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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Scheidung …« Laura stotterte. »Sie meinen, das könnte er auch vergessen haben?«
    »Seinem Verhalten nach müssen wir das annehmen«, antwortete der Stationsarzt, der sich jetzt zum erstenmal in das Gespräch einschaltete.
    »Ich kann das einfach nicht glauben.«
    »Sie werden es erleben.«
    »Aber – wir haben schon lange nicht mehr zusammengewohnt, Herr Doktor –«
    »Das ist die Realität, gewiß. Aber die fehlt eben Ihrem Mann. Seine Erinnerung setzt da ein, wo Sie noch glücklich waren, verstehen Sie das?«
    »Ja«, sagte sie, »ich verstehe.«
    Es war eine Weile still im Zimmer.
    Dr. Lüth ergriff schließlich wieder das Wort. »Eine Illusion natürlich, Frau Riffart. Eines Tages platzt sie. Das Gedächtnis funktioniert wieder, die Erinnerungen kehren zurück.«
    Laura starrte ihn an. »Und was erwarten Sie jetzt von mir?«
    »Die nächsten Tage Ihres Mannes werden sehr kritisch sein. Der Eingriff war schwer. Wie er ihn überstehen wird, kann auch davon abhängen, wie lange die Illusion bleibt.«
    Laura preßte die Rosen an sich, die sie mitgebracht hatte, und merkte gar nicht, daß sie weinte. »Dabei liebe ich ihn«, flüsterte sie.
    Der dritte Arzt im Zimmer, der bisher kein einziges Wort gesprochen hatte, reichte ihr ein Taschentuch. »Sie dürfen nicht weinen, Frau Riffart. Sie müssen ihm ja Mut machen!«
    »Herr Riffart, Ihre Frau ist da!« Die Stimme der Schwester kam aus dem Dunkel des Zimmers.
    Viktor Riffart war schrecklich müde. Es kostete ihn große Anstrengung, jetzt die Lider zu heben. Als er gleichzeitig seinen Kopf ein wenig drehen wollte, mahnte ihn schon die Schwester: »Sie müssen ganz ruhig liegen bleiben.«
    Als Laura sich zu ihm herunterbeugte, versuchte er zu lächeln. »Schön, daß du da bist, Laura.«
    »Weißt du, die Ärzte haben mich nicht früher hereingelassen zu dir.«
    Er sah, wie die Schwester die Vase mit den Rosen auf den Tisch stellte. Sie trat dann etwas zurück, blieb aber im Zimmer. Und er dachte: Es muß mich ja ganz schön erwischt haben, wenn sie alle ein so feierliches Theater machen.
    »Wie ist es nur zu diesem Unfall gekommen?« forschte er. »Wohin wollte ich überhaupt fahren, weißt du das?«
    »Denk jetzt nicht daran, Viktor, bitte!«
    Er sprach dennoch weiter. »Daß man das alles vergessen kann. Verstehst du das?«
    »Es kommt von der Erschütterung«, antwortete sie. »Du bist immerhin gegen eine Mauer geprallt.«
    »Na ja, das schon – aber ich kann ganz normal denken. Soll ich dir zum Beweis ein paar Telefonnummern aufsagen? Ich habe sie alle im Kopf.«
    »Du sollst jetzt gar nichts aufsagen, Viktor.«
    Er sah sie zum erstenmal lächeln. »Hast du mit dem Essen auf mich gewartet?« fragte er.
    »Wann?«
    »Gestern … Wann denn sonst?«
    »Ja.«
    »Und durch wen hast du es erfahren?«
    »Durch die Polizei.«
    Scheußlich, dachte er. Und sie sieht auch ganz danach aus. Da hat man schon den Tisch gedeckt, freut sich – und dann steht ein Fremder draußen, und es heißt: »Tut mit leid, Frau Riffart, Ihr Mann ist schwer verunglückt …« Er sagte: »Warum erzählst du mir nichts, Liebling?«
    »Weißt du, Viktor, ich bin auch ein bißchen durcheinander«, entschuldigte sie sich.
    »Wann haben wir uns zum Beispiel zum letztenmal gesehen?« Er versuchte sich zu konzentrieren. »Komisch, mir ist es, als hätten wir uns lange nicht gesehen – ein Gefühl, das ich gar nicht beschreiben kann.« Er fing einen Blick von ihr auf, den er nicht verstand. »Wo haben wir gefrühstückt, in der Küche?«
    »Ja.«
    »Weiter«, drängte er ungeduldig. »Was für ein Kleid hast du angehabt?«
    »Das … das Rotgestreifte«, antwortete sie.
    »Daran erinnere ich mich, an das Kleid – aber nicht an das Frühstück. Was für einen Prozeß habe ich zuletzt gehabt?«
    Er sah plötzlich Tränen in ihren Augen. »Laura, nicht«, bat er. »Schau, du mußt mir doch helfen, meine Vergangenheit wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Ja, Viktor, aber nicht jetzt«, beschwor sie ihn. »Das ist doch gar nicht so wichtig. Das fällt dir dann alles wieder von selbst ein.«
    »Du hast recht«, gab er zu. »Hauptsache, ich habe dich nicht vergessen.«
    Er wunderte sich über seine Unruhe, die ihn pausenlos zwang nachzudenken. So, als ob ihn jemand fragte: »Viktor, was war gestern? Viktor, wo warst du überhaupt in letzter Zeit?« Es war eine Unruhe, die ihn merkwürdig quälte. So schwach und schwindlig fühlte er sich plötzlich. Er konnte die Augen gar nicht mehr aufhalten.
    »Du

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