Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Fuß zu fassen und dann bin ich auch schon wieder ausgezogen. Versprochen.“ Auf Susis Gesicht spiegelte sich unendliche Erleichterung wider.
„Ich dachte schon, ich müsste mit Bono und Antje zu Lola und meinem Vater ziehen. Das hätten die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht überlebt“, lächelte Susi nun müde. Während Susi sich nun die dritte Flöte genehmigte, goss ich mir einen zweiten Tee nach. Wäre ich in der Praxis gewesen, hätte ich mir selber einen Elektrolyt-Tropf anhängen können, so musste ich mit Pfefferminztee Vorlieb nehmen. Steffi sprang nun auf, weil sie in den Laden zurück musste. Sie hatte ein Schild „Bin gleich wieder da!“ an die Ladentür gebaumelt, das war jetzt wohl anderthalb Stunden her. Sie umarmte Susi zum Abschied. „Schön, dass du wieder da bist Schnecke“, und zog eilig ab.
Matt saß ich, wie ein Schluck Wasser in der Kurve, an Steffis Küchentisch und wünschte mich zurück in meinen Trailer.
Während Susi die Neige der Flasche hinterkippte, hielt sie mir die Gardinenpredigt, die eigentlich Eberhard galt.
„Zweimal siebenundzwanzig Stunden habe ich in den Wehen gelegen. Sieben-und-zwanzig! Ich habe zwei Mal dreißig Kilo zugenommen und wieder abgenommen, drei-ßig Kilo! Ich habe seine Blagen großgezogen! Und wie dankt dieser Hurensohn es mir?“ Kurze Atempause. „Was denkst du, wie viele Chancen ich hatte, he? Die Krankenhäuser sind voll mit notgeilen, lüsternen Mannsbildern! Nicht ein einziges Mal habe ich mich verleiten lassen. Nicht ein einziges Mal. Und ich hatte weiß Gott die Gelegenheit! Weiß Gott.“ Susi holte ein weiteres Mal kurz Luft, hielt ihr Glas in die Höhe und schnauzte: „Schenk nach!“, um dann weiter zu wettern. Ich förderte die nächste Flasche aus Steffis Vorratskammer und staunte nicht schlecht über Susis Trinkfestigkeit.
„Du hast ja keine Peilung Paula, Schwesternkittel und Häubchen sind heiß begehrt! Das wird der Dreckskerl noch bereuen!“, und die nächste Flöte verschwand in Susis Schlund, wieder auf ex. Wenn das mal keine Kopfschmerzen gab. Ich stand auf, um mir den nächsten Tee zu kochen. „Hör mal Susi, wenn ich den Tee ausgetrunken habe, lass uns doch dein Auto ausladen“, versuchte ich die saufende Keifende auf andere Gedanken zu lenken, außerdem ging mir ihr lautes Organ langsam, aber sicher auf die Nerven. Mein Vorschlag fand zwar wenig Anklang aber widerwillig stimmte sie dennoch zu.
Nachdem sich mein Kreislauf einigermaßen stabilisiert hatte, richteten wir für Susi und die Kinder die beiden Zimmer her. Wir entluden ihr Auto und räumten ihre wenigen Habseligkeiten ins Haus. Ich redete währenddessen kaum. Aber Susi hielt mich auf Trab mit einigen ausgewählten Formulierungen, welche allesamt in unmittelbarem Kontext zu Eberhard standen. Wörter wie „Dreckspenner, Sackratte, Hackfresse, Geigensack, Spermawürmchen oder Pornoschwuchtel“ gehörten noch zu den Harmloseren unter ihnen. Größtenteils entluden wir nun Kleidung und Schulsachen. Susi erzählte mir, dass sie nichts aus der gemeinsamen Wohnung hatte mitgehen lassen, da sie sowieso alles an „Eberhard, den Lochpinsel und dessen ordinäre Hobelschlunze“ erinnern würde. Susis Repertoire fing langsam an, mich zu beeindrucken.
Sie erzählte, sie wolle noch einmal ganz von vorne anfangen. Sie hatte etwas Erspartes, womit sie sich für den Anfang einigermaßen über Wasser halten konnte. In den nächsten Tagen wollte sie sich dann in den Berliner Krankenhäusern als Krankenschwester bewerben. Vorher allerdings musste sie Bono und Antje noch in der Schule anmelden, damit die beiden nicht so viel Unterrichtsstoff versäumten. Nachdem wir alle Sachen in den Zimmern verstaut hatten, war es noch früh am Abend. Bono hatte sich in sein neues Zimmer zurückgezogen und Susi entschied kurzerhand, dass sie sich ihr Zimmer mit Antje teilen würde. Antje war ganz heiß auf die Luftmatratze, das würde sie gewissermaßen ans Sommerlager erinnern. Dass die nächste Zeit weder etwas von Sommer, leider aber etwas von Lager haben würde, wurde allen ziemlich schnell bewusst.
Steffi hatte ihren Laden abgeschlossen und war inzwischen nach Hause gekommen. Bis auf Bono saßen wir nun alle im Wohnzimmer und knabberten Chips zum Abendbrot, abgesehen von mir. Ich hielt steif an meinem Tee fest. Antje lag im Arm ihrer Mama und tickerte ohne Unterlass auf ihr Handy ein: „Toll Mama, jetzt kann ich meine zweihundertdreiundfünfzig mühsam aufgebauten
Weitere Kostenlose Bücher