Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Kroketten.“ Vielleicht hätten die auch Renrücken gehabt, ging es mir durch den Kopf. Obwohl dem von Lutz beorderten Essen nichts Italienisches anhaftete, versicherte uns der Kellner dennoch „Ausgezeichnete Wahl.“ und zog geschäftig von tannen.
Zwei Tische weiter lachte Frau Gabriel kehlig. „Dreckige geile Sexbombe!“, dachte ich, ohne in ihre Richtung zu linsen, wenngleich es schwerfiel. Dadurch, dass ich mit meinem Stuhl um den Tisch gewandert war, war es mir nun möglich, hin und wieder einen Seitenblick auf Paul und Kerstin zu erhaschen, ohne jedes Mal eine 180-Grad-Wendung hinlegen zu müssen. Ich nippte ein weiteres Mal an meinem Rotwein. Diesen Abend ertrug ich nur besoffen, je schneller, desto besser.
Bernd, der nun an unserem Tisch Platz genommen hatte, fing an zu stammeln: „Ich will gar nicht weiter stören Paula, ich gehe auch gleich, aber ich ...“, stotterte er bange, „ich wollte dich bitten, Thea hiervon nichts zu erzählen, ich meine, dass ich hier etwas gegessen habe.“ Ich wusste im Moment nicht, worüber ich mehr verärgert war. Darüber, dass ich mit einem Strickelch ein Date hatte oder darüber, dass mein anderes Gegenüber mir genau das eingebrockt hatte. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass derjenige, mit dem ich gern ein Date gehabt hätte, nun mit seiner Frau am Nebentisch speiste. Bernd holte erneut tief Luft.
„Weißt du Paula, es ist die Hölle. Thea quält mich schon morgens mit Müsli und Flohsamenschalen, auf meinen Mittagsbroten habe ich Paprika- Auberginen-Pastete und als Nachtisch einen Stevia-Jogurt. Und zum Abendbrot bekomme ich Dillgurke an Frühlingsquark. Ich kann nicht mehr!“, sprudelte es ziemlich lauthals aus meinem verendenden Schwager, so als wäre ich Pater Paulus und er der um Absolution Winselnde. Ob seiner Lautstärke drehten sich einige wenige zu uns um.
Genau genommen empfand ich ja sogar Mitleid mit Bernd. Thea war jetzt lange genug auf ihrem Bio-Müsli-Dinkel-Vollkornmehl-Trip, irgendwer musste ihr das Handwerk legen. Thea nörgelte über Bernds Desinteresse im Bett und Bernd halluzinierte des Nachts wahrscheinlich von Sauerbraten, weswegen seine Libido ganz sicher im (Pflanzen-)Keim erstickt wurde und inzwischen mit Sicherheit tot war. Wenn darin mal nicht ein Zusammenhang bestand.
Giftig schaute ich Bernd an: „Bernd, mal ganz abgesehen davon, dass du offene Türen bei mir einrennst, darf ich dir sagen, wo euer beider Fehler liegt?“
„Bevor du dran erstickst?!“, schaute er ängstlich bis genervt. Ich war zwar nicht in Stimmung für Strafpredigten, aber irgendwie fühlte ich mich als Schwägerin verpflichtet: „Vielleicht sprecht ihr beiden mal über eure Probleme. Thea scheint ja mit eurer momentanen Situation auch nicht gerade glücklich zu sein. Und abgesehen davon müsst ihr auch an eure Tochter denken. Die leidet schließlich auch Höllenqualen!“, fügte ich belehrend hinzu. Weiter wollte ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht vorwagen. Das hier war schließlich mein Rendezvous mit Lutz und keine Therapiestunde mit Bernd. Bernd sah müde aus, beugte sich nach vorn und nahm einen Schluck aus meinem Weinglas.
„Du hast R echt Paula, ich muss mit Thea reden. So geht es wirklich nicht weiter, aber bitte, tu‘ mir diesen einen Gefallen und erzähle ihr nicht, dass du mich hier angetroffen hast“, bat er mich nun beschwörend um Geheimhaltung. Ich atmete hörbar Luft ein.
„Okay Bernd, ich sage ihr kein Wort, aber sollte das je irgendwann in diesem meinem Leben zur Sprache kommen und Thea erfährt, dass ich bezüglich deiner kulinarischen Affären eingeweiht war, gehen wir gemeinsam auf dem direkten Weg in die Hölle, wir gehen nicht über Los, wir ziehen nicht zweitausend Euro ein und die Eigentumswohnung wird die ihre sein!“, schüchterte ich ihn ein. Drohend, damit er wusste, dass es mir Ernst war, hob ich meinen Zeigefinger, was völlig unnötig war. Augenblicklich machte sich Erleichterung in Bernds Gesicht breit.
„Also von mir erfährt sie nichts“, grinste er verschwörerisch. Lutz, der die ganze Zeit keinen Ton von sich gegeben hatte, hielt nun ebenso beide Hände in die Luft und ließ uns wissen, dass auch er von nichts wusste. Seine genauen Worte waren: „Mein Name ist Hase!“ Na wie heldenhaft. Das Rentier trug den Öl-Mantel des Schweigens und war im Grunde ein Hase. Prima. Bernd stand nun auf: „Ich mach mich wohl lieber auf den Heimweg. Ewig kann so ein Sonderkurs ja auch nicht dauern und außerdem
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