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Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition)

Titel: Zum Krieger geboren: Mein Leben als Navy Seal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Pfarrer
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Flughafens von Beirut war bereits seit zwei Tagen der Kampf um den Vorort Khalda in vollem Gang. So wie Wellen in einem Teich, wenn man einen Stein hineinwirft, hatte sich die Gewalt immer weiter ausgebreitet. Auf einen Vorstoß folgte ein Gegenstoß, auf einen Angriff ein Gegenangriff, bis in der ganzen Stadt gekämpft wurde. Etwa um die Mittagszeit fing es wieder an. In den Schuf-Bergen waren dumpfe Schläge zu hören. Dort oben braute sich etwas zusammen. Gegen Abend wurde das Raketen- und Artilleriefeuer immer stärker. Um 20.00 Uhr schlugen Geschosse in die schiitischen Viertel am Flughafen ein. Von den Höhen ins Tal und wieder zurück bildeten sich lang gestreckte Leuchtspurbögen. Kurz vor Mitternacht eröffneten die drusischen Batterien über der Stadt das Feuer und zwei Katjuscha-Raketen trafen das Saint-Georges-Krankenhaus. Bald darauf eröffneten auch Phalangisten, PLO, LAF, Hisbollah, Drusen und Amal das Feuer und stimmten in das Artilleriekonzert mit ein.
    Am frühen Morgen des dritten Tages kämpften so ziemlich alle gegen alle. Südlich der Innenstadt wurde die Küstenstraße nach Sidon unterbrochen, sodass die amerikanische und britische Botschaft von den angloamerikanischen Truppen am Flughafen abgeschnitten waren. Die Kämpfe hielten an und man beschloss, dass die SEALs die Beutel mit der Diplomatenpost zustellen sollten. In Anbetracht der sich ständig wandelnden taktischen Lage sollte das SEAL-Team auch noch die Botschaft im Auge behalten, für den Fall, dass eine Evakuierung nötig werden sollte.
    Nachdem wir unseren Auftrag erhalten hatten, fuhren wir mit der Sea Fox zur Iwo Jima hinüber. Wir erstatteten dem Stab der Einsatzgruppe Bericht, bestiegen die Boat-Crews Charlie und Delta zwei Bell-UH-1-Hubschrauber, sogenannte Hueys. Zwei AH-1-Cobra-Kampfhubschrauber sollten uns Geleitschutz geben.
    Die Hueys schwebten direkt aus Norden mit 80 Knoten im Tiefflug über der Küste ein. Ich saß mit meiner Waffe zwischen den Knien und den Füßen auf den Kufen in der Backbordtür der vorderen Huey und zielte nach unten. Neben mir hielt Speroni ebenfalls seine Knie in den Wind. Sein M-16 war nach vorne gerichtet. Wir sahen zuerst grüne, dann braune, dann rostrote Wasserbänder, als die Helikopter die Mole und das Hafenbecken überflogen.
    »Wir sind über Land«, krächzte die Stimme des Piloten in meinem Kopfhörer, als wir über ein brennendes Lagerhaus auf dem Hafengelände hinwegjagten. Die Doorgunner zogen den Verschlusshebel ihrer M-60-Maschinengewehre zurück, schwenkten diese erst nach hinten und dann nach vorn, um schließlich den Lauf auf das Häusermeer unter uns zu richten. Wir waren nun über Westbeirut. Der Morgen war klar, hell und tödlich.
    Ich streckte den Kopf aus dem Hubschrauber. Hinter uns konnte ich die waffenstarrenden Umrisse unserer Kampfhubschrauber-Eskorte erkennen. Auf dem Deck zwischen Speroni und mir lag der Grund für unsere Mission, zwei gelbe Nylonbeutel, die die Diplomatenpost für die US-amerikanische und die britische Botschaft enthielten. Die Beutel steckten ihrerseits in zwei fest zugezogenen Kampfrucksäcken.
    Dass ich mich freiwillig gemeldet hatte, in diese Scheiße hineinzufliegen, war vielleicht nicht die klügste Entscheidung meines Lebens. Ab und zu stieg hinter uns ein grünes Leuchtspurgeschoss aus den Gebäuden auf. Der Hubschrauberflug mochte vielleicht aufregend sein, aber eine Jeeppatrouille von Green Beach aus wäre glatter Selbstmord gewesen. Jetzt hingen wir einzig vom Wagemut und vom fliegerischen Können unserer Piloten ab.
    Obwohl heller Tag war, flog unsere Formation aus vier Helikoptern direkt in die Stadt hinein, hüpfte über Gebäudedächer, tauchte in die breiten Boulevards hinunter, um sie wie durch Schluchten entlangzufliegen, und streifte dann wieder dicht über Büros, Kaufhäuser und die ausgebrannten Gerippe zerstörter Gebäude. Ab und zu sausten wir so dicht über den Dächern dahin, dass wir die Wäsche von den Leinen saugten. An Straßenkreuzungen bogen wir manchmal rechtwinklig ab. Wenn wir wieder einmal über eine schmale Straße flogen, schauten völlig überraschte und entgeisterte Gesichter zu uns herauf.
    Bewaffnete Männer hoben ihre Waffen, wenn wir über ihnen auftauchten, aber wir waren einfach zu schnell, als dass sie uns als Ziele hätten erfassen können.
    Wir flogen eine scharfe Kurve nach Westen und näherten uns dem vorgesehenen Landeplatz, dem Mittelstreifen der Küstenstraße 300 Meter westlich der

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