Zum Anbeißen süß
etwas Kaltes zu trinken anbieten. Keine Menschen, keine Golfclubs und keine Unterbrechungen.”
Unterbrechungen? Wobei? Kate war jetzt zu müde, um darüber nachzudenken. Sie lehnte sich einfach zurück und überließ sich ihren Erinnerungen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn Mitch damals mit ihr hier raufgefahren wäre, als sie so in ihn verknallt gewesen war. Aber das war alles schon so lange her. Allerdings zitterte sie auch heute noch innerlich, wenn sie ihn sah. Wer weiß, wenn er jetzt nachgeholt hätte, was sie damals versäumt hatten, dann wäre er möglicherweise sehr enttäuscht gewesen. Denn so wild, wie sie tat, war sie nun wirklich nicht.
Wie Mitch gesagt hatte, schimmerte zehn Minuten später das blaue Wasser durch die Bäume. Fünf Minuten darauf saß sie in einem Liegestuhl auf einer hölzernen Terrasse, die mit einem Bootssteg verbunden war. Der Blick über den See auf die Berge war von einer vollkommenen Schönheit und tat ihr gut. Sie schloss die Augen und wartete auf Mitch, der ihr etwas zu trinken holen wollte.
Mitch sah auf sie herunter. Ob sie schlief? Sie sah erschöpft aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Das kam vielleicht zum Teil noch von dem Kater, obwohl ihr emotionaler Ausbruch vorhin damit sicher nichts zu tun hatte.
Aber was wusste er eigentlich von Frauen und speziell von dieser Frau? Er hatte bei ihr immer wie vor einem Rätsel gestanden, und das war der Hauptgrund gewesen, dass er nie etwas mit ihr anfing.
Irgendwie machte sie ihm Angst.
Und sich das einzugestehen war alles andere als leicht für einen Exmarine und jetzigen Polizeichef. Er wusste nur, dass er immer ihren Blick gefühlt hatte, wie eine sanfte Berührung. Er hatte immer gewusst, wenn sie im selben Raum war wie er, auch wenn er sie gar nicht sah. Er drehte sich um, und …
Kate öffnete die Augen, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
Er fuhr leicht zusammen und hielt ihr schnell die Dose hin. “Ich habe leider nichts Zuckerfreies.”
“Das macht nichts.” Sie nahm die Dose.
Mitch setzte sich in den Stuhl neben sie. Er streckte die langen Beine aus und kreuzte die Füße. Diese Gegend hatte auf ihn immer eine sehr besänftigende Wirkung, und er konnte nur hoffen, dass Kate ähnlich empfand. Er wollte mit ihr sprechen, aber erst einmal musste sie innerlich etwas zur Ruhe kommen.
“Wir haben hier herrliche Sonnenuntergänge”, sagte er und wies mit seiner Dose geradeaus. “Da ist Westen, und wenn die Sonne untergeht, sieht der See aus wie flüssiges Feuer.”
“Wer ist wir?” Kate nahm einen Schluck aus ihrer Dose.
“Ich habe dieses Grundstück gekauft, als ich gerade mal wieder Urlaub hatte.” Er lächelte. “Ich wusste zwar nie, wo ich leben, aber immer, wo ich angeln wollte. Cal und ich haben dann die kleine Hütte gezimmert für unsere Angelsachen und auch als Schutz, falls es mal regnet. Er und ich kommen oft zum Angeln hierher.”
“Warum lebst du eigentlich immer noch hier, in dieser langweiligen kleinen Stadt? Du hast doch selbst gesagt, dein Job sei nicht so spannend. Du kannst doch überall ein neues Leben anfangen.”
Mitch dachte einen Augenblick nach. Was war die Wahrheit und was war nur eine Ausrede? “Ich kam hierher, als es meiner Mutter schlecht ging. Als sie starb, war mir klar, dass Chapel das Einzige war, was mich mit der Vergangenheit und auch mit meiner Familie verband, und so wollte ich es noch mal versuchen. Wahrscheinlich klingt das sehr sentimental.”
“Und hast du es bereut?”
“Nein, abgesehen von meinem Zorn auf diesen sturen Stadtrat.” Er zuckte mit den Schultern. “Du weißt, was ich von unserem Bürgermeister halte.”
“Und mein Vater? Was hältst du von dem?”
Darüber wollte Mitch nun wirklich nicht sprechen, aber er wusste, wie wichtig für Kate die Familie war. “Er ist sicher ein guter Geschäftsmann. Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich ihm meinen Job zu verdanken habe. Aber …”
“Aber?”
Mitch fühlte sich unbehaglich. “Willst du meine ehrliche Meinung hören? Ich glaube, er ist kein guter Vater, vor allen Dingen, was dich betrifft.”
Kate wandte den Kopf ab, und Mitch sah, dass ihr Kinn zitterte. Sie weinte. “Kate, entschuldige.” Er rückte dichter an sie heran. “Ich wollte dir nicht wehtun.”
“Du tust mir nicht weh.” Sie schniefte und wischte sich die Augen. “Aber er. Und es ist auch meine Schuld.”
Mitch nahm ihre Hand.
“Für dich war deine Mutter sehr wichtig. Und für
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