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Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
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einfach die Segel zu streichen. Der Fettsack beugte sich nun umständlich von außen auf die Rücksitze seines Flitzers und ergatterte noch umständlicher seinen absolut notwendigen Makler- Aktenkoffer. Als er ihn endlich zu greifen bekam, zog er seinen Schlips noch einmal zu und eilte der genervten Menschenmenge entgegen. Dabei klaubte er sich ein Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sein feuchtes Gesicht trocken. Es waren maximal 15 Grad und er war mit offenem Verdeck gefahren. Warum, zum Teufel dieser Mensch so schwitzte, erschloss sich hier wohl niemandem.
    „Können wir?“, fragte er und es machte beinah den Anschein, als hätte er die ganze Zeit auf uns gewartet, nicht andersherum. Das war ganz sicher seine Masche. Er nestelte die Wohnungsschlüssel aus seinem Maklerköfferchen und schloss die Tür auf.
    Einer nach dem anderen betrat nun das offensichtlich heiß begehrte Obdach. Das musste ja ein echtes Sahnehäubchen sein, wenn derart viele Menschen diese Wohnung besichtigen wollten, dachte ich. Endlich war ich an der Reihe. Während die ersten die Wohnung, mit einer Hand vor dem Mund, schon wieder verließen, setzte ich den ersten Schritt in dieselbe. Als erstes fiel mir ein unangenehmer beißender Geruch auf, welcher eine Mischung aus altem Nikotin, Katzenpisse und altem Fett bündelte und mir tatsächlich Tränen in die Augen trieb. Ich unterdrückte einen aufkeimenden Brechreiz. Nichts, was man nicht würde schrubben können, dachte ich zuversichtlich. Ich trat also in einen kleinen Flur, von dem rechts und links jeweils zwei Zimmer abgingen. Ich entschied, zunächst die Wohnräume in Augenschein zu nehmen. Ich betrat hinten rechts das erste Zimmer, welches offensichtlich das Wohnzimmer war. Abgesehen von der gilben Tapete, dem versifften Teppich und dem Gestank, besaß das Zimmer einen ziemlich großen Balkon. Ich betrat diesen, nahm einen tiefen Atemzug und wappnete mich innerlich für die nächsten Zimmer. Ich trat nun ins Schlafzimmer und konnte nicht glauben, dass es auf diesem Planeten noch solche Tapete gab. An den Wänden klebte eine Geschmacklosigkeit im Grün-/Braun-Mischmasch, was aussah wie eine Aneinanderreihung eines DNA-Strukturenmodells. So etwas Hässliches hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Abgesehen davon stank es hier am stärksten nach dem Etwas, das meinen Brechreiz in Schach hielt. Ich floh zurück in den Flur und traute mich kaum, die Küche zu betreten. Ich hielt die Luft an und stieß die Tür auf. Der einzige Vorteil, der mir ins Auge fiel, war, dass die Küche geräumig war. Die Einbauschränke, die offensichtlich zur Wohnung gehörten, wie der Makler nun verherrlichend glorifizierte, waren ebenso von einem Nikotinfilm überzogen wie der Rest der Butze. Der Vormieter war offenbar Kettenraucher gewesen. In meiner Vorstellung hatte dieser ausschließlich liegend im offenen Sarg mit seiner letzten abgebrannten Kippe in der Hand, einem Bronchialkarzinom und einem Zettel am großen Zeh die Wohnung verlassen. Vielleicht verweste er aber auch noch im Badezimmer, das hatte ich schließlich noch nicht gesehen. Mir fiel auf, dass die anderen Schaulustigen genauso so betreten schwiegen wie ich, keiner wollte unnötig sprechen und das einatmen, was als unsichtbarer Nebel in der Luft hing. Den anderen standen inzwischen auch Tränen in den Augen. Ob das dem Gestank oder der Enttäuschung geschuldet war, vermochte ich nicht zu sagen. Gut, jetzt das Bad. Unter Aufbringung meiner letzten Kraft, stieß ich mit dem Fuß die Badtür auf, da keine Türklinke vorhanden war.
    Der erste Gedanke, der sich in meine Synapsen fraß, war „Flucht“, der Zweite war, Paul anzurufen und einen verbalen Kniefall zu vollführen.
    Das Bad bestand aus einem Waschbecken und einer Toilette und jetzt war ich wirklich bass erstaunt. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas noch gab, in unserer Neuzeit. Über der Toilette, zwanzig Zentimeter unter der Decke schwebte ein Spülkasten, an dem eine verrostete Klostrippe baumelte. War das vielleicht Retro-Style und ich völlig im Unklaren? An den Wänden klebten im Wechsel braune und orangefarbene Fliesen, wobei mindestens jede vierte kaputt oder gar nicht erst vorhanden war. Das Bad sah aus, als hätte hier jemand mit Dynamit gespielt. Ilse-Dore erschien in meinem Hinterkopf: „Kinder, wehe ihr spielt mit Dynamit!“ Für einen kurzen Moment erwägte ich, schreiend aus der Wohnung zu rennen. Vorher nahm ich noch das in Augenschein, was wohl die

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