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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Spur blasser. »Warum fragst du das?«
    »Weil ich kein Betrüger sein will. Weil ich dich liebe. Weil ich weiß, daß du mich auch liebst und weil man sich nicht dauernd selber belügen kann.«
    Laura lehnte sich an ihn. Müde fühlte sie sich plötzlich. Müde, schwach und elend. »Schau, es wäre sehr einfach, wenn ich meinen Mann hassen würde oder wenn er mir gleichgültig wäre. Aber Viktor bedeutet mir etwas, er bedeutet mir viel. Ich habe sonst niemand auf der Welt. Nur ihn.«
    Irgendwo schlug eine Turmuhr. Norman hielt Laura jetzt fest, so, als wollte er sie für immer behalten.
    »Weißt du, Viktor ist heute gar nicht da. Er ist nach Berlin geflogen. Schon auf dem Flughafen habe ich an dich gedacht. Aber jetzt, Richard, jetzt, wo du mich festhältst – jetzt muß ich an ihn denken.« Laura drehte sich um. Tränennaß war ihr Gesicht. »Warum sagst du nichts? Eine Frau liebt zwei Männer … Hast du nie eine Patientin mit diesem Problem gehabt?«
    »Doch.«
    »Und? Was hast du ihr geraten?«
    »Zu warten. Bis sie eines Tages weiß, wen sie mehr liebt.«
    Sie griff nach ihrer Handtasche. Laura Normann – ein fremder Gedanke. Oder spielte sie schon mit ihm? Begann sie sich schon vertraut zu machen mit ihm? Nein. Nein. Nein.
    Sie hatte auf einmal Sehnsucht, in Viktors Arme zu fliehen. Du wirst mir helfen, Viktor. Du mußt mir helfen. Was weiß ich schon von Richard Normann. Nicht einmal seinen Geburtstag, nichts aus seinem Leben, nichts von seinen Frauen. Ich kenne ihn nicht. Er ist ein Fremder für mich.
    »Komm, Laura, ich bringe dich zu deinem Wagen.«
    Sie verließen zusammen die Praxis. Es ließ sich nicht vermeiden, daß sie sich ansahen. Auf dem Weg zum Lift, draußen auf der Straße. Er legte den Arm um sie, der Fremde.
    Und es war Wahnsinn, Qual und Glück zugleich, seine Nähe zu spüren.
    Es gibt Augenblicke im Leben, da verliert man den Boden unter den Füßen. Es gibt Augenblicke, da stürzt die Welt zusammen, die man sich aufgebaut hat.
    Viktor Riffart erlebte diesen Augenblick in einer Toreinfahrt. Eine Stunde hatte er schon gewartet, eine volle Stunde hatte er sich mit langsam in sein Gehirn eintröpfelnden Zweifeln herumgeschlagen.
    Der Augenblick, der die Zweifel zur Gewißheit und ihn zu einem blinden, übertölpelten Ehemann machte, vollzog sich wie eine Zeitlupenaufnahme.
    Nicht etwa schnell und flüchtig – nein, ganz bewußt, langsam und zärtlich küßte Laura diesen Doktor Richard Normann. Nicht gleich, als sie beide aus der Haustür auf die Straße traten, aber jetzt, vor ihrem Wagen.
    Viktor wußte, daß er kalkweiß im Gesicht war. Wut, Haß, Liebe, Verzweiflung, in einer einzigen Sekunde überfiel ihn das alles. Er wollte mit seinen Fäusten zuschlagen, wollte alle Schimpfwörter der Welt diesen beiden da drüben ins Gesicht schleudern.
    Diesen beiden. Seiner Frau und dem Arzt, der sie behandeln sollte. Mit einem Eheproblem, mit einem Schlafzimmergeheimnis hatte er sich vertrauensvoll an ihn gewandt, sich ihm ausgeliefert, ihn gebeten, auf Laura aufzupassen. Und dieser dreckige Kerl hatte sich ein billiges Vergnügen daraus gemacht.
    »Laura, Liebling, du bist ja gar nicht frigide, du bist sogar eine Wucht an Zärtlichkeit.«
    »Richard, Liebling, kannst du es nicht mal meinem Mann erklären, wie man es richtig macht?«
    Hatten sie das gesagt? Hatten sie das miteinander gesprochen? Und gelacht dabei? Er hörte sie in dieser Minute, hörte und sah sie.
    Wie ein Dieb duckte er sich in die Toreinfahrt. Normann hielt ihr jetzt die Wagentür. Sie stieg ein, ihr Rock verschob sich etwas. Ein Stück mehr von ihren hübschen Beinen wurde sichtbar. Mein Gott, lächelte Normann etwa? In der Erinnerung an die schöne Stunde?
    Laura, die mir immer so sauber und rein erschien, so ganz anders als alle andern Frauen, Laura, die ich angebetet habe – hat sie einfach ihr Kleid abgestreift und sich auf die Couch gelegt?
    Und ich träume bloß noch von ihr. Ich, ihr Ehemann, rühre sie seit Wochen nicht mehr an. Ich zwinge mich zur Geduld, ich führe eine Josephsehe, ich denke, sie braucht Zeit. Ich wollte sie nicht verletzen.
    Laura rangierte den Wagen aus der Reihe der parkenden Autos heraus. Sie fuhr an Viktor vorbei, blond, schön, den Kuß des anderen auf den Lippen, den Geruch des anderen auf ihrer Haut.
    Viktor hatte zum letztenmal vor siebzehn Jahren geheult. Jetzt war er wieder nahe daran. Meine Frau sieht aus wie ein Engel, aber sie ist eine Hure. Sie fährt jetzt heim, zieht sich aus,

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