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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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wieder so nett und süß zu mir, dass ich die Hoffnung hatte, sie wäre über ihr hochnäsiges Getue hinweg und wir könnten wieder alte Freunde sein.
    Aber kaum hatte sie sich hingesetzt, da stieß sie mich schon wieder vor den Kopf. Ich sah, wie sie meine neue Stricktasche anschielte. Alle Mädchen haben immer behauptet, Irene wäre von Natur aus neidisch, aber ich habe es nie geglaubt. Jetzt glaube ich es fast auch.
    Das Erste, was sie dann tat, war, dass sie sich aufjims stürzte. Irene behauptet, sie liebe Babys über alles. Sie hob ihn aus seiner Wiege und küsste ihn übers ganze Gesicht! Dabei weiß Irene haargenau, dass ich es nicht mag, wenn jemand Jims dermaßen überschwänglich küsst. Das ist einfach unhygienisch. Nachdem sie ihn so lange belästigt hatte, bis er anfing nervös zu werden, schaute sie mich an und setzte ein ganz widerliches Grinsen auf. Dabei sagte sie in zuckersüßem Ton: >Aber Rilla, Liebste, du machst ein Gesicht, als ob ich dein Baby vergiften wollte.«
    >Oh nein, bestimmt nicht, Irene«, sagte ich mindestens ebenso zuckersüß, >aber weißt du, in Morgans Ratgeber heißt es, dass man ein Baby nur auf die Stirn küssen sollte, wegen der Bakterien, und danach richte ich mich bei Jims.<
    >Du lieber Himmel, bin ich denn so voller Bakterien?«, jammerte Irene. Ich wusste, dass sie sich über mich lustig machen wollte, und kochte schon innerlich, aber nach außen hin war ich die Ruhe selbst. Ich wollte absolut nicht mit Irene streiten.
    Dann ging sie dazu über, Jims hüpfen zu lassen. In Morgans Ratgeber heißt es, ein Baby hüpfen zu lassen wäre das Schlimmste überhaupt. Bei mir darf Jims nie hüpfen. Aber Irene ließ ihn hüpfen und diesem unmöglichen Kind gefiel das auch noch! Es lachte. Zum allerersten Mal! Jetzt ist er vier Monate alt und hat noch nie zuvor gelacht. Nicht mal Mutter oder Susan konnten ihm ein Lächeln entringen, obwohl sie alles versucht haben. Und jetzt lachte er plötzlich, bloß weil Irene Howard ihn hüpfen ließ! Das also ist der Dank!
    Ich gebe zu, dass er mit diesem Lachen gleich ganz anders aussah. Die allerliebsten Grübchen kamen plötzlich auf seinen Wangen zum Vorschein und seine großen braunen Augen waren voller Freude. Aber die Art, wie Irene von diesen Grübchen schwärmte, war einfach albern, würde ich sagen. Als ob er ihr die Grübchen zu verdanken hätte! Aber ich nähte seelenruhig weiter und hielt mich mit meiner Begeisterung zurück, mit dem Erfolg, dass Irene es bald satt hatte, Jims hüpfen zu lassen, und ihn in seine Wiege zurücklegte. Das gefiel ihm gar nicht, nachdem man eben noch mit ihm gespielt hatte, und er fing an zu schreien und war den Rest des Nachmittags unausstehlich. Hätte Irene ihn gleich in Ruhe gelassen, wäre er bestimmt ganz friedlich gewesen. Irene schaute mich an und sagte: >Schreit er öfter so?< Als ob sie noch nie ein Baby hätte schreien hören!
    Ich erklärte ihr in aller Geduld, dass Kinder jeden Tag schreien müssen, damit ihre Lungen kräftig werden. So heißt es im Morgan.
    >Wenn Jims überhaupt nicht schreien würde, dann müsste ich ihn dazu bringen, und zwar mindestens zwanzig Minuten lang<, sagte ich.
    >Ach, was du nicht sagst!<, meinte Irene und lachte ungläubig. Morgans Erziehungsratgeber war leider oben, sonst hätte ich es ihr beweisen können. Dann sagte sie, jims hätte aber nicht viele Haare auf dem Kopf. So ein glatzköpfiges Baby hätte sie noch nie gesehen.
    Ich weiß natürlich selbst, dass Jims tatsächlich nicht viele Haare hat - noch nicht. Aber Irene sagte das in einem Ton, als wäre es auch noch meine Schuld, dass er glatzköpfig ist. Ich sagte, ich hätte schon dutzende von Babys gesehen, die mindestens so kahl gewesen wären wie Jims, und da sagte Irene, sie hätte doch gar nicht beabsichtigt, mich zu beleidigen. Dabei war ich überhaupt nicht beleidigt!
    So ging das die ganze Zeit weiter. Dauernd kam Irene mit solchen Sticheleien daher. Die anderen haben immer schon gesagt, sie wäre rachsüchtig, sobald man sie reizt, aber ich habe das nie geglaubt. Ich habe Irene immer für perfekt gehalten, und es hat mich sehr getroffen, als ich feststellen musste, dass sie so weit herabsinken kann. Aber ich habe mir nichts anmerken lassen, sondern nähte eifrig an dem Nachthemd weiter, das für ein belgisches Kind ist.
    Dann erzählte Irene mir etwas ganz Gemeines, Niederträchtiges, was jemand über Walter gesagt hat. Ich schreibe es nicht auf. Ich kann es einfach nicht. Natürlich sagte sie,

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