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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verheiratet.«
    Es klang sicher bitter, so wie sie es sagte. Aber die alte Frau Helmer hatte dafür bestimmt kein Ohr. Sie wußte nichts von Eheschwierigkeiten. Ihrer Meinung nach war die Ehe ihres Sohnes in schönster Ordnung.
    In der Straßenbahn setzte sich Stephi ans Fenster. Sie war tatsächlich beim Friseur gewesen, hatte Make-up verwendet, und sie trug das weiße Jerseykleid, von dem Martin immer behauptete: »Das steht dir am besten.«
    Ja, Oma, dachte sie, ich habe wirklich etwas Besonderes vor. Zuerst gehe ich zu der Frau, mit der mich Martin betrügt. Aber mach dir nur keine Gedanken, Oma, wir sind ja gut verheiratet.
    Sie dachte an die Auseinandersetzung mit ihrem Mann, kürzlich in der Nacht. Sie war nicht vom Geräusch des Schlüssels aufgewacht, mit dem er leise die Wohnungstür aufsperrte. Sie hatte schon lange wachgelegen. Und sie wußte, daß es halb vier war.
    Sie hörte ihn ganz genau, wie er ins Bad kam, wie das Wasser eine Weile lief, wie er dann ins Kinderzimmer ging, das Licht anknipste, wieder ausknipste. Ja, an seiner kleinen Tochter hing er, das konnte ihm niemand absprechen.
    Die Rolläden waren heruntergelassen, also war es ganz dunkel im Schlafzimmer. Er kam fast geräuschlos herein, zog seinen Pyjama an, kroch unter die Bettdecke.
    Es war Stephi vorgekommen, als sei mit ihrem Mann der Geruch der andern Frau ins Schlafzimmer geweht. Fast übel wurde ihr davon. Sie fühlte das Blut in ihr Gesicht steigen bei der Vorstellung, wie es gewesen sein könnte.
    »Wo warst du so lange, Martin?« hatte sie aus der Dunkelheit heraus mit einer heiseren Stimme gefragt.
    »Beim Kegeln, und danach sind wir noch ein bißchen abgesoffen. Ich bin müde jetzt. Gute Nacht.«
    »Du warst nicht beim Kegeln, Martin. Deine Freunde haben auch keine passende Ausrede gewußt, als ich auftauchte.«
    Seine Stimme hatte plötzlich einen gereizten Klang bekommen. »Jetzt ist es also soweit, daß du mir nachspionierst, wie?«
    »Was erwartest du denn? Vertrauen?«
    »Na schön, Liebling. Ich war nicht beim Kegeln. Weil ich mal andere Gesichter sehen wollte …«
    »Du kannst dir weitere Lügen ersparen«, unterbrach sie ihn, »ich weiß, wo du warst. Muschi nennst du sie, nicht wahr? Und sie wohnt in der Waltherstraße. Vor ihrem Haus stand auch dein Wagen.«
    Nur der Wecker tickte in der Dunkelheit. Und seine Ziffern leuchteten. Martin Helmer kramte im Dunkeln nach seinen Zigaretten. Er steckte sich eine an, ein Zündholz flammte auf, ein glühender Punkt blieb zurück.
    »Du betrügst mich«, sagte sie. »Oder willst du es etwa leugnen?«
    Er schwieg noch immer.
    »Feige bist du auch noch.«
    Jetzt erst antwortete er. Und er antwortete kalt und brutal: »Ich frage mich, Liebling, wie du eifersüchtig sein kannst auf etwas, was du gar nicht haben willst.«
    Tränen rannen ihr übers Gesicht, brannten auf der Haut. Sie war sicher totenblaß geworden. »Martin, ich habe immer noch nicht begriffen, wie gemein du sein kannst. Ich dachte immer, es gibt noch etwas zwischen uns …«
    Er richtete sich im Bett auf, legte die Zigarette weg. »Mach mir jetzt nichts vor. Du bist wie eine aus Glas. Wenn man dich richtig anrührt, dann heißt es: ›Nicht so fest, du tust mir weh!‹«
    Sie wollte etwas sagen, aber er ließ sie gar nicht zu Wort kommen: »Verdammt nochmal, sei doch ehrlich zu dir selbst! Was kann es dir schon ausmachen, wenn ich außer Haus gehe? Mit Liebe hat das nichts zu tun, das schwöre ich dir.«
    Stephi hatte es nicht mehr ausgehalten, war aus dem Bett getaumelt, hatte zitternd vor Wut und Scham geschrien: »Es fehlt nur noch, daß du jetzt von unserer Liebe redest!«
    »Warum nicht? Ich arbeite die Woche über für dich und die Kleine, und Vertreter haben's heute schwer. Ich verkaufe mehr Waschmaschinen als jeder andere im Bezirk. Oder kannst du dich über dein Leben beklagen?«
    Ja, das hatte ihr Mann tatsächlich gesagt. Sie war hinausgelaufen, hatte die Badezimmertür hinter sich geschlossen und in den Spiegel geblickt. Unter dem Nachthemd zeichneten sich ihre schmalen Schultern, ihre kleinen Brüste, ihr knabenhafter Körper ab. Lange hatte sie dann geheult und sich nur langsam beruhigt.
    Mit Liebe, hatte er gesagt, hat das nichts zu tun. So einfach ist das für einen Mann. So leicht haben es die Männer. Und die Frauen so schwer.
    Jetzt stand sie in der Waltherstraße.
    Vor dem großen, anonymen Appartementhaus zögerte sie.
    Eine Ehefrau soll um ihren Mann kämpfen, heißt es, nicht wahr? Ich gehe

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