Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
während die anderen in jungen Jahren die Tanzschule besuchten, mit Masern das Bett hütete, wurde nun vom selbsternannten Patrick Swayze persönlich unterrichtet. Er schleuderte sein Baby (mich) über die Tanzfläche und (Alter!) ich schwöre, er schmiss mich in die Kurven, als wäre ich ein Bumerang und wie durch ein Wunder landete ich nach tausenden von Umdrehungen immer wieder glücklich in seinen starken Armen. Hätte mich Patrick alias Hermann alias Manson alias Gesichtsgulasch auch nur ein einziges Mal losgelassen, ich wäre wie eine Frisbeescheibe durch die tanzende Menschenmenge geflogen und es hätte Verletzte gegeben, wenn nicht Tote. Aber er verstand was vom Führen, der Moritz. Steffi, so erwähnte sie später, hielt ihn sogar für eine Führungskonifere.
Nachdem wir das dritte Mal zu DJ Ötzi und dem Stern, der meinen Namen trägt, getanzt hatten, wollte mir Herr Alias noch einige andere seiner Führungsqualitäten zeigen, aber, sosehr ich mich auch bemühte, offen und unvoreingenommen zu sein, dafür war ich leider nicht betrunken genug. Immer wieder versuchte Moritz mich zu küssen, immer noch mit diesem volle-Windel-Ausdruck im Gesicht, den ich unbeabsichtigt leider persönlich nahm. Als ich wegen seiner andauernden Bemühungen einen Lachkrampf bekam, weil ich ständig Antje die Robbe vor meinem geistigen Auge hatte, war er zutiefst beleidigt. Er hatte sich da wohl mehr erhofft, der Black Death! Unter dem Vorwand, dass ich dringend einer Notdurft nachgehen müsse, ließ er endlich von mir ab und ich machte mich auf die Suche nach Steffi und Thea. Die hatte ich seit mindestens drei Stunden aus den Augen verloren. Nachdem ich die Discohalle zwei Mal durchquert hatte und meine Begleiterinnen nicht gefunden hatte, entdeckte ich einen Durchgang zu einem Nachbarzelt. Dort fand - wie sicher bei jedem Dorffest - das Bullenreiten statt. Und sieh einer an! Wer ritt denn da den Bullen? Thea und Steffi! Und zwar gleichzeitig. Thea saß vorn auf dem Bullen und hielt sich mit nur einer Hand an einem Lederriemen fest, während Steffi sich von hinten schonungslos an Theas Brüsten festkrallte. Während Thea krampfhaft versuchte, nicht vom Bullen zu fallen, konnte man gleichzeitig ihren empörten Gesichtsausdruck, den sie sicher wegen Steffis Händen auf ihren Brüsten hatte, bestaunen. Da ich Augenzeuge dieser Show werden durfte, ereilte mich ein beispielloser Lachkrampf, der mir am nächsten Tag einen schönen Bauchmuskelkater bescherte. Das war ein Bild für Götter. Während der Moderator ein ums andere Mal die Schwierigkeitsstufe erhöhte, drang Folgendes aus den Lautsprechern:
„Stricken war gestern. Bullenreiten ist heute. Und diese beiden Damen hier haben es ganz besonders drauf. Hat das die Welt schon gesehen?“ oder „Da reiten sie den wilden Bock, der sich dreht und sich bewegt als würde er aus seinen Angeln springen und tatsächlich davonlaufen wollen!“ Und endlich! Beim letzten Satz flogen Steffi und Thea in hohem Bogen vom Bullen herunter und unter frenetischem Applaus verbeugte sich Steffi wie nach einer solistischen Opernarie und Thea kämpfte mit einigen Schwierigkeiten, im Scheinwerferlicht ihren BH zu richten.
Lustiger konnte der Abend nicht mehr werden und deshalb beschlossen wir, langsam den Heimweg anzutreten. Die Rheinsberger Kirchturmuhr schlug bereits zum zweiten Mal nach Mitternacht, weswegen auch kein Bus mehr fuhr. Angesichts der Tatsache, dass es bis zum Hotel nur zwei Kilometer waren, machte es uns überhaupt nichts aus, den Weg zu Fuß zurückzulegen. Vielleicht war der eine oder andere Anwohner nicht sehr angetan, weil wir lauthals mehrere Male das Lied vom DJ Ötzi schmetterten, dennoch, bierselig wie wir waren, fühlten wir uns großartig.
Kapitel 17
Abreisetag. Schon!
Noch während eines ausgedehnten Schlemmer-, aber vor allem Katerfrühstücks stellten wir uns wehmütig der harten Realität, dass wir heute den Heimweg antreten mussten - zurück in unseren Familien- und Arbeitsalltag. Ein kurz zuvor durchgeführter Gesichts-Check stimmte mich milde, da die Rötungen und Schwellungen vom Vortag verschwunden waren. Fassungslos musterte Steffi mich: „Schöne Augenbrauen Paula. Wirklich schöne Augenbrauen“, lobte sie.
„Wie? Hab ich etwa noch welche?“, fragte ich unsicher.
„Jawohl! Und so einen klaren Gesichtsausdruck hattest du lange nicht mehr. Das Hyaloron hat echt Wunder bewirkt“, staunte sie nicht schlecht. Thea kam augenblicklich herbeigeeilt und
Weitere Kostenlose Bücher