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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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eingehend beobachtet wie ich …»
    «Sehr witzig …»
    Wir redeten noch ein wenig und vergaßen dabei fast den Krankenhausrahmen, in den unsere Unterhaltung eingebettet war. Wir redeten wie ein Liebespaar, das eine schwere Krise erfolgreich überwunden hatte und dessen Beziehung auf festen Beinen stand. Doch das war nicht der Fall. Von wegen Krise überwunden, von wegen feste Beine. Ich sah Élise an, sah, wie schön sie war, und dachte: Sie ist eigentlich diejenige, die es sich zu beobachten lohnen würde. Nicht ich. Auf einmal kam mir unser harmloses Geplauder so bedeutungsschwer vor. Selbst unser harmonisches Beisammensein hatte etwas Trauriges. Irgendetwas an dieser Harmonie gefiel mir nicht. Ich weiß nicht, warum ich sie plötzlich fragte:
    «Hast du jemanden kennengelernt?»
    «Was?»
    «Ob du einen anderen Mann kennengelernt hast?»
    «Ach was … nein … natürlich nicht …»
    Nach einer Weile stand sie auf und meinte, sie würde mir noch ein paar Sachen vorbeibringen. Wir hielten zusammen. Wie wir es gewohnt waren. Es war ein naiverGedanke von mir gewesen, dass mir die Trennung helfen würde. Dass meine Rückenprobleme zum Teil auch mit der Beziehung zu Élise zu tun hatten. Ich stellte eben alles infrage. Weil ich wollte, dass es wieder aufwärtsging. Aber ich hatte mich getäuscht. Die Vorstellung, ohne Élise zu leben, machte mir Angst, vor allen Dingen jetzt, da sie mich allein in diesem Zimmer zurückließ.
    Ich blieb ein paar Tage im Krankenhaus. Wie immer, wenn ich mich in ärztliche Obhut begab, gingen die Schmerzen weg. Es wurden wieder Röntgenaufnahmen gemacht, man nahm mir Blut ab, probierte alles, was die Krankenkasse hergab, doch das führte zu keinen neuen Erkenntnissen. Mein Rücken hatte den Betrieb eingestellt, und ich vergaß die Welt um mich herum: Ein Krankenhaus ist ein von der Außenwelt abgeschlossener Bereich, die Hauptattraktion meines Tagesablaufs bildeten die Mahlzeiten. Ich aß Brei, schaute mir dämliche Sendungen im Fernsehen an und befand, dass es mir gar nicht so schlecht ging.

6
    Intensität der Schmerzen: 1

Gemütslage: benebelt

7
    Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wurde ich von Édouard und Sylvie abgeholt. Wir stiegen ins Auto, sie setzten sich vorne hin, ich nahm hinten Platz, so wie es Eltern mit Kind machen. Von Zeit zu Zeit prüften sie mit einem Blick in den Rückspiegel, ob bei mir hinten auch alles in Ordnung war. Ich war bereit, ihnen überallhin zu folgen, überließ mich voll und ganz ihrer Güte. Sie machten einen rundum zufriedenen Eindruck und wirkten glücklich wie lange nicht mehr. Ich fürchtete fast, Édouard könnte gleich anfangen zu pfeifen. Und Sylvie rot werden. Man hätte meinen können, wir brechen alle drei zu einer Landpartie auf, wollten den Sonntag am See verbringen, wo wir ein hübsches Fleckchen zum Picknicken kennen würden. Sie sahen sich von der Seite an; von der Seite ist der ideale Winkel für sanfte Blicke. Es wurde immer offensichtlicher: Sie trugen ihre Liebe auf meinem Rücken aus. Also setzte ich hie und da eine kleine Leidensmiene auf, damit sich die beiden auch nützlich vorkamen.
    Das Gästezimmer war sauber und bezugsfertig. Und der Duft von Lasagne (mein Lieblingsgericht) lag in der Luft. Von Sylvie eigenhändig zubereitet.
    «Wir haben uns Sorgen gemacht …», gestand Édouard.
    «Aber ich hab nichts. Sie haben mich noch mal untersucht. Alle Tests ergeben, dass ich eigentlich kerngesund bin. Vom medizinischen Standpunkt aus.»
    «Hast du immer noch Schmerzen?»
    «Ein bisschen.»
    «Aber es muss doch irgendein Mittel dagegen geben. Das gibt’s doch gar nicht.»
    «Das hoffe ich auch. Aber ich hab so ein bisschen den Glauben daran verloren.»
    «Hör mal, ich hab da eine Idee …»
    «Echt? Was denn?»
    Es schien ihm irgendwie peinlich zu sein. Er rückte etwas näher und sagte leise:
    «Ja, ich glaube, ich weiß, was du brauchst …»
    «Jetzt bin ich aber gespannt …»
    In dem Moment rief Sylvie streng: «Zu Tisch!» Man durfte sie unter keinen Umständen warten lassen.
    «Na gut, dann erklär ich dir das später …», hauchte Édouard und kratzte sich an der Backe.
    «Nein, sag jetzt. Mach’s halt kurz.»
    «Nein, das geht jetzt nicht so auf die Schnelle …»
    «…»
    Während des Essens stellte mir Sylvie in einer Tour Fragen: «Und? Schmeckt’s?», «Ist die Béchamelsauce gelungen?», «Besser als beim Italiener, oder?», «Freust du dich, dass du aus dem Krankenhaus raus bist?» und so weiter.

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