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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sprechstunde?
    »Sie sind in letzter Zeit verändert, Stephi«, begann Dr. Normann das Gespräch. »Sie sind hübscher geworden, weiblicher. Ich freue mich darüber. Hat es Ihr Mann auch bemerkt?«
    »Ja«, schluckte sie, »Martin ist jetzt sehr nett zu mir, es ist wie am Anfang unserer Ehe. Und doch muß ich noch etwas falsch machen, Herr Doktor.«
    Er kam ihrem Geständnis zuvor: »Ich weiß, was Sie sagen wollen. Sie wollen sagen: Ich fühle immer noch nichts, ich bin immer noch frigid.«
    Sie nickte nur.
    »Und deshalb fangen Sie jetzt an zu zweifeln?«
    »Ja. Weil ich doch jetzt alles einsehe, alles begreife. Weil ich meinem Mann jetzt wirklich eine Frau sein will, eine Geliebte …«
    »Stephi, jetzt dürfen Sie die Geduld nicht verlieren! Die Bewältigung eines seelischen Problems ist ein Prozeß mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende.« Er machte eine Pause, dann sagte er: »Sie befinden sich jetzt mitten in diesem diffizilen Prozeß. Sie blühen auf. Und am Ende wird sich auch Ihr Körper darauf einstellen, er wird seinen Widerstand aufgeben …«
    »Aber, Herr Doktor, ich leiste doch gar keinen Widerstand mehr! Ich verführe meinen Mann schon mehr als er mich.«
    Dr. Normann mußte lächeln. »Sie wollen zu viel auf einmal gutmachen. Dabei verkrampfen Sie sich noch immer, lauern geradezu darauf, ob es heute klappen wird oder ob es nicht klappen wird – und das ist falsch!«
    Stephi Helmer blieb stumm.
    »Was Sie tun müssen, ist: sich hingeben, auf nichts warten, sich loslösen von allen Gedanken. Denken Sie nicht an sich und Ihr Problem, sondern denken Sie nur an Ihren Mann, an das, was Sie ihm geben.« Er sprach noch lange mit ihr, und irgendwie gab er ihr auch wieder die Hoffnung zurück.
    Auf der Straße lächelte sie einen wildfremden jungen Mann an, der sich daraufhin gleich dreimal nach ihr umdrehte.
    Na, und so was will eine frigide Frau sein! Stephi schüttelte den Kopf über sich selbst.
    Nach vierzehn langen Stunden der Ungewißheit und des Wartens stieg Laura jetzt vor dem Klinikgebäude aus dem Taxi. Die Nacht war Tag geworden. Ein heller, freundlicher Nachmittag.
    Zuerst lief Laura über die Straße, in den Blumenladen.
    »Was darf es denn sein?« fragte eine rundliche alte Frau.
    Laura deutete auf einen Kübel. »Die Rosen hier.«
    »Wieviel Stück?«
    »Alle.«
    »Das sind mindestens dreißig.«
    »Das macht nichts«, lachte Laura.
    Sie konnte es kaum erwarten, bis die alte Frau die Blumen in Seidenpapier geschlagen hatte. Viktor, dachte sie, du wirst sicher wieder ganz gesund werden. Und wir werden wieder zusammenfinden. Diesmal für immer.
    Der Portier der Klinik schaute sie ob der vielen Rosen ein wenig verblüfft an. »Frau Riffart, die neurochirurgische Abteilung ist im zweiten Stock, links durch die Glastür. Herr Oberarzt Dr. Lüth erwartet Sie.«
    Lüth war nicht allein. Zwei Männer in weißen Mänteln standen neben ihm. Sie sahen alles andere als fröhlich aus.
    »Ist was passiert?« fragte Laura voller Angst und böser Ahnungen.
    »Liebe gnädige Frau!« Der Oberarzt suchte nach Worten. »Ich habe Ihnen am Telefon nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wir müssen Sie auf die Begegnung mit Ihrem Mann erst vorbereiten …«
    Vor Schreck konnte Laura sekundenlang nicht sprechen. Was bedeutete die Bemerkung des Oberarztes? Was war mit Viktor? Unsicher sah sie die drei Ärzte der Klinik an, die vor ihr standen. Zwar bewegten sich Lauras Lippen, aber kein Wort war zu hören.
    »Ihr Mann ist zu sich gekommen«, sagte Dr. Lüth jetzt. »Er wird Sie auch erkennen – aber er hat gewisse Bewußtseinsstörungen. Zum Beispiel erinnert er sich überhaupt nicht daran, daß er einen Unfall hatte. Es ist dies ein Vorgang, den wir nach Schädelverletzungen häufig erleben.« Er machte eine kleine Pause, bevor er fortfuhr: »Ihrem Mann scheint darüber hinaus ein größeres Stück Vergangenheit abhanden gekommen zu sein, es fehlen in seiner Erinnerung Tage, sogar Wochen.«
    Laura hatte das Gefühl, daß alle im Zimmer sie jetzt scharf beobachteten.
    »Er weiß kein Datum. Auch nicht ungefähr. Wir hätten ihm einreden können, daß es Januar ist und daß es draußen schneit.«
    Laura kam sich noch immer wie gelähmt vor. Die Stimme von Dr. Lüth hörte sie wie hinter einer Wand.
    »Versetzen Sie sich bitte in die Lage Ihres Mannes. Wichtige Aufzeichnungen seines Gedächtnisses sind gelöscht worden. Er hat Erinnerungen verloren, die guten und die bösen.«
    »Die Scheidung, unsere bevorstehende

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