenig Salz drüber, reinbeißen. Einfach, aber herrlich!
Der Vorteil meiner Generation ist, dass wir in einer Zeit groß geworden sind, in der es selbstverständlich war, frisch zu kochen oder selbst eingewecktes Gemüse und Obst zu verwenden. Die Familie saß bei Mahlzeiten zusammen am Tisch, bei vielen wurde ein Tischgebet gesprochen, um dem Herrgott dafür zu danken, dass er seine Hand über die Äcker hielt. Eine gute Ernte – und damit ein gutes Mahl – war längst nicht selbstverständlich. Die praktischen Fertigprodukte, die in den sechziger Jahren aufkamen, waren richtig teuer. Dosennahrung war mir daher so fremd, dass ich hinter dem Aufwärmen von Konserven eine geradezu unheimliche Technik vermutete. Als ich dann etwa zwanzig Jahre alt war und das erste Mal erlebte, wie ein Freund eine Dose Ravioli mit Tomatensauce aufhebelte und kurz aufwärmte, bekam ich große Augen: »Was, so einfach?« Ich war wirklich beeindruckt. Aber wenn man erst im Erwachsenenalter zum ersten Mal Ravioli aus der Dose isst, ist man nicht gerade begeistert von der weichen, schlabberigen Konsistenz. Das waren ein Geschmack und ein Mundgefühl, das ich so nicht
kannte. Ich habe mich bis heute nicht daran gewöhnt.
Aber zurück zu meinen ersten Kocherfahrungen. Mit zehn Jahren kam ich auf ein Mädcheninternat. Da standen die Speisen immer wie von Zauberhand auf dem Tisch, so dass ich auch dort nichts übers Kochen lernte. Aber irgendwie hat es mich wohl doch gelockt: Als ich dreizehn war, belegte ich freiwillig einen Kochkurs – und das bei einer Lehrerin, die mich ebenso wenig leiden konnte wie ich sie. Umso erstaunlicher, dass ich den Kurs trotzdem besuchen wollte und meine Freundinnen Judith und Claudia dazu überredete mitzumachen. Der Kurs ging nur über ein paar Stunden, doch im Nachhinein betrachtet war er ein wichtiger Baustein für meine Kochkarriere: Ich stand zum ersten Mal aus freiem Willen am Herd, schälte meine erste Zwiebel selbst und kochte mir eine Mahlzeit. Das muss mich sehr beeindruckt haben. Zumindest unbewusst.
Meine ersten Erfahrungen mit selbstständigem Kochen machte ich in meiner Berliner Einzimmerwohnung auf zwei Kochplatten. Eine Extraküche gab es da so wenig wie ein Bad. Zum Duschen fuhr ich ins Hallenbad. Aber auf den zwei Platten konnte man doch schon einiges anstellen. Auf der einen kochte ich Nudeln, auf der anderen die Sauce dafür. Meist aus Unmengen verschiedener Gemüsesorten, manchmal mit Hackfleisch oder gekochtem Schinken, dazu viele frische Kräuter. Das liebe ich bis heute und mache es noch oft, wenn es schnell gehen muss.
Grießbrei mit Ribiselmarmelade
Für 1 Person
1/4 l Milch
40 g Hartweizengrieß
1 EL rote Ribiselmarmelade
(Johannisbeermarmelade)
Die Milch in einen Topf geben und den Grieß einstreuen. Aufkochen und dann unter Rühren bei kleiner Hitze köcheln lassen, bis das Ganze fest wird.
Marmelade einrühren – fertig.
Richtig kochen gelernt habe ich aber erst im »Exil«, dem Restaurant meines Vaters. Dort habe ich als Küchenhilfe zum ersten Mal mit dem Kochen Geld verdient. Die ersten Wochen habe ich damit verbracht, Kartoffeln und Spargel zu schälen und Salatdressings herzustellen. Das klingt vielleicht monoton, aber ich habe es geliebt, kistenweise Spargel und Karotten zu schälen, Salat zu waschen
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