Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Einkaufszettel und fuhr mit der U-Bahn in die Stadt. Ich hatte vor, endlich auf andere Gedanken zu kommen. Ganz oben auf meiner Liste stand das Möbel-Forum. Hier hatten vor Urzeiten Peter und ich schon unsere Einrichtung erstanden, nun konnte ich getrost meinen eigenen Geschmack ausleben. Ich freute mich darauf. Ich freute mich auf Abwechslung, da Paul und Kerstin noch immer in meinem Kopf herum spukten. Was hatten sie nur auf der Polizeidienststelle gewollt?
Begleitet von plänkelnder Fahrstuhlmusik fuhr ich mit dem Lift in die dritte Etage des Möbel-Forums Steglitz. Ich suchte den Zettel mit dem Grundriss meiner Wohnung, damit ich wusste, wie sich die Abmaße meines neuen Bettes und der Rest der Inneneinrichtung gestalten durften, als mich auch schon der Mitarbeiter des Monats freudestrahlend begrüßte.
„Wie kann ich Ihnen denn helfen?“, breitete der vor Arbeitseifer strotzende Möbel-Forum-Mitarbeiter seine Arme nach mir aus und zog mich in seinen Bann. Auf seinem Namensschild stand tatsächlich „Franz Kanz“ und schon begab ich mich vertrauensvoll in seine fachmännischen Hände. Ich überreichte ihm feierlich die Kopie des Grundrisses meiner Wohnung und meinen Einkaufszettel vom Vorabend. Sofort flog Herr Kanz mit mir durch sämtliche Abteilungen und ließ erst von mir ab, als wir auch das letzte Nachttischchen in Sack und Tüten hatten. Ganze drei Stunden später war, bis auf den Kleinkram, meine Liste abgearbeitet und der gute Franz Kanz mutmaßlich provisionstechnisch um ein Monatsgehalt vermögender. Seine Kinder kamen in diesem Monat sicher in den Genuss mindestens einer Playstation! Ich hatte alles bekommen: Mein französisches Wasserbett, samt Nachttischchen, einen Kleiderschrank und eine Kommode. Außerdem war ich nun stolzer Besitzer einer Viersitzercouch nebst Recamiere und Sessel, inklusive Wohnzimmertisch in Baltimore-Wallnuss-weiß-Optik. Franz Kanz erwähnte ständig das Wort multifunktional und ich wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte. Aber sofort kamen mir Theas Kamasutra- Ausschweifungen in den Sinn. Warum, wurde mir auch nicht so recht bewusst. Wahrscheinlich wegen der Multifunktionalität. Ich hatte mit Herrn Kanz einen Liefertermin vereinbart und da mein Budget noch nicht erschöpft war, orderte ich sämtliches Mobiliar per Express. Ob der vielen Möbel und des Multifunktionellen schwirrte mir der Kopf. Den Rest der Sachen würde ich ein anderes Mal besorgen. Ich war zutiefst verwundert über die Tatsache, wie rasant man ein neues Leben beginnen konnte, wenn man nur wollte, wenn man nur bereit dazu war.
Fix und fertig stand ich mit schmerzenden Füßen im Steglitzer Möbel-Forum- Fahrstuhl mit derselben plänkelnden Musik im Ohr wie vor drei Stunden, als mein Handy klingelte. Ich kramte es hervor und lugte aufs Display. Lutz. Ich klappte den Deckel auf.
„Hallo Lutz, mein Lieber“, begrüßte ich ihn gut gelaunt.
„Hallo Paula, ich wollte fragen, ob es dir recht wäre, wenn ich dich heute besuchen käme.“ Er räusperte sich. „Wie ich ja schon erwähnt habe, wollte ich doch noch etwas Wichtiges mit dir besprechen“, wiederholte Lutz sein Anliegen und ich überlegte angestrengt, was er denn mit mir zu bereden hätte... Wichtiges?!
„Okay, wir können uns ja treffen, aber wenn möglich, nicht in meiner neuen Wohnung, da steht noch überhaupt nichts drin. Hast du vielleicht Lust, irgendwo eine Kleinigkeit essen zu gehen?“, schlug ich vor, da ich merkte, wie mein Magen knurrte. „Dieses Mal bezahle ich auch“, schob ich rasch hinterher.
„Ja gerne, gute Idee, woran hattest du denn gedacht?“ Ich überlegte. „Kennst du das chinesische Restaurant in der Grunewaldstraße?“, fragte ich. „Ja, den kenne ich. Wollen wir uns gleich dort treffen? Ich habe heute frei und hätte gerade Zeit.“ Da ich von meiner Einkaufssession völlig erledigt und ausgehungert war, willigte ich ohne zu zögern ein. Schnurstracks machte ich mich auf den Weg ins Restaurant. Während der Busfahrt schoben sich immer wieder die Bilder von Paul und Kerstin in meinen Hinterkopf. Die Tatsache, dass Kerstin ihn noch so innig umarmte und, dass Paul das zuließ, sprach mehr als dafür, dass die beiden noch tief füreinander empfanden. Oder interpretierte ich zuviel in die Umarmung? Eins war klar. Mir bereitete diese Umarmung fast körperliche Schmerzen. Ich musste mir selbst eingestehen, dass ich mir da nichts vormachen brauchte. Verärgert über meine starken Gefühle, straffte
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