Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Hartmann, einem guten Nachbarn, zum Gassi gehen aus. Und wenn dieser kein Häufchen gemacht hatte, wusste sie zu berichten: „Den Gustav sein Lausbub wollte heute gar nicht kacken, der hat wohl seine Zeitung vergessen!“ Lausbub war heute fünfzehn Jahre alt und hatte inzwischen einen Hodentumor, weswegen die Nachbarskinder den Lausbub auf ,Dreiei‘ umgetauft hatten. Steffi und ich fanden das abscheulich, aber wir waren inzwischen ja auch erwachsen.
Mittlerweile führte Steffi den Blumenladen ihrer Eltern gewissenhaft weiter, während diese in der mallorquinischen Sonne ihr Erspartes verprassten. Gelegentlich, wenn es im Winter zu kalt wurde, holte Steffi mich in ihr Haus. Eigentlich hatte sie mir eigens ein Paula-Zimmer hergerichtet, in welches ich ursprünglich einziehen sollte, aber ich fühlte mich wohler im Wohnwagen. Außerdem wollte ich weder unsere Freundschaft noch Steffis Gastfreundschaft überstrapazieren. Abgesehen davon zog ich den Trailer ohnehin vor. Darin schliefen wir schon als Kinder in den Sommerferien und jedes Jahr wurde der Wohnwagen von Steffis Eltern generalüberholt und mit Kleinigkeiten wieder aufgepeppt. Was Susi betraf hatte Ilse-Dore natürlich auch etliche Vorbehalte, nur bei ihr kam ein Stück weit der Mitleids-Bonus zum Tragen. Susis Mutter war bei deren Geburt gestorben, weshalb sich Susi immer schuldig fühlte, aber deren Vater hatte wohl schnell einen würdigen Ersatz aufgetrieben und Susi wurde von Lola groß gezogen. Lola besaß eine Currywurstbude und wann immer es uns nach triefendem Fett gelüstete, ergatterten wir eine Currywurst samt Fritten Rotweiß, selbstredend gratis. Susi wurde dann während ihrer Ausbildung zur Krankenschwester schwanger von Eberhard, welcher schon zu Grundschulzeiten hinter ihr her war, wie der Teufel hinter der Seele. Und da Eberhard in Mannheim einen Job als Bühnentechniker fand, ging sie mit ihm nach Mannheim und gebar ihm einen Sohn namens Bono! Zwei Jahre später war dann Antje unterwegs. Sie legten wohl keinen übermäßigen Wert auf Verhütung. Jedenfalls hatten wir nach Antjes Geburt nur noch sporadisch Kontakt zu Susi. Unser Trio infernale wurde, wie zu Kindergartenzeiten, wieder zum Duo, was sich - wie sich heraus stellte - bald ändern sollte.
Kapitel 7
Als ich nach der Arbeit bei meiner Freundin eintraf, rührte sie schon fleißig in den Spaghettis und es duftete köstlich nach Steffis berühmt-berüchtigter Bolognese-Soße. Nachdem wir uns überschwänglich begrüßt hatten, stellte ich eine mitgebrachte Flasche feinsten chilenischen Rotweins der Marke Los Pagos, Carmenere auf die Anrichte und dann gab es kein Halten mehr. Während Steffi die Flasche gekonnt entkorkte und mir mitteilte, dass das Zeug unbedingt atmen müsse, sprudelte es aus mir heraus.
„Stell dir vor, was mir heute passiert ist!“ Mit großen Augen drehte sie sich zu mir herum: „Erzähl! Und ich hoffe für mich, es gibt schmutzige Einzelheiten“, grinste Steffi sensationslüstern, während sie mit einem Kochlöffel die Soße abschmeckte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Steffi vor knapp dreißig Minuten ihren Laden abgeschlossen haben musste. Sie sah beim Kochen dennoch dermaßen tiefenentspannt aus, als wäre sie gerade einer Wellnessoase entstiegen. Steffi hatte ihre langen Haare zu einem bequemen Dutt nach oben genudelt und trug ihren alten roten Jogginganzug. Ihre hübschen blauen Augen bildeten einen starken Kontrast zur ihrer blonden Mähne. Sofort übertrug sich ihre Tiefenentspanntheit auf mich und ich begann von meinem ereignisreichen Tag zu berichten. Steffi war, was Mister Sexy betraf, einigermaßen im Bilde, da ich ihr bei einem unserer rotweingeschwängerten Spaghetti-Abende von ihm vorgeschwärmt hatte und als ich ihr nun erzählte, dass Paul Gabriel heute ausgerechnet in meiner Praxis auftauchte, blieb ihr seit Langem mal wieder der Mund offen stehen. „Ist nicht wahr“, brachte sie staunend hervor.
„Doch! Hast du nur den Hauch einer Ahnung, wie viele chirurgische Praxen es in Zehlendorf gibt? Und ausgerechnet in meiner legt der seinen großen Auftritt hin“, schüttelte ich ungläubig selbst den Kopf.
„Und dann besucht seine Tochter auch noch die Kita genau gegenüber meiner Praxis. Dass wir uns dort nicht schon längst über den Weg gelaufen sind, grenzt nahezu an ein Wunder“, sinnierte ich weiter. Steffi hörte mir gespannt zu, goss mir ein Glas Rotwein ein und stellte einen Teller voll dampfender und köstlich duftender
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