Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
Vom Netzwerk:
schön müsste es doch sein, seine Nähe genießen zu dürfen und sich mal flachlegen zu lassen, träumte ich weinselig vor mich hin.
    „Gar keine schlechte Idee von dir, mal den Paul zu verprügeln“, lobte ich Steffi nun anerkennend, wobei ich feststellen durfte, dass Steffi bereits im Land des Sandmanns war.
    Ich erhob mein Glas zu einem letzten „Prost! Auf die Selbstverteidigung!“ Womöglich würde mir der Kurs eines Tages sogar von Nutzen sein. Letzten Endes führte ich mir nun vor Augen, dass ja auch noch ein Date mit Lutz anstand. Und wenn dieser dann zudringlich werden würde, könnte ich mit einem dreifachen „Was-weiß-ich“ aufwarten. Fest entschlossen, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen, ließ ich meiner Müdigkeit freien Lauf und schlief letztendlich auch ein. Noch in der Aufwachphase des nächsten Morgens, praktisch im Stadium meiner Wiederbelebung unter der Dusche und mit schmerzendem Doppelkopf, verwarf ich meine guten Vorsätze.

    Als ich am darauffolgenden Morgen in der Praxis meine E-Mails öffnete, durfte ich zu meiner Freude feststellen, dass Rosa, meine Schwester, mir geschrieben hatte.

    Liebste Paula,
    habe ich schon mal erwähnt, dass Pforzheim ein Kaff ist. Ich vermisse Berlin, ich vermisse Zehlendorf und ich vermisse die Kastanienallee. Ich habe gerade mit der dritten Hormontherapie begonnen. Wenn es diesmal nicht klappt, adoptiere ich einen Affen aus dem Zoo. Ich werde immer fetter. Ganz sicher sind die Hormone Schuld, naja... oder Fatmas Pogaca und Tulumba. Ich fresse den ganzen Tag nichts anderes. Ich weiß auch, dass fünfundsechzig Kilo sich nicht viel anhört, aber auf einen Meter fuffzig sieht das mehr als Scheiße aus. Bin ich unleidlich? Ja! Wenn ich noch ein einziges Brautkleid für Fatmas Mischpoke nähen muss, lauf ich Amok. Fatma, die alte Hexe, hat mir heute Morgen eröffnet, dass sie mit ihrem vierten Kind schwanger ist. Dritter Monat. Das ist so ungerecht. Vier Kinder, ich kriege nicht mal ein einziges zustande.
    Genug gejammert. Wie geht’s dir, Thea, Steffi und dem kläglichen Zehlendorfer Rest. Bitte bau mich auf. Drückchen, Rosa

    Oje. Mir schwante, dass Rosas derzeitige Stimmungslage am Gefrierpunkt angelangt war. Rosa wünschte sich seit vier Jahren erfolglos ein Baby. Sie war Dauergast in der Kinderwunschsprechstunde eines renommierten Reproduktionsmediziners. Horst und Rosa hatten schon einiges an Geld und Kraft in Hormontherapien investiert. Leider ohne Erfolg. Abgesehen davon war ich die Einzige, der sich Rosa anvertraut hatte. Sie wollte unter keinen Umständen, dass jemand aus unserem Familien- oder Freundeskreis von ihren Bemühungen erfuhr. Wenn unsere Eltern dann doch mal auf das Thema „Kinder“ zu sprechen kamen, winkte Rosa sofort ab mit der Bekundung, dass sie noch Zeit genug hätte, das Überleben der Menschheit zu sichern. Nun überlegte ich, wie ich das finden sollte, dass sie sich inzwischen die dritte Hormontherapie zumutete, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass es irgendwann schon klappen würde. Rosa war erst sechsundzwanzig Jahre alt, von Beruf Schneiderin, und sie wusste schon immer sehr genau, was sie wollte. Rosa war von uns drei Kindern die Zielstrebigste und auch Kreativste. Was sie anpackte, wurde durchgezogen, von Anfang bis Ende. Sie ließ sich durch nichts aufhalten. Wenn sie als Kind irgendetwas haben wollte, nervte sie unsere Mutter derart penetrant, bis die dann nachgab. So ein Gebaren war bei Thea und mir nie von Erfolg gekrönt, aber Rosa war hartnäckig und alle ihre Vorhaben setzte sie in die Tat um. Ihrer Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. Alle Puppen im Hause Prügel waren pompöser gekleidet als die Pariser Frauen, immer der letzte Schrei. Sie schneiderte schon als Achtjährige die schönsten Puppenkleider und als Rosa älter wurde, hatten Thea und ich immer die extravagantesten Faschingskostüme. Rosa machte eine Schneiderlehre und der Rest ist Geschichte. Als sie dann bei Horst in Pforzheim ansässig wurde, bekam sie sofort eine Festanstellung bei einer Türkin namens Fatma. Wehmütig schrieb sie mir vor einiger Zeit, dass die Türkin das Einzigste wäre, das sie an Berlin erinnere.

Kapitel 8

    Das Wochenende fest im Blick radelte ich auf direktem Weg von der Praxis zu Thea. Eigentlich hatte ich mich nach dem gestrigen Abend mit Steffi heute auf einen gemütlichen Tatort-Abend mit Wollsocken, Kuscheldecke und warmem Apfeltee gefreut. Es war Freitagabend und ich hatte vor genau zehn Minuten per SMS einen

Weitere Kostenlose Bücher