Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer

Titel: Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babsy Tom
Vom Netzwerk:
Jetzt allerdings, als wir an unserem Vierertisch Platz genommen hatten, bemerkten wir sehr schnell, dass man durch die Blumen zwar wenig sah, dennoch alles mit anhören musste, ob man wollte oder nicht. Neben uns platzierten sich drei ältere Damen und wir konnten nicht umhin, ihre Gespräche mit anzuhören. Am Tisch neben uns saßen eine Blonde, eine Rothaarige und eine Schwarzhaarige. Im Prinzip hätten wir das sein können, wir in dreißig Jahren. Während die Blonde sich beim Hinsetzen in den Rücken griff und den anderen mitteilte, wie sehr ihr der Rücken zu schaffen machte, entgegnete die Schwarze, dass das nichts wäre im Vergleich zu ihrer Blasenschwäche. Steffi stierte nun ganz interessiert zum Nachbartisch, während Thea die Augen rollte. Jetzt war die Rote dran. „Blasenschwäche? Rücken? Tsss! Was denkt ihr wie es mir geht mit meinem Vurunkel am Hintern?“
    Steffi machte sich klein und fing an zu gackern. „Hör auf, sonst merken die noch, dass wir alles mit anhören können“, schimpfte Thea.
    „Ja aber ein Vurunkel verschwindet wieder, ich pinkle mir für immer in die Windel“, entgegnete die Blasenschwache. Oh Gott, wenn das den ganzen Abend so ging, würde ich wahnsinnig, so viel stand fest. Ich blickte suchend durchs Restaurant, ob nicht doch noch irgendwo ein anderer Tisch frei war. Fehlanzeige.
    „Ja na toll! Blasenschwäche!“ äffte jetzt die Blonde, wenigstens tut einpissen nicht weh!“, blaffte der Rücken.
    Steffi und Thea stand der Mund offen. Ich kam mir vor wie beim Abendmahl im Altersheim.
    „Hier würde sich der Gustav sicher wohl fühlen“, merkte Steffi an. Ein Kellner trat an unseren Tisch, reichte uns galant die Speisekarten und fragte unumwunden, ob es denn schon ein Getränk sein dürfe. Es dürfe.
    „Drei Mal Alkohol, egal was“, bestellte Thea. Da wir uns leider in einer Tausend-Sterne-Lokalität befanden und der Kellner mit Sicherheit auch als Tausend-Sterne-Kellner ausgebildet war, ließ er das nicht gelten.
    „Wie meinen?“
    „Drei Mal Sex on the beach“, bestellte Steffi nun ungefragt für uns alle zusammen. Der Pinguin hob zwar eine Augenbraue, weil ein solches Getränk zweifelsohne unter seiner Würde war, dennoch servierte er in Null Komma Nix drei wunderbar alkoholische Cocktails, samt Schirmchen und Zuckerrand.
    „Auf unser Wochenende!“, prosteten wir uns gegenseitig zu und sichteten nun die Speisekarten.
    „Wenn das Vurunkel von allein aufgeht, das wird ne Schweinerei, das kann ich euch sagen, ich hatte sowas 1984 schon mal und gestunken hat das bestialisch“, ließ die Rote ihre Freundinnen, und auch uns, nicht im Unklaren. Steffi schüttelte sich angeekelt und ich hoffte, dass sie ihre Klappe hielt. „Wenn ich anfange, euch von meinen Krankheiten zu erzählen“, flüsterte Thea, „dann erschießt mich bitte.“
    „Kein Problem“, erwiderte Steffi, „glaub mir, da habe ich keine Skrupel.“ Der Kellner dienerte ein weiteres Mal an unseren Tisch.
    Steffi und ich bestellten je eine rosa gebratene Entenbrust auf Aprikosen- Pfeffersauce an Mandelbroccoli und Herzoginkartoffeln. Thea nahm mit Zanderfilet auf der Haut gebraten mit Parmesansauce an Zucchini- Tomatengemüse und Gnocchi vorlieb. Guck an, vergessen waren die Tofuwürstchen und der Spinatfisch.
    Entspannt schlürften wir unseren Sex on the beach und für nur einen Moment gestattete ich mir, einen Gedanken an Paul zu verschwenden. Ich vermisste ihn, wie immer. Aber jetzt vermisste ich noch mehr, dass ich ihn nicht einmal sonntags aus der Ferne beobachten durfte. Das war mir doch immer ein kleiner Trost gewesen. Gedanklich vertröstete ich mich auf Mittwoch und irgendwann müsste er ja auch mal zur Röntgenkontrolle mit Annika kommen. Das stand doch jetzt auch irgendwann auf dem Plan. Vom Nachbartisch wehten weitere Symptome hinüber: „Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche“ natürlich in Zusammenhang mit der Menopause, die wahrscheinlich alle drei schon seit Jahren hinter sich hatten.
    „Also Mädels, wir müssen uns mental vom Nachbartisch befreien. Erzählt mal! Was wäre das Tollste, was euch jetzt in diesem Moment passieren könnte?“, fragte Steffi in die Runde. Die Köpfe des Nachbartisches flogen herum. Wer wagte es, die Charakteristika der Menopause in Frage zu stellen?
    „Das Tollste, was mir jetzt passieren könnte?“, fragte Thea nach. Auch ich überlegte. Paul wäre natürlich das Tollste, aber er müsste natürlich unverheiratet

Weitere Kostenlose Bücher