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Zum ersten Mal verliebt

Titel: Zum ersten Mal verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Montreal Herald gelesen, in dem hieß es, dass Warschau vom militärischen Gesichtspunkt her keine Bedeutung hat. Also, sehen wir es vom militärischen Gesichtspunkt, lieber Doktor.«
    »Ich habe den Bericht auch gelesen und er hat mich ungeheuer ermutigt«, sagte Gertrude. »Ich weiß jetzt endlich, dass alles von Anfang an eine Lüge war. Aber bei meiner Gemütsverfassung ist mir sogar eine Lüge ein Trost, vorausgesetzt, es ist eine erfreuliche Lüge.«
    »Wenn das so ist, dann sind die offiziellen deutschen Berichterstattungen genau das Richtige für Sie, liebe Miss Oliver«, sagte Susan bissig. »Ich habe sie in letzter Zeit gar nicht mehr gelesen. Die machen mich so verrückt, dass ich mich hinterher überhaupt nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren kann. Sogar diese Nachricht über Warschau bringt all meine Pläne für heute Nachmittag durcheinander. Aber ein Missgeschick kommt selten allein. Heute ist mir schon das Brot verbrannt, jetzt ist Warschau gefallen und unser Klein-Kitchener ist gerade drauf und dran zu ersticken.«
    Jims versuchte ganz offensichtlich seinen Löffel zu verschlucken, mitsamt Keimen und allem. Rilla rettete ihn aus seiner Not und wollte gerade mit ihrer Fütterungsaktion fortfahren, als sie bei einer zufälligen Bemerkung ihres Vaters dermaßen erschrak, dass sie den unglückseligen Löffel erneut fallen ließ.
    »Kenneth Ford ist zurzeit bei Martin West drüben in Overharbour«, sagte Gilbert. »Sein Regiment war auf dem Weg zur Front, wurde aber aus irgendeinem Grund in Kingsport aufgehalten. Er bekam die Erlaubnis, solange auf die Insel herüberzukommen.«
    »Hoffentlich kommt er uns besuchen«, rief Anne erfreut.
    »Ich glaube, er hat nur einen oder zwei Tage frei«, sagte Gilbert wie nebenbei.
    Niemand bemerkte, dass Rilla errötete und ihre Hände anfingen zu zittern. Selbst den aufmerksamsten Eltern entgeht manchmal etwas. Rilla startete einen dritten Versuch, dem geduldigen kleinen Jims seine Mahlzeit zu verabreichen, doch ihre Gedanken kreisten nur um eine Frage: Würde Ken sie besuchen kommen, bevor er wieder abfuhr? Sie hatte lange nichts mehr von ihm gehört. Hatte er sie inzwischen vergessen? Wenn er nicht käme, wäre das wohl der beste Beweis dafür. Vielleicht gab es sogar ein anderes Mädchen drüben in Toronto. Ganz bestimmt. Es war doch wirklich zu dumm von ihr, sich überhaupt Gedanken um ihn zu machen! Schluss jetzt damit! Wenn er kam, schön und gut. Es wäre dann ja doch nur ein Höflichkeitsbesuch von ihm, nachdem er öfter auf Ingleside zu Gast gewesen war. Und wenn er nicht kam, auch schön und gut. Was machte das schon. Niemand würde ihm deswegen böse sein. Also wozu die Aufregung. Nur die Ruhe bewahren. Dabei bekam Jims das Essen derart hastig und leichtsinnig hineingestopft, dass Morgan die Haare zu Berge gestanden hätten. Jims, der es gewohnt war, immer schön langsam einen Löffel nach dem anderen gereicht zu bekommen, gefiel das überhaupt nicht. Er protestierte, erreichte damit aber gar nichts. Rilla fühlte sich im Augenblick eindeutig überfordert in Bezug auf Kinderversorgung.
    Dann läutete das Telefon. Eigentlich war das nichts Ungewöhnliches. Auf Ingleside läutete das Telefon durchschnittlich alle zehn Minuten. Doch Rilla ließ Jims Löffel nun zum x-tenmal fallen - diesmal auf den Teppich - und hastete zum Telefon, als ob ihr Leben davon abhinge, ob sie als Erste am Apparat war oder nicht. Jims, der jetzt mit seiner Geduld am Ende war, verzog das Gesicht und brüllte los.
    »Hallo, ist dort Ingleside?«
    »Ja.«
    »Bist du es, Rilla?«
    »Ja - ja.« Konnte Jims denn nicht mal einen Augenblick lang den Mund halten! Wieso kam denn keiner herein, um ihn zu beruhigen?
    »Weißt du, wer dran ist?«
    Als ob sie das nicht wüsste! Als ob sie diese Stimme nicht immer und überall wieder erkennen würde!
    »Ken. Habe ich Recht?«
    »Richtig. Ich würde gern auf einen kurzen Besuch nach Ingleside kommen. Geht es heute Abend?«
    »Ja, natürlich.« Wollte er nun sie besuchen oder alle? Was hatte Ken jetzt gesagt? Oh, sie hätte diesem Jims den Hals umdrehen können!
    »Rilla, kannst du dafür sorgen, dass nicht mehr als ein paar dutzend Leute um uns herum sind? Du verstehst, was ich meine? Ich kann mich hier nicht so deutlich ausdrücken.« Und ob sie verstand, was er meinte! Und ob sie das verstand! »Ich versuche es«, sagte sie zitternd.
    »Ich komme dann so gegen acht. Bis dann!«
    Rilla hängte den Hörer ein und lief auf Jims zu. Aber sie

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