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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Samthut erspäht, da dachte ich, den musst du haben. Und ich bekam ihn auch. Der Preis war erschreckend. Ich schreibe ihn lieber nicht in mein Tagebuch. Meine Nachkommen brauchen nicht zu wissen, dass ich mich für einen Hut dermaßen in Unkosten gestürzt habe, noch dazu zu Kriegszeiten, wo jeder sparsam ist oder es zumindest sein sollte.
    Als ich den Hut zu Hause noch mal aufgesetzt habe, da überkamen mich doch Gewissensbisse. Er stand mir gut, das ja. Aber irgendwie kam er mir plötzlich zu auffällig und zu übertrieben vor für meine Kirchgänge und für die paar kleinen Anlässe hier in Gien. Im Modegeschäft war mir das gar nicht so aufgefallen, aber hier in meinem kleinen Zimmer... Und dieses schreckliche Preisschild! Wenn ich da an die hungernden Belgier dachte! Als Mutter den Hut und das Preisschild sah, schaute sie mich wortlos an. Diesen Blick macht ihr so leicht keiner nach. Vater hat gesagt, sie hätte ihn damals, in der Schule von Avonlea, so lange angeschaut, bis er sich in sie verliebt hätte, und ich kann mir das sehr gut vorstellen. Obwohl mir andererseits zu Ohren gekommen ist, sie hätte ihm am Anfang ihrer Bekanntschaft einmal mit einer Dachschindel auf den Kopf gehauen. Mutter war eine richtige Range als kleines Mädchen, nach dem, was ich gehört habe, und sogar bis zu dem Zeitpunkt, als Jem aus dem Haus ging, war sie noch richtig feurig. Aber zurück zur Sache, beziehungsweise zu meinem neuen grünen Samthut.
    >Rilla<, sagte Mutter nachdenklich - viel zu nachdenklich -, >meinst du denn, es war richtig, so viel Geld für einen Hut auszugeben, gerade jetzt, wo die Welt so große Not leidet?< >Aber ich habe ihn von meinem eigenen Geld bezahlt, Mutter!<, verteidigte ich mich.
    >Darum geht es nicht. Dein Taschengeld ist so bemessen, dass du für alles, was du benötigst, einen angemessenen Preis bezahlen kannst. Wenn du für etwas zu viel ausgibst, dann musst du an anderer Stelle sparen, und das ist nicht befriedigend auf die Dauer. Aber wenn du es für richtig hältst, Rilla, dann habe ich dazu nichts mehr zu sagen. Das musst du mit deinem Gewissen ausmachen.<
    Ich will aber nichts mit meinem Gewissen ausmachen müssen! Und außerdem, was sollte ich denn tun? Ich konnte doch den Hut nicht zurückbringen. Ich hatte ihn schon zu einem Konzert in der Stadt getragen. Ich musste ihn also behalten! Mir war die Sache so unangenehm, dass mich die Wut packte. Wirklich, die kalte Wut.
    Mutten, sagte ich hochnäsig, >es tut mir Leid, dass dir mein Hut nicht gefällt, aber -<
    >Der Hut selbst nicht unbedingt«, unterbrach mich Mutter, >obwohl ich ihn bei einem Mädchen in deinem Alter nicht gerade für angebracht halte. Aber dieser Preis!«
    Es linderte nicht gerade meinen Zorn, einfach unterbrochen zu werden, also fuhr ich fort, kälter und zorniger denn je, geradeso, als hätte ich Mutter nicht gehört: >Aber jetzt muss ich ihn behalten. Dafür verspreche ich dir, dass ich mir in den nächsten drei Jahren oder solange der Krieg dauert, falls er noch länger geht, keinen neuen Hut kaufen werde. Selbst du< - oh, wie gemein klang dieses du! -, >selbst du kannst nicht behaupten, dass ich zu viel bezahlt habe, wenn man den Preis auf mindestens drei Jahre aufteilt.«
    >Den Hut wirst du doch in drei Jahren nicht mehr sehen können, Rilla«, sagte Mutter mit einem herausfordernden Grinsen.
    >Egal, ob ich ihn noch sehen kann oder nicht, ich werde ihn so lange tragen«, sagte ich. Und dann bin ich nach oben marschiert und habe mich geschämt, weil ich so gemein war zu Mutter.
    Dabei hasse ich den Hut jetzt schon. Aber ich habe mich auf drei Jahre eingelassen oder solange eben der Krieg dauert, und damit basta. Ich habe es geschworen, und ich werde mich daran halten, koste es, was es wolle.
    Das also ist der eine >Wurm«. Der andere ist, dass ich mich mit Irene Howard gestritten habe - oder sie sich mit mir. Nein, eigentlich haben wir beide gestritten.
    Wir vom Roten Kreuz haben uns gestern hier versammelt.
    Um halb drei wollten wir uns treffen, aber Irene kam schon um halb zwei, weil sie die Gelegenheit hatte, mit jemandem aus Upper Gien mitzufahren. Irene ist überhaupt nicht mehr nett zu mir seit diesem dummen Getue von wegen, ob es bei unseren Treffen Essen geben soll oder nicht. Außerdem scheint sie sich darüber zu ärgern, dass sie nicht Vorsitzende geworden ist. Aber ich habe beschlossen mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, also habe ich mich benommen wie immer. Und als sie gestern kam, da war sie

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