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Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit

Titel: Zum Frühstück kühle Zärtlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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danach wird man oft gefragt. Von verheirateten Frauen: »Aber, Fräulein Anderssen, warum haben Sie eigentlich nie geheiratet?« Die Antwort ist immer gleich. Man setzt ein hochmütiges Gesicht auf und sagt vieldeutig: »Die Freiheit hat auch ihre Vorzüge.«
    Der Film war leider nicht besonders gut. Dafür tat sich links neben ihr einiges. Das Mädchen mit den Ponyfransen und dem kessen Minirock war höchstens siebzehn. Sie küßte mit geschlossenen Augen und hatte nichts dagegen, daß die Hand ihres jungen Freundes über ihren Körper tastete.
    Nur einmal, gegen Ende des Films, flüsterte sie erregt: »Nicht, Paul, bitte nicht …«
    Helga fühlte, wie ihr Mund trocken wurde. Mit siebzehn hatte sie die Männer gehaßt. Jede Berührung war ihr entsetzlich vorgekommen. Ein Kindheitstrauma, Produkt einer falschen Erziehung. Der Psychiater hatte es ihr erklärt.
    Sicher hatte er recht – aber wie sich davon befreien? Vielleicht wäre ich jetzt gar keine so schlechte Geliebte, vielleicht könnte ich mich hingeben. Einem Mann, den ich liebe, einem Mann, der mir die Angst nimmt.
    Eine turbulente Nacht empfing sie draußen. Nacht in der Großstadt, Samstagnacht.
    Sie ging die Straßen entlang, blickte in hell erleuchtete Schaufenster. Musik drang manchmal an ihr Ohr, aus Kneipen, Tanzdielen, Bars. Ein Betrunkener rempelte sie an: »He, Puppe, wie wär's mit uns beiden?«
    Danke, dachte Helga. Für heute ist mein Bedarf gedeckt. Ich fahre jetzt nach Hause, in mein ach so süßes Appartement. Ich trinke noch was, lege eine Platte auf und versuche, nicht das heulende Elend zu bekommen.
    Als Helga Anderssen im zweiten Stock aus dem Lift stieg, sah sie den Mann. Er bot einen etwas merkwürdigen Anblick: Wütend warf er sich mit dem Gewicht seines Körpers gegen eine Tür, die aber nicht nachgab. Als er das Klappern ihrer Absätze hörte, richtete er sich auf und sah Helga an.
    Er trug nur eine Flanellhose und ein offenes Sporthemd. Er mochte so Mitte Dreißig sein. Und er fing plötzlich zu lachen an. »Erschrecken Sie nicht«, sagte er. »Ich bin kein Einbrecher. Ich wollte nur meinen Papierkorb in den Müllschlucker leeren und hab' mich dabei 'rausgesperrt.«
    Helga mußte unwillkürlich auch lachen. »Hoffentlich steckt der Schlüssel nicht von innen.«
    »Genau das tut er«, antwortete der Mann.
    Sie betrachtete ihn genauer. Er gefiel ihr auf Anhieb: Er hatte ein männliches Gesicht, ein bißchen zerknittert und sonnenverbrannt. Nur eines wunderte sie: Er war ihr direkter Nachbar, und sie hatte ihn noch nie gesehen.
    Möglich, daß er ihre Gedanken erriet, denn er sagte: »Ich bin viel im Ausland, nur selten hier, wissen Sie.« Und dann machte er die Andeutung einer Verbeugung. »Ich heiße übrigens Gerson, Werner Gerson.« Ihren Namen las er am Türschild. »Und Sie sind Fräulein Anderssen!«
    Er hatte dunkle Augen. »Schade, so eine nette Nachbarin – und jetzt kann ich Sie nicht einmal zu einem Drink einladen.«
    Komisch, es klang alles so selbstverständlich. Sie sperrte die Tür ihres Appartements auf und blieb zögernd stehen. »Was wollen Sie denn jetzt machen, Herr Gerson?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich bin tatsächlich in einer blöden Lage. Schlosser kann ich so kurz vor Mitternacht bestimmt keinen auftreiben. Und mein Geld ist auch drin, sonst könnte ich in ein Hotel fahren …«
    Was hatte sie nur? Sie war so ganz anders als sonst. »Kommen Sie«, sagte sie. »Ich kann Sie ja nicht da draußen stehen lassen.«
    Er wehrte nicht ab, er verzichtete auf Floskeln wie: »Bitte, machen Sie meinetwegen keine Umstände.« Er trat ganz einfach ein, blickte sich um. »Hübsch haben Sie es.« Danach öffnete er die Tür zu dem kleinen Balkon, trat hinaus, schätzte die Entfernung zum Nachbarbalkon ab. »Ob ich da hinüberklettern kann?«
    Helga schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Sie werden sich doch nicht wegen einer zugeschlagenen Tür den Hals brechen wollen!«
    »Haben Sie einen Vorschlag, wo ich den Rest der Nacht verbringen kann?« fragte Werner Gerson.
    Sie spürte seinen Blick bis auf die Haut. Und eine Sekunde lang dachte sie auch: Nebenan brennt gar kein Licht. Aber wenn man zum Müllschlucker geht, läßt man doch das Licht brennen …
    Nur eine Sekunde lang dachte sie das. Dann sagte sie mit einer Stimme, die forsch und natürlich klingen sollte: »Bis der Schlosser morgen früh kommt, können Sie meinetwegen auf meiner Couch schlafen.« Sie wandte sich schnell ab nach diesen Worten, lief in die

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