Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
wieder abgelaufene Jogurts oder überreife Bananen, schwor ich in Gedanken.
Kapitel 12
Mein Wecker klingelte - wie immer - um 6:00 Uhr. Schon während ich mich für nur noch eine Minute auf die andere Seite drehen wollte, um gemächlich wacher zu werden, fühlte ich mich unendlich krank. Mein Nachthemd war komplett durchgeschwitzt. Ich schien Fieber zu haben und jeder Knochen in meinem Körper schmerzte. Als ich versuchte, mich halbwegs aufzusetzen, bemerkte ich außerdem, dass ich starken Bauchmuskelkater hatte. Das waren bestimmt die Nachwirkungen vom vorabendlichen Speien, ging es mir durch den Kopf. Der Muskelkater war das Einzige, was sich wirklich gut anfühlte. Ich liebte ihn, wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass ich mich oft sportlich betätigte. Der Muskelkater war immer das sicherste Zeichen dafür, dass mein Training auch effektiv gewesen war. Ich zog mir ein frisches T-Shirt über, stellte den Wecker aus und beschloss, mich in der Praxis krank zu melden. Ich würde einen Tag im Bett bleiben und mich in Ruhe auskurieren. Ich würde den ganzen Tag lang schlafen können und vielleicht sogar von Paul träumen, dachte ich hoffnungsfroh. Ich kramte mein Handy hervor und meldete mich per SMS bei Hanni und Lotta krank. „Ich bleibe heute zu Hause. Hab Dünnschiss. Bin morgen wieder da. Paula.“ Ich drehte mich nochmals auf die andere Seite und döste augenblicklich wieder ein.
Als ich das nächste Mal meine müden, kranken Augen aufschlug, hörte ich, wie sich jemand stritt, und zwar ziemlich ungehobelt. Während ich mich gereizt aufsetzte, spitzte ich neugierig meine Ohren.
„Du blödes Arschgesicht! Hör auf, mir immer meine CD ́s zu klauen!“, schrie eine Mädchenstimme.
„Bist du komplett bescheuert?! Das ist meine!“, ätzte die Jungenstimme genauso dröhnend zurück.
„Bro! Mach mal schön deine Augen zu, dann siehste, was deins ist, du Vollhorst!“, entgegnete das Mädchen nun rotzig.
„Ej, chill mal, Alter“ erwiderte nun der Junge und mir war unklar, warum ein Junge ein Mädchen mit dem Wort „Alter“ betitelte.
„Schnauze jetzt!“, schrie ich heiser, während ich aus dem Trailer trat. Augenblicklich erfasste mich ein entsetzlicher Schwindel und ich ließ mich auf die oberste Stufe meiner kleinen Eingangstreppe sinken. Ich schnappte nach Luft. Augenscheinlich war ich zu schnell aufgestanden.
„Wer seid ihr und was wollt ihr in meinem Garten?“, herrschte ich sie übellaunig an. Die beiden Halbstarken hier wussten ja nicht, dass es nicht mein Garten war. Vor mir standen ein Mädchen und ein offensichtlich nicht wesentlich älterer Junge und schienen sich um den Besitzstand einer CD zu kloppen. Und das, währenddessen ich meiner Genesung frönte.
„Hä? Macke wat? Das ist gar nicht dein Garten“, wusste der Klugscheißer nun zu entgegnen. Wie redete der eigentlich mit mir? Wer zum Teufel war der und woher zum Henker wusste der, dass das nicht mein Garten war? „Der Garten gehört Steffi und du bist bestimmt Paula, oder?“, bemerkte nun das jünger erscheinende Mädchen. Irgendwie kam die Kleine mir bekannt vor. Wieso, wollte mir nicht einfallen. Mein Gehirn arbeitete allerdings noch immer auf Sparflamme infolge des letzten Abends und dessen Nachwehen. „Also gut! Ich gebe zu, ich bin Paula und wer bitte seid ihr?“, hob ich kapitulierend die Hände. Ich war zu krank, um zu streiten. Beide Kinder guckten mich betont lässig an. Nun ergriff der Junge das Wort: „Wir sind die Kids von Susi, du müsstest sie wohl aus der Penne kennen.“
Nein! Das war doch wohl nicht wahr? Sollte das heißen, dass die beiden Susis Brut waren? Welch Freude! Das waren also Bono und seine jüngere Schwester Antje. Deshalb kam mir Antje auch gleich so bekannt vor. Sie war ein Abbild ihrer Mutter. Susi in noch mal klein. Bono hingegen war etwas dicklich und schlug nach Eberhard, seinem Vater und hatte nebenbei bemerkt nicht das Geringste von Bono, dem Sänger von U2.
„Wo ist denn die Mama?“, fragte ich ungeduldig, während mir klar wurde, dass ich mit ihnen wie mit Kleinkindern gesprochen hatte. Bono musste dreizehn sein und Antje inzwischen elf, sofern meine mathematischen Berechnungen stimmten.
„Mama ist drin bei Steffi.“ Antje wies mit ihrem Daumen Richtung Haustür und sah dabei aus, als würde sie trampen.
Rasch stand ich auf und zur Belohnung kassierte ich die nächste Ration Schwärze samt gelben Blitzen vor den Augen. Ich hielt mich verkrampft am Geländer fest und gab
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