Zum Glück verführt: Roman (German Edition)
mitbekommen, dass Lyon Ratliff eine Ladung Pflanzen für die Ranch bestellt hatte. Und die Frau des Gärtnereibesitzers war vor Stolz fast geplatzt, als sie den Kundinnen verkündete, dass ihr Mann die Gehölze am Donnerstagmorgen liefern und einsetzen würde.
Als Andy am anderen Morgen aufwachte, reifte in ihr ein Plan. Im Stillen dankte sie Les für die Inspiration. Sie entschied sich für einen leichten wildseidenen Hosenanzug mit einer ärmellosen, korallenroten Bluse. Steckte das Haar im Nacken zu einem Knoten zusammen, zumal die strenge Frisur ihre professionelle Kompetenz unterstrich. Dann fuhr sie in Richtung Ratliff-Ranch und stellte den Wagen etwa eine Meile vor ihrem Ziel auf dem Seitenstreifen ab. Hoffentlich war sie nicht zu spät dran.
Nachdem sie etwa zwanzig Minuten gewartet hatte, sah sie den schwer beladenen Gärtnerei-Lkw über den Highway herantuckern. Sie sprang aus dem Wagen und winkte mit ihrem Sonnenhut – eine hilflose, junge Frau, die verloren am Straßenrand stand. Wie von ihr heimlich eingeplant, hielt der Lastwagen kurz hinter ihr. Sie lief zu dem Fahrer hin, der hilfsbereit aus dem Führerhaus sprang.
»Danke, dass Sie angehalten haben«, rief sie atemlos.
»Guten Morgen. Was ist denn mit Ihrem Wagen los, junge Dame?«
Sie biss die Zähne zusammen und nötigte sich zu einem Lächeln. »Ich weiß auch nicht. Keine Ahnung«, seufzte sie resigniert. »Ich wollte zur Ratliff-Ranch, wo ich mit Gracie verabredet bin. Hab mich ohnehin verspätet, und jetzt auch noch das! Sie macht sich bestimmt Sorgen, ob mir unterwegs irgendetwas passiert ist. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich bis zur nächsten Telefonzelle mitzunehmen?«
Sie hatte keinen Schimmer, wer Gracie war. Lyon hatte den Namen beiläufig im Restaurant erwähnt. Womöglich eine Verwandte, Köchin, Haushälterin … oder auch seine Frau? Hatte sie schon mal irgendwo gelesen, dass er verheiratet war? Merkwürdig, aber der bloße Verdacht wurmte sie. Jedenfalls funktionierte der Trick mit Gracie. Der Gärtnertyp grinste breit.
»Ich mach Ihnen einen besseren Vorschlag. Ich bin auf dem Weg zu den Ratliffs. Was halten Sie davon, wenn ich Sie direkt bis vor die Haustür fahre?«
Theatralisch gestikulierte sie mit ihren Händen. »Oh, ja? Das ist aber nett von Ihnen. Sie sind echt ein Engel! Dann komme ich wenigstens noch zu meinem Job und kann von dort in der Werkstatt anrufen. Macht es Ihnen auch wirklich nichts aus, mich mitzunehmen?
« , setzte sie mit einem strahlenden Lächeln hinzu.
»Ach was, ganz bestimmt nicht.«
»Ich hol nur schnell meine Tasche und schließ den Wagen ab.« Sie wirbelte herum, steuerte auf hohen Hacken zurück zu ihrem Auto und dankte der himmlischen Vorsehung, dass der Gärtner so leichtgläubig war. Er hatte nicht mal nachgefragt, was für einen Job sie denn meinte.
Er stellte sich ihr als Mr. Houghton vor, und als sie ungelenk auf den Beifahrersitz kletterte, schaute er höflich weg.
Obschon es in der Fahrerkabine laut und stickig war – es roch durchdringend nach Blumenerde und Düngemitteln –, plauderte Andy angeregt mit Mr. Houghton, während sie auf das elektronisch gesicherte Eingangstor der Ratliff-Ranch zufuhren.
Houghton bremste mit quietschenden Reifen, aber Lyon hatte den Laster offenbar schon vorher registriert. Die Tore zu der geteerten Auffahrt schwangen auf, und ein zahnloser Cowboy winkte sie durch. Ob er Andy wahrnahm oder daran zweifelte, dass sie mit einem grünen Daumen gesegnet wäre, ließ er sich mit keiner Miene anmerken. Als der Lkw schließlich durchs Tor rollte und sie durch den Seitenspiegel beobachtete, wie es sich hinter ihnen schloss, seufzte Andy spontan erleichtert auf.
»Ich lass Sie an der Vordertür raus. Schätze, Mr. Ratliff erwartet mich am Westflügel.«
»Danke, das ist sehr aufmerksam von Ihnen.« Sie schenkte ihm ein hinreißendes Zahnpasta-Lächeln. Das passte ihr hervorragend ins Konzept. Zumal Lyon demnach sicher noch ein ganze Weile beschäftigt war. Lyon? Wie kam sie denn auf das schiefe Brett? Für sie war und blieb er immer noch Mr. Ratliff !!!
Das beeindruckende Anwesen hätte eher nach Südkalifornien gepasst als in die weiten texanischen Ebenen. Gesäumt von Pekannussbäumen, knorrigen Eichen und Baumwollsträuchern, verströmte der weitläufige Komplex den Charme stilvoller Landhäuser. Das Haus war zweistöckig, Andy gewann jedoch rasch den Eindruck, dass es mit seinen zahllosen Flügeln und Erkern endlos viel Raum bot.
Das
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