Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
Vom Netzwerk:
raspelkurze Haare hatte. Es war noch nicht einmal Mittag, aber ich war jetzt schon am Höhepunkt meiner nervlichen Belastungsgrenze angelangt, obwohl ich noch zwanzig Untersuchungskarten abzurechnen, die Wartung der Röntgengeräte zu beauftragen und ein Update der PC ́s zu sichern hatte, als plötzlich Annika in die Praxis trat, im Schlepptau ihre Oma. Moment mal! Mir blieb der Mund offen stehen. Das konnte doch jetzt wirklich nur noch ein schlechter Scherz von Herrn Schicksal sein. Annika hatte an ihrer kleinen unschuldigen Kinderhand „DIE KLAFERZE“. Wo war mein Riechsalz? Ich stand kurz vor einem Ohnmachtsanfall. Das war doch die Frau, die mir am Montag so unverschämt die Vorfahrt genommen hatte. Das sollte Pauls Mutter sein? Nicht nur, dass ich in letzter Zeit von einem Fettnapf ins Nächste trat. Jetzt musste ausgerechnet die Person, in dessen Gegenwart ich mich zu einer verbalen Unverfrorenheit hatte hinreißen lassen, die Mutter meines hoffnungslos Angebeteten sein. War ja klar, so wie der Tag schon anfing.
    Ich wappnete mich innerlich und war auf alles vorbereitet. Freundlich lächelnd kam sie auf mich zu. Ich starrte sie lediglich mit großen Augen fassungslos an und hoffte, dass sie mich nicht erkannte.
    „Guten Tag“, begrüßte mich Pauls Mutter höflich und Annika kam um den Tresen direkt in meine Arme geflogen.
    „Hallo Paula, wo ist denn meine Überraschung?“, kicherte sie ungeduldig. „Äh, ja guten Tag“, begrüßte ich Annikas Großmutter. Sie hatte dieselben blonden hochtoupierten Haare wie am Montag, trug heute aber einen hässlichen Strickpulli Marke Pfeffer und Salz, den jeder Viertklässler wahrscheinlich hätte selber stricken können. Mit Sicherheit war das der letzte Schrei aus irgendeiner sündhaft teuren Boutique. Mir lag auf der Zunge: „Wow, geschenkt bekommen? Oder tatsächlich dafür bezahlt?“, aber derartige Scherze wären jetzt sicherlich mehr als unangemessen gewesen. Also übte ich mich in Beherrschung. Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, dass Paul seine honigfarbenen Augen von seiner Mutter geerbt hatte. Auch ihre Nase und Lippen hatten dieselbe Form wie Pauls, insgesamt jedoch wirkte sie hagerer und natürlich auch älter. Man konnte aber heute noch erkennen, dass sie einmal eine bildhübsche Frau gewesen war.
    „Warte kurz Annika, ich bin gleich wieder da.“ Ich eilte zum Kühlschrank und tat eine große Portion Vanilleeis in eine Schüssel. Während ich Annika feierlich das Eis überreichte, musterte mich ihre Oma eingehend.
    „Sagen Sie? Sie kommen mir so bekannt vor. Kennen wir uns nicht von irgendwoher?“ Wieso ich jetzt an Kathy Bates in Misery dachte, konnte ich mir selbst auch nur schwer beantworten. Ich fasste mir ein Herz (nachdem ich mich ans Herz gefasst hatte).
    „Also, nicht dass ich wüsste...“, entgegnete ich betont lässig, „aber es ist kein Geheimnis und ich habe es auch schon des Öfteren gehört, dass ich ein Allerweltsgesicht habe“, log ich. Bevor ihr einfallen konnte, wieso ich ihr so bekannt vorkam, ließ ich beide im Wartezimmer Platz nehmen und vertauschte die Krankenakten so, dass sie als übernächstes aufgerufen wurden. Nun saßen die versonnen Eis schleckende Annika und deren Oma im gegenüberliegenden Wartezimmer, wobei Pauls Mutter mich weiterhin verstohlen musterte und sicherlich krampfhaft überlegte, wo sie mich einordnen sollte.
    Ich schickte ein Stoßgebet gen Himmel und ersuchte für Annikas Großmutter um partielle Amnesie. Und Gott erhörte mich wohl. Jedenfalls an diesem Tag wollte der guten Frau partout nicht mehr einfallen, wieso ich ihr so bekannt vorkam. Beim Betrachten der Röntgenbilder wurde diagnostiziert, dass Annikas Bruch ganz wunderbar verheilte. Ihr Gips wurde durch eine kleinere Gipsschale ersetzt und die amnestische Oma und die mit Vanille-Eis Vollgestopfte verabschiedeten sich freundlich von mir.
    „Puh“, entfuhr es mir vor Erleichterung, als beide die Praxis verlassen hatten. Das hatte ich hinter mich gebracht. Falls Oma Gabriel mich doch erkannt hatte, hatte sie sich jedenfalls nichts anmerken lassen. Das war sie mir bei ihrem fragwürdigen Fahrstil aber auch wirklich schuldig gewesen!
    An diesem Tag arbeitete ich die Pause hindurch und trotzdem kam ich erst gegen neunzehn Uhr aus der Praxis, da ich für Hanni und Lotta, die mich im Urlaub vertreten sollten, alles auf den neuesten Stand gebracht hatte. Ich schloss die Praxis ab und mir fiel ein, dass ich ja kein Fahrrad mehr hatte, das

Weitere Kostenlose Bücher