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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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macht mich unruhig, kribbelig, sie beschleunigt mein Blut.
    Soll ich etwa davon reden? Soll ich Ellen fragen, ob sie sich vorstellen kann, daß man zwei Männer lieben kann? Daß man hin- und hergerissen wird wie ein Stück Treibholz?
    »Ich möchte Ihnen jetzt eine Frage stellen«, sagte Richard unvermittelt, »die Sie sehr spontan beantworten sollen. Stellen Sie sich vor, ich sei so etwas wie der liebe Gott, und ich könnte Ihnen einen Wunsch erfüllen, einen einzigen. Was würden Sie sich da jetzt wünschen?«
    Am schnellsten antwortete Stephi, die Selbstmordkandidatin, die von ihrem Mann betrogen worden war: »Ich möchte ein Mann sein.«
    Ellen, die verwöhnte Konsulsfrau, sagte: »Ich möchte eine Tarnkappe haben.«
    Helga, die heimliche Stripteasetänzerin, zuckte die Schultern: »Ich möchte noch einmal geboren werden.«
    Laura Riffart fühlte alle Blicke auf sich gerichtet. Sie zögerte, ehe sie antwortete: »Ich möchte meine Mutter wiederhaben.«

Mit diesen Antworten war es nicht getan. Richard forschte nach; er versuchte, sie einzukreisen; er forderte zur Diskussion auf. Tatsächlich fiel ein Stück Fremdheit von ihnen ab.
    »Warum möchten Sie ein Mann sein, Stephi?«
    »Ich finde, Männer haben es leicht im Leben, sie können alles nebeneinander verwirklichen, einen Beruf, eine Frau, Kinder, ein Familienleben, Freunde, eine Geliebte …«
    Die Aussagen wurden allmählich persönlicher. Man bekam eine Ahnung vom Leben des andern. Erste Bruchstücke setzten sich zusammen. Nichts von dem, was später aus ihnen herausbrechen würde, aber doch schon ein leiser Anfang. Auch die Namen fielen schon quer über den Tisch, begannen, einem vertraut zu werden: Ellen, Helga, Stephi.
    Ja, Laura erzählte plötzlich von ihrer Mutter. Seit drei Jahren war sie tot, ganz plötzlich, bei einer harmlosen Operation gestorben. Jetzt kehrte das Bild der Mutter in dieses Zimmer zurück, die Worte, die sie Laura als fünfzehnjährigem Mädchen mit auf den Weg gegeben hatte: »Laura, du wirst dich bald verlieben. Und ich möchte dir sagen, daß Liebe etwas ganz Wunderbares ist. Viel zu schade, um wahllos ausprobiert zu werden. Es muß der Richtige sein, Laura …«
    Der Richtige. Woran erkennt man ihn? Was hat man falsch gemacht? Dürfen die Dämme einfach brechen, wenn der Richtige zu spät kommt?
    Laura bekam allmählich das Gefühl einer unerträglichen Spannung. Der heiße Wunsch, mit Richard allein zu sein, erfüllte sie. Ein paar Minuten nur und gar nichts reden.
    Oder doch reden. Aber nicht mehr lügen. Die Wahrheit aussprechen: »Richard, wir lieben uns, allem zum Trotz lieben wir uns.«
    Ellen, die reiche Konsulsfrau, zündete sich eine Zigarette nach der anderen an. Sie sah wirklich krank aus, schien am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Wozu hatte sie sich wohl eine Tarnkappe gewünscht? Wozu wollte sie unsichtbar sein?
    Sie sprach jetzt auch über ihre Kindheit, die Kindheit eines reichen, armen Mädchens. Ihre Eltern hatte sich früh scheiden lassen. Sie lebte bei ihrem Vater, an die Mutter erinnerte sie sich kaum. Sie erinnerte sich nur an Kindermädchen, an Erzieherinnen, an Haushälterinnen, an wechselnde Freundinnen ihres Vaters.
    Als die Sitzung gegen halb zehn endete, als sie sich alle brav erhoben und nach ihren Handtaschen griffen, da dachte Laura plötzlich: Ich möchte alles, nur nicht gehen. Ich möchte, daß er mich bittet, hier zu bleiben. Ich möchte, daß er alle Vorsicht vergißt, alle Tarnung. Ich will keinen Arzt mehr in ihm sehen, und ich will keine Frau mehr um ihn sehen. Ich will, daß er mir gehört, ich bin eifersüchtig, ich bin verrückt.
    »Laura, ich möchte Sie noch einen Moment allein sprechen.«
    Als sie schon alle an der Tür waren, da sagte er diesen einen Satz. Sie war glücklich darüber. Und sie gab den andern die Hand: »Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen, auf Wiedersehen.« Dreimal blickte sie in forschende Augenpaare, in allen waren Spuren von Mißtrauen. Ja, sie wußte, Frauen sind hellhörig, haben einen sechsten Sinn, eine feine Witterung für zwischenmenschliche Beziehungen.
    Aber es war ihr egal. Und es war ihm egal. Die Tür war noch nicht richtig ins Schloß gefallen, da sanken sie sich schon in die Arme, endlich erlöst, endlich zusammen.
    Es stand zwar am Flughafen ein Omnibus für die ankommenden Fluggäste bereit, aber Viktor Riffart winkte einem Taxi. Er wollte Laura abholen. Bestimmt war seine Frau noch bei dem Psychiater Dr. Normann.
    »Wohin

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