Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Spaghettis genau vor meine Nase.
„Hau rein Baby“, forderte Steffi mich auf und kam mit ihrem eigenen Teller mir gegenüber zum Sitzen. Nachdem ich ihr in allen, leider wenig schmutzigen, Einzelheiten alles erzählt hatte, orakelte sie: „Paul und Paula! Das ist Bestimmung!“, während sie die Spaghettis mit der Gabel auf ihren Löffel spulte. Genau! Das war mein Reden oder besser gesagt mein Denken. Der Typ war meine Bestimmung und weiterhin musste ich mir unumwunden eingestehen, dass ausschließlich mein Wunsch der Vater des Gedanken war.
Beim Versuch einen Berg Nudeln in meinen Mund zu stopfen, konstatierte ich: „Dann müssen wir das ja auch nur noch Pauls Frau offerieren, dass Paul meine Bestimmung ist. Und dann machen wir ihr großzügiger Weise das Vorteilsangebot, dass sie bei der Scheidung das Erstgeborene behalten darf, wobei die Kleine streng genommen wirklich niedlich ist. Annika wird ihrer Mutter dann als moralischer Stützpfeiler dienen, während Paul und ich mindestens fünf eigene Kinder in die Welt vögeln.“ Mit dem letzten Wort hatte ich dann auch die letzte Nudel heruntergewürgt.
Steffi glotzte mich mit großen Augen an. „Verstehe! Moralischer Stützpfeiler! Gute Idee.“ Sie schüttelte andächtig ihren Kopf und fragte: „Paula, wie kannst du eigentlich derart viele Nudeln in deinen Rachen zwängen und dabei so klare Worte formulieren?“ Steffi gönnte sich einen Schluck Rotwein. „Und noch eine Frage. Wieso eigentlich ist der Annika ihre Mutter nicht Stante pede in die Praxis galoppiert, wo sich das junge Fohlen den Arm entzweit hat? Diese Rabenmutter!“, ereiferte sich meine Busenfreundin. Ja, das wäre auch meine nächste Frage gewesen. Wieso war Pauls Frau nicht anwesend? Welche Mutter würde nicht sofort zu ihrem Kind eilen, wenn es einen Unfall gehabt hatte? Das war doch mehr als merkwürdig. „Das hab ich mich auch schon gefragt“, gab ich nachdenklich zurück. „Wer weiß? Vielleicht hatte die ja Besseres oder Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel am Strand liegen oder eine gemütliche Morgen-Matinee mit der besten Freundin oder vielleicht saß sie auch gerade im Nagelstudio fest“, frotzelte ich nun spöttisch und gönnte mir die nächste Fuhre Spaghetti.
„Lass mal Steffi“, entgegnete ich nun abermals, „ich muss nicht auch noch Angelina Jolie begegnen, um mir zu beweisen, dass Brad Pitt nur eine Illusion ist“, gab ich mich geschlagen. Steffi zwinkerte mir teilnahmsvoll zu und war im Begriff, eine zweite Flasche Rotwein zu dekantieren.
„Noch ein Glas, dann wird alles erträglicher“, erklärte Steffi zuversichtlich, bevor der nächste Korken laut ploppte. Ich war bereits so müde, dass eine große Portion Koffein mein Leben sehr wahrscheinlich wacher gestaltet hätte, aber wenn der Rotwein schon mal offen war, ließ ich mir gern noch ein Gläschen nachschenken. Wir hatten inzwischen aufgegessen und räkelten uns auf den harten Küchenstühlen.
„Ich habe eine Idee, Paula!“ Steffi nahm unsere Rotweingläser und wir schlenderten hinüber ins Wohnzimmer. Dort machten wir es uns auf ihrer Couch bequem. „Du musst dich in Paul seinen Kurs einschreiben. Ganz einfach und wenn er dann am Boden liegt. Zack...“ „Genau!“, fiel ich Steffi ins träumerische Wort „Zack! Mach ich mich total zum Affen. Wenn du dir mal die Mühe gemacht hättest, mich ins Plaza zu begleiten, hättest du gesehen, wie viele Damen dem lieben Paul am Hals hängen. Meinst du im Ernst, ich reih mich da ein? Nie und nimmer!“, erstickte ich ihren gut gemeinten Ratschlag im Keim.
„Gott bist du feige, Paula! Mal im Ernst! Langsam könntest du anfangen, auch mal wieder etwas zu riskieren. Nicht alle Männer sind wie Peter. Klar gibt es viele Arschlöcher unter ihnen, aber wenn du dir mal die Mühe machen würdest, deinen Deckel zu suchen, würde dein Topf ganz sicher schon irgendwann das Passende finden.“ Steffi blickte mich oberlehrerhaft an. Das hatte mir heute gerade noch gefehlt. Eine schwesterlich-erzieherische Standpauke! Super! So kannte ich sie ja gar nicht. Aber wenn mir jemand eine Strafpredigt halten durfte, dann war das meine Steffi. Sie hatte ja Recht, das wusste ich nur zu gut. Aber so schnell konnte ich kein Vertrauen mehr in einen Mann investieren. Was, wenn ich wieder enttäuscht würde? Viel später, nachdem wir uns durch Steffis Bestände gesoffen hatten, stand ich Steffis grandioser Idee, mich in Pauls Kurs einzuschreiben, schon bedeutend offener gegenüber. Wie
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