Zum Glueck ein Poerßenel-Trainer
Haus betraten, stand Bernd im Flur, mit vor der Brust verschränkten Armen und nicht unwesentlich verärgertem Gesicht. Ich wollte jetzt nicht in Theas Haut stecken. Thea bestimmt auch nicht. „Bernd“, stammelte sie.
„Komm Lucy, wir gucken mal, was die Oma macht“, versuchte ich Lucy aus der Schusslinie zu nehmen.
„Nein, ich bleib bei Mama.“ Sie hockte sich stur auf Theas Fuß, hielt sich an ihrem Bein fest und bewegte sich kein Stück von der Stelle. „Wir haben mit Mama zu reden“, sagte sie mit großen wichtigen Augen.
„Achso?“, fragten Thea und ich gleichzeitig.
Mein Vater trat in den Flur.
„Nun kommt doch erst einmal in die Küche. Ihr müsst ja nicht so ungemütlich im Flur stehen wie die Schafe.“ Er machte eine einladende Handbewegung, der wir folgten. Ein weiteres Mal versuchte ich Lucy zu ködern. Ich kramte sämtliche Parfüm- und Cremeproben aus meiner Handtasche, die mir Ophelia-Rabiya bei unserer Verabschiedung in die Tasche geschenkt hatte, hervor und drückte sie Lucy in die Hand. Mit großen dankbaren Augen setzte sie sich an den Küchentisch und verfolgte aufmerksam das Geschehen.
Meine Mutter begrüßte uns wenig herzlich und sah ein wenig aus wie der Moritz aus Rheinsberg. Oder sie hatte tatsächlich gerade an einer vollen Windel geschnüffelt. Wer vermochte das schon zu sagen?
Thea setzte sich auf einen der Küchenhocker und ließ resigniert den Kopf hängen.
„Tja Bernd, dann lass uns reden.“ Mein Vater und ich setzten an, die Küche zu verlassen. Meine Mutter blieb wie festgenagelt auf ihrem Stuhl sitzen. Diese Show wollte sie sich unter keinen Umständen entgehen lassen. Bernd stellte sich vor die Küchentür, immer noch mit verschränkten Armen.
„Nein, Johann, du kannst ruhig hier bleiben.“ Bernd drehte sich zu mir. „Und du auch Paula, ich habe keine Geheimnisse vor euch. Ich sage nur, was endlich mal gesagt werden muss.“ Bernd reckte kampflustig sein Kinn nach vorn und ich war schwer beeindruckt. In diesem Moment musste ich mir selbst eingestehen, dass ich die ganze Zeit eher mit Bernd sympathisierte, denn mit Thea. Thea wusste nur zu geschickt, wie sie die ganze Zeit den Spieß umzudrehen hatte und Bernd für die angespannte Familiensituation die Schuld einräumte, auch wenn das nur zu Bernds vermeintlich „Bestem“ geschah. Ich setzte mich wieder hin. Meine Mutter nickte die ganze Zeit, ohne etwas zu sagen. Warum, verstand keiner, war bestimmt pathologisch! „Gut Bernd, wenn du meinst, dann lass uns reden!“ Sie blickte beleidigt in die Runde. „Von mir aus auch vor meiner Familie.“ Sie zuckte lässig mit den Schultern, wobei man ihr ansah, dass die Gleichgültigkeit nur gespielt war. Wer Thea kannte, las in ihrer Mimik und Körperhaltung. Angriff war wohl die beste Verteidigung, weshalb Thea sich jetzt nicht mehr zurückhielt.
„Dann erzähl uns doch mal, mein lieber Bernd, wo du die letzten vierzehn Feierabende verbracht hast.“ Herausfordernd reckte jetzt Thea ihr Kinn nach vorn. Bernd räusperte sich. Mein Vater auch. Dem war die ganze Situation mehr als unangenehm.
„Ich glaube, ich habe noch Laub zu saugen“, versuchte er geschäftig, aber Bernd versperrte meinem Vater weiterhin den Weg nach draußen. Er dachte nicht daran, auch nur einen Schritt beiseite zu gehen. Meine Mutter gab ein „Pah“ von sich, was auch immer das in dieser Situation heißen sollte. „Meine Feierabende? Du meinst MEINE FEIERABENDE?“, fragte Bernd schneidend. „Liebe Thea, meine Feierabende haben schon lange nichts mehr mit „Feiern“ zu tun. Wenn ich völlig geschafft und hungrig von der Arbeit komme, stehst du sauertöpfisch mit einem deiner Holzkochlöffel in der Tür und, egal was du sagst, ich höre nur noch Hyper-cholesterin-ämie! Ich kann nicht mehr! Du hast mich für alle Zeiten versaut, ich werde nie wieder Gemüse essen! Und ich liebte Gemüse!“ Bernd schrie. Er schimpfte sich all seinen, seit einem halben Jahr, angestauten Groll von seiner sensiblen Fleisch-ist-mein-Gemüse-Seele. Jetzt war erst mal Ruhe. Das hatte gesessen. Thea war blass und atmete flach.
Mein Vater trat nervös auf der Stelle. „Vielleicht hat er sich ja irgendetwas dabei...“ Weiter kam er nicht.
„Ruhe!“, schnauzte Thea unseren Vater an. Der hielt entsetzt inne. Thea musterte ihren kampflustigen Bernd. Lucy rutschte nervös auf ihrem Kinderhocker hin und her, während sie sich nervös mit der teuren Lancome- Fetthaltig-für-die-Nacht-Probe die Hände
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