Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)
Lüftungsöffnungen und hatte eine zähflüssige, beinahe tastbare Qualität, die mich mehr an leuchtenden Schlamm als an Sonnenlicht erinnerte. Die Granaten- und Raketeneinschläge wirkten unter diesen Umständen wie unglaublich gewaltsame Wetterphänomene, als eine Art Killer-Wetter. Wenn sie dann einmal aufhörten, wurde dieses beinahe bußfertige Sonnenlicht auf uns heruntergespült. Dies sind Gedankengänge, die man wahrscheinlich erst nach vier Tagen ohne Schlaf verstehen kann.
In diesem September sah man den Augen der Männer im Unterstand an, wie ungeheuer frustriert und wütend sie waren. Wenn ich beobachten musste, wie die Geschosse in den Stellungen meiner Freunde einschlugen, wenn ich die Schockwellen spürte und mich auf den Boden meines eigenen Unterstands presste, fühlte ich dasselbe. Kurze Anfälle mörderischer Wut schossen durch mein Gehirn. Es war die Art von unbeschreiblichem Hass, den man nur gegenüber den heimtückischen Arschfickern empfinden kann, die jeden Tag den stählernen Tod auf einen herabregnen lassen. Allerdings war man mit dieser Wut wie gelähmt. Man konnte sie nicht ausleben. Sie hatte weder ein konstruktives noch ein destruktives Ziel. Der Irrsinn dieser Unterstände versickerte einfach im Nichts. Es war eine Zen-Übung, mit einem Sandsack zwischen sich selbst und dem Verlöschen dazusitzen, während einem die Gedanken in riesigen, schmutzigen Schweißperlen das Gesicht hinunterströmten.
Die Phalangisten kämpften in den Bergen über Ostbeirut tagelang mit den Drusen um die Stadt Bhamdoun. Tag und Nacht dauerten die erbitterten Kämpfe an, während die amerikanischen Stellungen im Nordabschnitt von gezielten und verirrten Geschossen getroffen wurden. Von den Feldern bei Ash Shuwayfat aus belegte die LAF-Artillerie das Schuf-Gebirge und die dahinterliegenden nördlichen Vorberge mit einer Symphonie unendlichen Donners mit Dauerbeschuss.
Schließlich gelang es den drusischen Truppen, die phalangistischen Stellungen in Bhamdoun zu überrennen. Im Gegenzug wurde die 8. Brigade der LAF, eine gemischte Einheit aus Christen und Muslimen, losgeschickt. Eigentlich erwartete man sich nicht viel von diesem Angriff. Zu aller Überraschung und zum Leidwesen der Drusen, der PLO, der Hisbollah und der syrischen Armee gelang es der 8. Brigade, bis Suq-al-Gharb vorzustoßen. Als sie dort auf den erbitterten Widerstand der von den Syrern geführten Verteidiger traf, erbat die LAF Unterstützungsfeuer von der amerikanischen Schiffsartillerie. Meines Wissens unterstützten die US-Diplomaten, angeführt von Sonderbotschafter Bud McFarlane, diese Bitte aus vollem Herzen. Der Kommandeur der Marines, Oberst Tim Geraghty, war jedoch von dieser Idee weit weniger begeistert. Im Schuf-Gebirge oberhalb des Flughafens standen mehr als 1000 Artilleriegeschütze, die Leuten gehörten, die von Hass auf die Vereinigten Staaten erfüllt waren. Wenn man jetzt aktiv die Partei der LAF ergriff, würden die Marines zur Zielscheibe dieser Kanonen werden. Solange Colonel Geraghty konnte, lehnte er deshalb die Schiffsartillerieunterstützung für die LAF klugerweise ab.
Frank und die Boat-Crews Alpha und Bravo operierten in diesen Wochen in der Umgebung von Suq-al-Gharb. Sie führten Aufklärungsmissionen durch und lokalisierten dabei mögliche Ziele, hauptsächlich feindliche Artilleriestellungen und Kommandobunker. Am 16. September wurden mehrere Artilleriegeschosse auf die amerikanische Botschaft in Westbeirut abgefeuert. Als Reaktion darauf lenkten Alpha und Bravo, unterstützt von ANGLICO-Einheiten, das Geschützfeuer der amerikanischen Kriegsschiffe auf drusische Artilleriestellungen im Schuf-Gebirge. Auch am 19. September operierte Franks Squad als vorgeschobene Artilleriebeobachtertruppe mit der Aufgabe der Feuerlenkung. Dabei feuerten die USS Virginia, Bowen und John Rodgers weitere 350 Geschosse ab, wobei sie dieses Mal die LAF-Einheiten in der Umgebung von Suq-al-Gharb unterstützten.
Jetzt herrschte endgültig Krieg, und die Vereinigten Staaten hatten auf einer Seite eingegriffen.
Vor der Küste lagen nun französische, britische und amerikanische Flugzeugträger. Gelegentlich waren sie wie große, graue, lauernde Ungeheuer am Horizont zu sehen. Ihre Kampfflugzeuge – Étendarts, Buccaneers und Tomcats – dröhnten täglich über dem Schuf. Sie kamen immer zu zweit in geringer Höhe mit fast Schallgeschwindigkeit vom Wasser herüber, drehten über dem Flughafen ein und donnerten im Tiefflug über
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