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Zum Glück Pauline - Roman

Zum Glück Pauline - Roman

Titel: Zum Glück Pauline - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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Gunstbezeigung war der Empfang schlecht. Die Liebe meiner Eltern drang nur schwer zu mir durch. Ich löschte die Nachricht und hörte mir die nächste an. Es war ein seltsames Gefühl, das Objekt solcher Sympathiebekundungen zusein. Ich vernahm die Stimme meiner Sekretärin und die von Élises bester Freundin. Es mag blöd klingen, aber zum ersten Mal seit Langem kam es mir so vor, als würden die Leute mich mögen. Ich hatte mich in meine Einsamkeit hineingesteigert. In Wirklichkeit hatte ich Freunde, die mir halfen und sich um mich kümmerten. Der Gegensatz zwischen meiner eigenen Sicht der Dinge (ich traf Entscheidungen, die darauf abzielten, meinen Gesundheitszustand zu verbessern) und der Außenwahrnehmung (ich war arbeitslos, würde demnächst geschieden werden und lag im Krankenhaus) fiel mir nicht weiter auf. Von außen betrachtet waren die Umstände wohl einen kleinen aufmunternden Anruf wert.
    Schließlich kam eine Nachricht von Audibert. Mit äußerst gesetzter Stimme (die er nur auspackte, wenn etwa entscheidende Verhandlungen mit den Japanern anstanden) bat er mich um Rückruf: «Ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.» Er fügte sogar hinzu: «Es ist dringend.» Ich fragte mich natürlich schon, was das sein konnte. Aber das machte man nicht, am Sonntagabend zurückrufen, auch wenn er meinte, es sei «dringend». Diese Anstandsregel kam mir ganz gelegen: Ich hatte gar keine besondere Lust, ihn anzurufen. Audibert war mir eigentlich egal. Was er mir mitzuteilen hatte, wie es in dieser Affäre weiterging, alles, was die Arbeit betraf, interessierte mich überhaupt nicht mehr. Ich wollte bloß ein wenig schlafen. Aber wie? Mit Schäfchenzählen hatte ich es noch nie probiert. Der Gedanke, eine Horde Schafe könnte eine Einschlafhilfe sein, war mirimmer reichlich absurd vorgekommen. * Ich stellte mir vor, wie die Schafe auf mich draufsprangen und wie ich unter einem Haufen aus Wolle begraben lag. Aber ich kam mir dabei so lächerlich (wie die Schafe) vor, dass ich lachen musste. Vom Einschlafen war ich weit entfernt, aber immerhin tat mir mein Rücken kaum noch weh. Die Schafe hatten mich abgelenkt. War doch eine gute Idee gewesen, sie anzurufen.
     
       * Wer die Geschichte mit den Schafen wohl erfunden hat? Wer kam als Erstes auf diesen Gedanken: «Ich glaube, heute Abend werde ich die Schafe zählen, damit ich besser einschlafen kann.» Und wie hat diese Person es in der Folge fertiggebracht, die ganze Welt mit dieser Methode zu infizieren?

8
    Intensität der Schmerzen: 1

Gemütslage: tiefenentspannt

9
    Schon lange hatte ich nicht mehr so gut geschlafen. Sich von materiellen Dingen zu lösen, schien mir der richtige Weg zu sein. Ich spürte, es war eine Erleichterung, einige Verbindungen zur Welt zu kappen. Modernes Leben und gesunder Schlaf sind schwierig unter einen Hut zu bringen. Man kommt gar nicht mehr zum Abschalten. Ich hatte ständig die Nachrichten verfolgt; wusste über jedes Attentat, jede Regierungserklärung, jedes Sportergebnis sofort Bescheid. Ich hatte wie Millionen andere gelebt. Grund genug, mit den Nerven am Ende zu sein. Doch all das lag nun hinter mir. Die Welt konnte getrost untergehen, es war für mich nicht mehr von Belang. Ich warf einen Blick auf die Uhr: fast zehn. Unglaublich. Wann hatte ich das letzte Mal so lange geschlafen? Der seiner frühen Morgenstunden beraubte Tag, der vor mir lag, erschien mir in den schillerndsten Farben.
    Jemand hatte einen Zettel unter der Tür durchgeschoben. Ich erhob mich gemütlich und las ihn auf. Ich erkannte sofort Édouards Gekritzel. * Er schlug vor, sich zum Mittagessenzu treffen. Ganz klein hatte er noch dazugeschrieben: «Dann können wir in Ruhe reden …» Wie bedeutungsschwanger diese drei Pünktchen waren. Das roch nach massivem Getuschel. Er hatte da ja noch diese Idee, wie man meinen Rückenschmerzen Abhilfe schaffen könnte, aber gestern waren wir nicht mehr dazu gekommen. Ich würde das später entscheiden. Ich wollte nach dem Aufwachen nicht gleich das Tagesprogramm festlegen, lebte lieber von einer Minute in die andere hinein. Außerdem hatte ich schon den ganzen Sonntag mit Édouard und Sylvie verbracht. Ich brauchte eine Pause. Als hätte sie darauf gewartet, dass ich aufwache, erschien Sylvie:
    «Bist du jetzt endlich wach?»
    «Ja, seit ein paar Minuten.»
    «Ich hab Kaffee gekocht. Soll ich dir das Frühstück ans Bett bringen?»
    «Nein. Ich steh auf und komm in die Küche runter …»
    Nach einem solchen Satz

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