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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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redet den größten Blödsinn daher«, sagte Mary Vance verärgert. Sie stand auf und zog Miller zur Felsküste hinunter. Wann würden sie je wieder die Gelegenheit bekommen, sich ungestört miteinander zu unterhalten? Mary hatte jedenfalls nicht vor, sich diese Gelegenheit durch Walter Blythes dummes Geschwätz von Pfeifern und Deutschen und sonstigem Kram verpatzen zu lassen. Sie ließen Walter auf den Felsstufen stehen, wie er hinausschaute auf Four Winds. Doch seine brennenden Augen konnten die Schönheit nicht mehr erkennen.
    Auch für Rilla war das Schönste des Abends vorbei. Seit Jack Elliotts Ankündigung hatte sie das Gefühl, dass Kenneth nicht mehr an sie dachte. Sie fühlte sich plötzlich einsam und unglücklich. Das war schlimmer, als wenn er sie überhaupt nie beachtet hätte. War denn das das Leben? Da passierte etwas Schönes, und dann, wenn man so richtig im Glück schwelgte, dann entwischte es einfach wieder? Erschüttert stellte Rilla fest, dass sie sich um Jahre älter fühlte als zu dem Zeitpunkt, als sie - nur vor wenigen Stunden - das Haus verlassen hatte. Vielleicht kam ihr das nur so vor, vielleicht stimmte es aber auch. Wer weiß? Über die Seelenqualen der Jugend sollte man nicht lachen. Sie sind schrecklich, denn die Jugend hat nicht gelernt, dass »das auch vorübergeht«. Rilla seufzte und wünschte, sie wäre zu Hause in ihrem Bett und könnte in ihr Kissen weinen.
    »Müde?«, fragte Kenneth ganz freundlich, aber geistesabwesend - ach, so geistesabwesend! Es kümmerte ihn doch gar nicht, ob sie müde war oder nicht, dachte sie.
    »Kenneth«, sagte Rilla zaghaft, »du glaubst doch auch nicht, dass wir hier in Kanada viel mit dem Krieg zu tun haben werden, oder?«
    »Ob wir viel damit zu tun haben? Natürlich, zumindest die Glücklichen, die in der Lage sind mitzumachen. Ich falle ja aus. Und schuld daran ist nur dieser verdammte Knöchel. So ein Mist!«
    »Aber ich verstehe nicht, wieso wir Englands Schlachten austragen sollen!«, rief Rilla. »Wieso kann England nicht für sich alleine kämpfen?«
    »Das ist eben der Punkt. Wir sind Teil des britischen Reiches. Das ist eine Familienangelegenheit. Wir müssen einander beistehen. Das Schlimmste ist, dass alles vorüber sein wird, ehe ich mich nützlich machen kann.«
    »Soll das heißen, du würdest dich freiwillig melden, wenn das mit deinem Knöchel nicht wäre?«, fragte Rilla ungläubig. Der Gedanke kam ihr so - so lächerlich vor.
    »Natürlich. Zu tausenden werden sie losziehen. Jem wird bestimmt gehen, da wette ich mit dir. Walter wird allerdings noch nicht kräftig genug sein. Und Jerry Meredith, der geht mit Sicherheit! Oje! Und ich habe mir Gedanken gemacht, weil ich dieses Jahr nicht Fußball spielen kann!«
    Rilla fehlten die Worte. Jem! Und Jerry! Was für ein Unsinn! Vater und Mr Meredith würden das doch gar nicht erlauben. Sie waren doch noch nicht mal mit dem College fertig. Konnte denn Jack Elliott diese schreckliche Nachricht nicht für sich behalten?
    Da kam Mark Warren und forderte sie zum Tanz auf. Rilla ging mit ihm, sie wusste ja, dass es Kenneth egal war. Dabei hatte er sie eben noch am Strand unten so angesehen, als wäre sie das einzige Wesen auf der Welt, das ihm irgendetwas bedeutete. Und jetzt war sie plötzlich niemand mehr. Seine Gedanken kreisten nur um dieses große Spiel, das da auf blutgetränkten Spielfeldern ausgetragen wurde und bei dem Weltreiche auf dem Spiel standen. Ein Spiel, bei dem das weibliche Geschlecht plötzlich nicht mehr wichtig war. Den Frauen, dachte Rilla unglücklich, blieb nichts anderes übrig, als zu Hause zu sitzen und zu weinen. Das war doch alles verrückt. Kenneth konnte nicht gehen. Das hatte er ja selbst gesagt. Und Walter zum Glück auch nicht. Jem und Jerry würden Verstand genug besitzen sich nicht anzuschließen. Warum also sich Sorgen machen? Nein, sie wollte sich amüsieren! Wie ungeschickt sich dieser Mark Warren anstellte! Einen Patzer nach dem anderen machte der. Warum, um Himmels willen, musste einer unbedingt tanzen, wenn er keine Ahnung davon hatte, noch dazu mit solchen Quadratlatschen! Da, jetzt stieß sie auch noch mit jemandem zusammen wegen ihm! Vielen Dank, mit dem würde sie nicht noch mal tanzen!
    Dafür tanzte sie mit anderen, auch wenn sie keine rechte Lust mehr dazu hatte und ihre Stöckelschuhe sie entsetzlich drückten. Kenneth war anscheinend gegangen. Zumindest war er nirgends zu sehen. Ihre erste Party war ein Reinfall. Dabei war es vorhin

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